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Das Dante-Ritual (German Edition)

Das Dante-Ritual (German Edition)

Titel: Das Dante-Ritual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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die Tür ist.“
    „Reg dich nicht auf. Ich mach es ja.“ Vorsichtig drehte er den reglosen Frauenkörper auf den Bauch und zog das Beistelltischchen heran. Mit einer schwungvollen Bewegung ließ er das Tuch aufrollen und besah sich die Instrumente. „Was, wenn ich einen Fehler mache?“
    „Besser bei ihr als bei Kramer. Einen Fehler kannst du dir leisten. Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd.“
    „Du hast gut reden.“ Er zog das seidene Stück Stoff noch ein wenig weiter herunter, um für den Eingriff freie Sicht zu haben. Mit gewandten Fingern tastete er die unteren Lendenwirbelkörper ab. Das lokale Betäubungsmittel hatte er ihr schon vor zehn Minuten gespritzt. Zwar wäre die Wirkung des Chloroforms vermutlich noch ausreichend gewesen, aber sicher ist sicher, dachte er. Jetzt stand der schwierige Teil an. Er zog die Latexhandschuhe über, griff nach der hauchdünnen Nadel und führte sie behutsam zwischen dem zweiten und dritten Wirbel ein. Als er die Nadel Richtung Wirbelkanal drückte, mahnte er sich in Gedanken zur Vorsicht. Die Kanülenspitze musste im Periduralraum zum Liegen kommen, dem mit lockerem Bindegewebe, Fett und einem Venengeflecht gefüllten Bereich, der sich zwischen dem Wirbelkörper und der harten Haut des Rückenmarks, der Dura Mater , befand. Er schob die Nadel noch einige Millimeter weiter in das weiche Fleisch der Frau hinein, dann hielt er inne. Nur nicht den dünnen Schlauch aus Haut durchstechen, der das Rückenmark umschließt. Er ließ die Kanüle los und schüttelte seine rechte Hand aus, die zu verkrampfen drohte. Dann griff er nach dem extrem feinen Katheter.
    „Was für Komplikationen können dabei auftreten?“, fragte die Stimme in seinem Rücken. „Allergische Reaktionen?“
    „Das wäre noch das kleinste Problem. Anscheinend hat sie eine intakte Blutgerinnung. Das ist gut, es hätte sonst zu einer starken Blutung kommen können. Was bei solchen Eingriffen immer droht, ist eine Infektion an der Stelle, wo ich sie punktiert habe. Auch damit ist wohl nicht zu rechnen, da ich eine sterile Nadel verwendet habe. Bleibt das Rückenmark. Wenn die Kanüle zu tief eingeführt wird, durchstößt sie die Rückenmarkshaut, und das Betäubungsmittel landet in dem mit Liquor gefüllten Raum, in dem sich auch das Rückenmark befindet.“
    „Liquor? Was ist das?“
    „Nervenwasser. Bei dieser Form der Betäubung spricht man von Spinalanästhesie. Vom Verfahren her etwas komplizierter, daher nichts für mich. So weit bin ich beim besten Willen noch nicht. Wenn ich dabei einen Fehler mache, kann es zu einer Querschnittslähmung kommen.“
    „Wäre schade um das hübsche Ding.“
    „Manchmal kannst du echt ein kaltes Arschloch sein.“
    „Mach weiter.“
    Er nickte gehorsam, nahm den Katheter wieder zur Hand und führte ihn langsam und übervorsichtig in die Kanüle ein. Als er ihn richtig zum Liegen gebracht hatte, hielt er wieder inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann griff er nach dem Lokalanästhetikum und spritze es in den Katheter.
    „Wenn ich alles richtig gemacht habe, dringt das Narkotikum jetzt langsam in die aus dem Rückenmark austretenden Nervenwurzeln ein und unterbricht die Schmerzleitung zum Gehirn. Den Katheter lasse ich stecken. So kann ich jederzeit weitere Betäubungsmittel nachspritzen.“
    „Nur, damit ich das richtig verstehe: Wenn die Wirkung des Chloroforms nachlässt, wacht sie ganz normal auf. Sie steht nicht unter Vollnarkose?“
    „Richtig. So wolltest du es doch haben, oder? Wäre sie wach, würde sie jetzt spüren, wie ihr Unterleib und ihre unteren Extremitäten zunehmend warm und schließlich gefühllos werden. Wenn sich die Wirkung voll entfaltet hat, kann sie ihre Beine mehrere Stunden lang nicht bewegen.“
    „Gut. Hoffen wir mal, dass unser Versuchskaninchen das überlebt. Und wenn nicht – c´est la vie . Sie ist nicht wichtig. Interessant wird es erst, wenn Philip Kramer auf diesem Tisch liegt. Ist das Inferno vorbereitet?“
     
    *
     
    Um kurz vor halb eins verließ Rensing das Präsidium und stieg in seinen alten Astra. Zehn Minuten später parkte er auf dem Domplatz, stieg aus und steuerte die Gasse neben dem Fürstenberghaus an. Wie bei seinem letzten Besuch, verzichtete er auf den Aufzug und stieg die Treppen zum Philosophischen Seminar empor. „Den Gang zurück, durch die Doppeltür hindurch, dann rechter Hand die zweite Tür“, fielen ihm die Worte der blonden Studentin aus dem Sekretariat wieder ein.
    Rensing

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