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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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es langging. Wenn die Masse es nicht verstand, hatte nichts von dem, was er oder Augustine oder die Taskforce tat, noch viel Sinn. Und die Masse verstand ganz offensichtlich überhaupt nichts. Die Stimmen, die in seine Richtung wehten, sprachen von der Wut auf eine Regierung, die Kinder hinmetzelte, schimpften zornig auf den »Völkermord am Morgen danach«.
    Er hatte daran gedacht, Kaye Lang anzurufen, um seine Fassung, sein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen, aber er hatte es nicht getan. Er war fertig, am Ende, in einem sehr realen Sinn.
    Er stieg die Stufen hinunter, vorbei an Fernsehteams, Kameras, Grüppchen von Beamten, Männern in blauen und braunen – Anzügen mit Sonnenbrillen und Knopf im Ohr. Polizei und Nationalgarde waren entschlossen, die Menschen vom Kapitol fernzuhalten, hinderten aber niemanden daran, sich der Menge anzuschließen.
    Dicken hatte schon beobachtet, wie einige Senatoren in einer dicht gedrängten Gruppe herunterkamen und sich ins Gewühl mischten. Auch sie hatten wohl das Gefühl, jetzt nichts Besonderes, Überlegenes mehr darzustellen. Jetzt gehörten sie an die Seite ihres Volkes. Er fand sie einerseits opportunistisch, andererseits aber auch mutig.
    Dicken kletterte über die Absperrungen und drängte sich in die Menge. Es war an der Zeit, dass er sich mit dem Fieber ansteckte und die Symptome verstand. Er hatte tief in sich hineingehorcht, und was er dabei gehört hatte, gefiel ihm nicht. Es war besser, zu den Kämpfern an vorderster Front zu gehören, ein Teil der Masse zu sein, ihre Worte und Gerüche in sich aufzunehmen und dann infiziert zurückzukommen, um daraufhin selbst analysiert, verstanden und zu etwas Nützlichem verwendet werden zu können.
    Das würde eine Art von Bekehrung darstellen und der Qual, nie richtig dazuzugehören, ein Ende bereiten. Und wenn die Masse ihn dabei umbrachte, war es vielleicht genau das, was er aufgrund seiner früheren Überheblichkeit und seines Versagens verdient hatte.
    Jüngere Frauen in der Menge hatten bunte Masken auf. Alle Männer trugen weiße oder schwarze Masken. Viele hatten Handschuhe an den Händen. Und nicht wenige Männer trugen enge schwarze Jacken mit IndustrieSchwebstoffschutzmasken, so genannte »Filteranzüge«, die den Versprechungen geschäftstüchtiger Händler zufolge die Ausbreitung des »Teufelsvirus« garantiert verhinderten.
    Die Menschenmenge an diesem Ende der Mall lachte und hörte beiläufig einem Redner im nächstgelegenen Pavillon zu – die tiefe, volle Stimme des Bürgerrechtlers aus Philadelphia klang zuckersüß wie Karamell. Er sprach von Führungsrolle und Verantwortung, von dem, was der Staat zur Eindämmung der Seuche tun müsse, und von der Möglichkeit – nur der Möglichkeit –, dass die Seuche vielleicht in den geheimen Kellern der Regierung selbst ihren Ursprung haben könne.
    »Manche schreien, sie stamme aus Afrika. Aber nicht Afrika ist krank, sondern wir. Andere schreien, es sei eine Teufelskrankheit, die uns nach der Prophezeiung befällt, um uns zu bestrafen …«
    Dicken ging weiter, bis er die leidenschaftlichhektische Stimme eines Fernsehpredigers vernahm, der von grellen Scheinwerfern angestrahlt wurde. Der große Mann hatte einen vierschrötigen Kopf und schwitzte in seinem allzu engen schwarzen Geschäftsanzug. Gestikulierend tänzelte er auf dem Podium herum und ermahnte seine Zuhörer, um Beistand zu beten und tief in sich zu gehen.
    Dicken dachte an seine Großmutter, der das sicher gefallen hätte. Er ging weiter.
    Allmählich dämmerte es, und er spürte, wie die Spannung in der Menge wuchs. Irgendwo außer Hörweite war etwas geschehen, war etwas gesagt worden. Die Dunkelheit löste einen Stimmungsumschwung aus. Straßenlampen gingen an und tauchten die Menge in ein leuchtendes, gespenstisches Orange. Als er nach oben blickte, sah er die Hubschrauber, die in respektvoller Höhe kreisten und wie Insekten brummten. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sie wohl alle mit Tränengas eingenebelt oder erschossen werden sollten, aber der Umschwung wurde nicht von Soldaten, Polizei oder Hubschraubern ausgelöst.
    Der Impuls rollte an wie eine Welle.
    Er spürte erwartungsvolles Verlangen, das wie eine Flut anstieg, und hoffte, ihm werde sich etwas Neues eröffnen, ganz gleich, was die Menge beunruhigte. Aber es tat sich eigentlich gar nichts Neues. Es war nur der Drang, sich irgendwie zu bewegen, erst in diese, dann in jene Richtung. Inmitten der dicht gedrängten Menge ging

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