Das Dampfhaus
verstorbene Rajah je besaß.
– O, versetzte Gourou Singh, der verächtlich den Mund spitzte, o… stärker!…
– Gewiß und ganz bedeutend! behauptete Banks.
– Keiner der Ihrigen, fiel der Kapitän Hod ein, den dies prahlerische Auftreten verletzte, keiner der Ihrigen wäre im Stande, jenem einen Fuß zu biegen, wenn er es nicht selbst will.
– Sie sagten?… schnarrte der Prinz.
– Mein Freund behauptet, erwiderte der Ingenieur, und ich bestätige es, daß dieses künstliche Thier dem Zuge von zehn Paar Pferden Widerstand leisten könne, und daß Ihre drei zusammengespannten Elephanten es nicht um einen Fuß breit fortbewegen würden.
– Das glaube ich unbedingt nicht, antwortete der Prinz.
– Sie thun sehr unrecht, das unbedingt nicht zu glauben, gab ihm Kapitän Hod zurück.
– Und wenn Eure Hoheit den Preis dafür zahlen wollen, fuhr Banks fort, so verpflichte ich mich gern einen zu liefern, der die Krast von zwanzig, unter den besten Exemplaren Ihrer Ställe ausgewählten Elephanten besitzt.
– Das ließe sich hören, erwiderte sehr trocken Gourou Singh.
– Und läßt sich auch ausführen!« versicherte Banks.
Der Prinz wurde allmählich lebhafter. Man sah, daß er Widerspruch nicht gern ertrug.
»Man könnte ja hier auf der Stelle eine Probe anstellen, sagte er nach kurzem Besinnen.
– Das kann man, antwortete der Ingenieur.
– Und sogar diese Probe, fuhr Gourou Singh fort, zum Gegenstand einer ansehnlichen Wette machen – im Falle Sie nicht die Furcht vor dem Verluste schreckt, so wie Ihr Elephant erschrecken würde, könnte er sehen, daß er sich mit meinen Elephanten messen soll!
– Der Stahlriefe, erschrecken, zurückweichen? rief Kapitän Hod. Wer wagt zu behaupten, daß der Stahlriefe zurückweichen würde?
– Ich, erwiderte Gourou Singh.
– Und was würden Eure Hoheit einsetzen? fragte der Ingenieur die Arme kreuzend.
– Viertausend Rupien, erklärte der Prinz, wenn Sie viertausend Rupien zu verlieren haben!«
Diese Summe entsprach etwa zehntausend Francs. Der Einsatz war ziemlich hoch, und ich sah, wie Banks, so zuversichtlich er auch war, doch eine so große Summe nicht auf’s Spiel setzen wollte.
Kapitän Hod hätte sofort das Doppelte gehalten, wenn sein bescheidener Sold ihm das erlaubte.
»Sie schlagen nicht ein? sagte da Seine Hoheit, für den viertausend Rupien nur eine verschwindende Kleinigkeit waren. Sie fürchten, viertausend Rupien daran zu wagen?
– Ich halte sie, fiel jetzt Oberst Munro ein, der herangekommen war und sich mit den wenigen, aber wichtigen Worten einmischte.
– Oberst Munro hält gegen mich viertausend Rupien? fragte Prinz Gourou Singh.
– Auch zehntausend, erwiderte Sir Edward Munro, wenn es Eurer Hoheit beliebt!
– Wie Sie wünschen!« antwortete Gourou Singh.
Die Sache wurde interessant. Der Ingenieur hatte des Obersten Hand gedrückt, wie um zu danken, daß er ihn gegenüber diesem prahlerischen Rajah nicht im Stiche gelassen habe, doch zog eine Wolke über seine Stirn, die mir die Frage nahe legte, ob er der mechanischen Kraft seines Elephanten nicht etwas zuviel zugemuthet habe.
Kapitän Hod strahlte vor Vergnügen, rieb sich die Hände und schritt auf den Elephanten zu.
»Nun Achtung, Stahlriese, rief er, es gilt für die Ehre Altenglands einzutreten!«
Alle unsere Leute standen auf der einen Seite der Straße. Auch von dem Seraï her war eine Anzahl Hindus herzugelaufen, dem bevorstehenden Wettkampfe beizuwohnen. Banks hatte sich nach dem Thürmchen zu Storr begeben, der durch künstlich vermehrten Zug das Feuer noch mehr schürte, indem er durch den Rüssel des Stahlriesen einen Dampfstrom abblasen ließ.
Inzwischen waren einige von Gourou Singh’s Dienern nach dem Seraï zurückgekehrt und holten von dort drei Elephanten, die man von Allem, was sie sonst trugen, befreit hatte. Die drei prächtigen, aus Bengalen stammenden Thiere übertrafen an Größe weit die, welche im südlichen Indien vorkommen. Als diese Riesen im kräftigsten Alter herankamen, bemächtigte sich meiner doch eine gewisse Unruhe.
Auf deren gewaltigen Rücken sitzende »Mahouts« leiteten sie mit den Händen und reizten sie durch Zurufe.
Als die Elephanten vor Seiner Hoheit vorüberschritten, blieb der größte derselben – ein wahrer Riese seines Geschlechtes – stehen, beugte beide Kniee, warf den Rüssel in die Höhe und begrüßte so den Prinzen als wohlerzogener Höfling. Dann führte man ihn und die beiden anderen näher an den
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