Das Dante-Ritual (German Edition)
ermordet?“
„Sieht nicht danach aus, Martin. Keine Kampfspuren.“
Rensing überlegte.
Philip Kramer hatte erklärt, Marcks habe gegen halb sieben einen Anruf bekommen. Kramers Worten zufolge, hatte Marcks im Anschluss an das Telefonat noch etwas zu erledigen gehabt.
„Er muss nach dem Spaziergang mit Kramer jemanden getroffen haben“, spekulierte Hagner, dessen Gedanken offenbar denen Rensings glichen. „Ist irgendwo hingefahren. Und da hat man ihn umgebracht. Der Mörder wartet ab, bis es schwärzeste Nacht ist, verstaut die Leiche im Kofferraum eines Autos und fährt zum Aasee.“
Rensing sah aus dem Fenster. Der graue, wolkenverhangene Himmel heute Morgen passte zu seiner Gemütsverfassung. „An dem Mord an Marcks ist irgendwas faul.“
„Inwiefern?“
„Warum hat sich der Mörder die Mühe gemacht, die Leiche im Aasee zu versenken? Er hätte doch wissen müssen, dass wir die Lage des Toten durch Handyortung bestimmen können.“
„Quatsch. Woher hätte der Mörder wissen sollen, dass Marcks´ Handy wasserdicht war?“
„Genau das ist der Punkt, Karl. Ich hab mich inzwischen beim Hersteller schlau gemacht. Dieser Handytyp ist zwar mit Gummidichtungen und Goretex-Membranen ausgestattet - das sind diese atmungsaktiven Poren, die man auch bei guten Regenjacken verwendet –, aber wasserdicht ist das Ding höchstens bis zu einer Tiefe von zwei Metern. Und das auch nur für die Dauer von ein paar Stunden. Kommt dir das nicht auch ein wenig spanisch vor?“
„Wieso?“
„Stell dich nicht so begriffsstutzig an, Karl. Der Mörder hat genau gewusst, dass wir die Leiche finden würden. Er wollte , dass wir sie finden.“
„Aber das ergibt doch keinen Sinn.“
Rensing überging den Einwand. „Was ist mit Kramers Kumpel aus der Drogenszene? Diesem Kevin Siegmann. Habt ihr den schon auftreiben können?“
„Scheint ausgeflogen zu sein. Aber wir bleiben am Ball. Sollen wir nach ihm fahnden lassen?“
„Nicht nötig. Hat keine Eile.“
Hagner marschierte zur Kaffeemaschine, füllte zwei Tassen und reichte eine seinem Chef. „Jetzt, wo du zwei Nächte drüber schlafen konntest: Bist du dir immer noch sicher, dass es richtig war, Bernhard Laurenz einfach so laufen zu lassen?“
„Laurenz ist schon genug gestraft. Wofür hätte ich ihn verhaften sollen? Leichenschändung? Pape war schon lange tot, als Laurenz ihm die Augen ausgestochen hat. Und für die Morde an Beekmann, Marcks und Geerts hat er Alibis. Nein, Karl, Papes Tod war ein tragischer Unfall. Bei den anderen Fällen haben wir es mit kaltblütigen, akribisch geplanten und vorsätzlichen Morden zu tun.
„Und Philip Kramer? Was hältst du von den Laborergebnissen?“
„Der Schuhabdruck und die Zigarettenkippe?“ Rensing lachte verächtlich. „Hast du im Ernst daran gezweifelt, dass die Untersuchung positiv ausfallen würde?“
„Wie meinst du das?“
„Kramer hatte völlig Recht. Man hat ihm eine Falle gestellt.“
Hagner sah seinen Chef zweifelnd an. „Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?“
„Marcks lockt Kramer an den Aasee und sorgt dafür, dass Philip Spuren hinterlässt: Einen Schuhabdruck am Wasser. Eine selbstgedrehte Kippe. Für uns sollte es aussehen, als habe Philip bei der Planung der Tat mitgewirkt. Als habe er sich absichtlich verhaften lassen, um für den nächtlichen Mord ein Alibi zu haben. Keine Ahnung, was man Stefan Marcks für eine Räuberpistole über das nächste Opfer aufgetischt hat. Er war wohl eh nur ein kleiner Laufbursche. Marcks erstattet Bericht: ‚Alles ist vorbereitet. Es kann losgehen.‘ Und dann erlebt er die größte – und letzte – Überraschung seines Lebens. Er selbst ist das nächste Opfer.“
„Ich blick da einfach nicht mehr durch“, stöhnte Hagner. „Die Pape-Nummer geht auf das Konto von Frank und Bernhard Laurenz. Einverstanden. Laurenz Junior ist tot. Der Senior hat für alle anderen Morde ein Alibi. Stefan Marcks ist als Verdächtiger wie geschaffen, aber auch er ist tot. Philip Kramers Name taucht irgendwie überall auf, aber beim Mord an Marcks hat er hier in einer Zelle gesessen. Wer bleibt denn da noch übrig? Dieser Lohoff?“
„Könnte ein heißer Kandidat sein. Aus dem werde ich einfach nicht schlau.“
„Geht mir genauso.“
„Und dank Strathaus dürfen wir ihn nicht in die Mangel nehmen.“
„Woran du dich wohl kaum halten wirst.“ Hagner grinste.
Rensing nickte nur geistesabwesend. Jan Lohoff könnte in der Tat noch zu einer wichtigen
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