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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die langen Stunden hinwegzutäuschen suchen, wie man das rauchend, plaudernd und Whist spielend in jeder festen Wohnung zu thun pflegt.
    Während dieser Zeit hatten auch die Gewehre, zum Aerger des Kapitän Hod, vollkommen Ruhe; zwei »Schlems« aber, die er an einem Abend machte, gaben ihm den verlorenen Humor wieder.
    »Man kann wohl jeden Tag einen Tiger erlegen, sagte er, aber nicht jeden Tag einen »Schlem« machen!
    Gegen diese so richtige und klar formulirte Behauptung ließ sich füglich nichts einwenden.
    Am 17. Juni errichteten wir unser Lager nahe einem Seraï, wie man die speciell für die Reisenden bestimmten Bungalows bezeichnet. Das Wetter hatte sich ein wenig gebessert, und der Stahlriese, der im Laufe der vier letzten Tage hart gearbeitet hatte, bedurfte, wenn auch nicht der Ruhe, doch einiger Pflege. Wir kamen also überein, einen halben Tag und die folgende Nacht an dieser Stelle zu verbringen.
    Der Seraï ist die Karawanserei, das öffentliche Gasthaus an den Straßen Indiens, ein Viereck niedriger Gebäude, welche einen Hof umschließen und deren Ecken meist vier Thürmchen überragen, was dem Ganzen einen völlig orientalischen Charakter verleiht. In diesen Seraïs fungirt ein ausschließlich für den Dienst in denselben bestimmtes Personal, der »Bhisti« oder Wasserträger, der Koch, die Vorsehung der anspruchslosen Reisenden, welche sich mit Eiern und jungen Hühnchen zu begnügen wissen, und der »Khansama«, das heißt der Lebensmittel-Lieferant, mit dem man unmittelbar und meist zu sehr niedrigen Preisen ein Abkommen trifft.
    Der Wächter des Seraï, der »Peon«, ist ein einfacher Agent der ehrenwerthen Compagnie, welcher fast alle diese Etablissements gehören und die sie durch den Chef-Ingenieur des Bezirks beaufsichtigen läßt.
    Eine merkwürdige, aber in aller Strenge erhaltene Vorschrift in diesen Herbergen lautet dahin, daß jeder Reisende den Seraï vierundzwanzig Stunden lang benutzen darf; für einen längeren Aufenthalt daselbst braucht er die Erlaubniß des Inspectors. In Ermangelung einer solchen kann der erste Beste, Engländer oder Hindu, verlangen, daß er ihm seinen Platz räume.
    Selbstverständlich brachte unser Stahlriese, sobald wir Halt gemacht hatten, seine gewöhnliche Wirkung hervor, das heißt er wurde angestaunt, vielleicht mit neidischen Augen betrachtet. Ich muß indeß erwähnen, daß die dermaligen Bewohner des Seraï denselben mit einer Art Verachtung betrachteten – eine Verachtung jedoch, die viel zu gemacht erschien, um wahr sein zu können.
    Freilich hatten wir es nicht mit gewöhnlichen Sterblichen zu thun, die in Geschäften oder zum Vergnügen reisten; auch nicht mit einem englischen Officier, der sich nach den Cantonnements an der Grenze von Nepal begab, noch mit einem Hindu-Kaufmann, der seine Karawane nach den Steppen von Afghanistan, jenseits Lahore und Peschawar, führte.
    Es rastete hier nämlich kein Geringerer als der Prinz Gourou Singh in höchst eigener Person, der Sohn eines unabhängigen Rajah, der mit großem Pomp durch das nördliche Indien reiste.
    Dieser Fürst nahm allein die drei oder vier Säle des Seraï ein, sogar alle Zugänge und Nebenräumlichkeiten, welche für die Leute seines Gefolges eingerichtet worden waren.
    Ich hatte noch keinen Rajah auf Reisen gesehen. Gleich nachdem wir uns, eine Viertelmeile von dem Seraï, an einer reizenden Stelle neben einem kleinen Wasserlaufe unter dem Schutze prächtiger Pandaneen eingerichtet hatten, ging ich also, in Begleitung Banks’ und des Kapitän Hod aus, um das Lager des Prinzen Gourou Singh in Augenschein zu nehmen.
    Der Sohn eines Rajah, der eine Ortsveränderung vornimmt, thut das natürlich nicht allein. Wenn ich irgend Jemand nicht beneide, so sind es Diejenigen, welche keinen Fuß bewegen können, ohne gleichzeitig mehrere hundert Menschen in Bewegung zu bringen! Wahrlich, es ist doch besser, ein einfacher Fußgänger zu sein mit dem Quersack auf dem Rücken, den Stock in der Hand und die Flinte im Arme, als ein in Indien reisender Prinz mit all’ dem Ceremoniell, das sein Rang ihm auferlegt.
    »Da reist nicht ein einzelner Mann von einer Stadt zur anderen, meinte Banks, sondern es wechselt ein ganzer Flecken seine geographischen Coordinaten!
    – Ich lobe mir das Steam-House, erwiderte ich, und ich möchte nicht mit jenem Rajahsohne tauschen!
    – Wer weiß, bemerkte Kapitän Hod, ob dieser Fürst nicht selbst unser rollendes Haus seinem schwerfälligen Reise-Apparat

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