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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wir es erforscht haben und heilen können. Glauben Sie mir, diese Leute machen sich wirklich Sorgen, und wenn Sie Schmerzen haben, leiden sie ebenfalls. Wir bitten Sie nicht, Geduld zu haben. Aber wenn wir überleben wollen, müssen wir klug sein.«
    Die Journalistin wandte den Blick von dem großen Monitor im Studio ab. »Spielen wir jetzt einmal einen Auszug aus der Aufnahme mit Dustin Hoffman ein …«
    Hoffman stand, die Hände in den Taschen seiner beigefarbenen, maßgeschneiderten Hose vergraben, in einem leeren Filmstudio.
    Zur Begrüßung lächelte er freundlich, aber ernst. »Ich heiße Dustin Hoffman. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie ich in dem Film Outbreak einen Wissenschaftler gespielt habe, der eine tödliche Krankheit bekämpft. Ich habe mich mit den Fachleuten an den National Institutes of Health und den Centers for Disease Control and Prevention unterhalten. Sie arbeiten jeden Tag mit aller Kraft dafür, dass SHEVA unschädlich gemacht werden kann und unsere Kinder nicht mehr sterben.«
    Die Reporterin unterbrach den Spot. »Tun die Wissenschaftler dort eigentlich etwas, das sie letztes Jahr noch nicht getan haben?
    Was ist neu an den Arbeiten?«
    Cosby zog ein gereiztes Gesicht. »Ich will nur mithelfen, dass wir uns in dem ganzen Durcheinander zurechtfinden. Ärzte und Wissenschaftler sind unsere einzige Hoffnung. Es geht nicht weg, nur weil wir auf die Straße gehen und alles anzünden. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam nachdenken und zusammenstehen, statt Aufruhr und Panik zu verbreiten.«
    Delia stand in der Badezimmertür, die stämmigen Beine nackt unter dem kleinen Motelhandtuch, die Haare in ein zweites Handtuch gewickelt. Sie starrte gebannt auf den Fernseher. »Das spielt doch alles keine Rolle mehr«, sagte sie. »Meine Babys sind tot.«

    Als Mitch vom Getränkeautomat am Ende der Zimmerreihen zurückkam, tigerte Morgan in einem weiten Bogen um das Bett hin und her und rang frustriert die Hände. »Ich muss immer wieder daran denken«, sagte der Junge. Mitch hielt ihm eine Dose Cola hin. Morgan starrte sie an, nahm sie ihm aus der Hand, riss den Verschluss ab und stürzte den Inhalt hinunter. »Wissen Sie, was sie getan haben, was Jayce getan hat? Als wir Geld brauchten?«
    »Das muss ich nicht wissen, Morgan«, erwiderte Mitch.
    »So behandeln sie mich. Jayce ist rausgegangen und hat einen Mann gesucht, der dafür bezahlt, und dann haben sie und Delia ihm einen geblasen und Geld dafür genommen. Du liebe Güte, und ich hab’ am Abend auch mitgegessen. Und am nächsten Abend auch. Dann sind wir getrampt, und Delia hat ihr Baby bekommen. Ich durfte sie nicht anrühren, nicht mal umarmen, mir legen sie nicht mal die Arme um den Hals, aber für Geld blasen sie den Kerlen einen, und es ist ihnen egal, ob ich es sehe!« Er schlug sich mit dem Handballen gegen die Schläfe. »Sie sind so dumm, wie das Vieh auf dem Land.«
    »Das war sicher ganz schön hart da draußen«, sagte Mitch. »Ihr hattet doch alle Hunger.«
    »Ich bin mitgegangen, weil mein Vater nicht so toll ist, wissen Sie, aber wenigstens schlägt er mich nicht. Er arbeitet den ganzen Tag. Sie haben mich mehr gebraucht als er. Aber ich will zurück.
    Ich kann nichts mehr für die beiden tun.«
    »Klar«, sagte Mitch. »Aber nichts überstürzen! Wir besprechen das.«
    »Ich hab’ die Scheiße so satt!«, schrie Morgan.

    Das Gebrüll war auch im Nachbarzimmer zu hören. Jayce fuhr im Bett hoch und rieb sich die Augen. »Der hat wieder seinen Anfall«, murmelte sie.
    Delia trocknete sich gerade die Haare und fügte hinzu:
    »Manchmal ist er nicht ganz bei Trost.«
    »Können Sie uns in Cincinnati absetzen?«, fragte Jayce. »Da wohnt ein Onkel von mir. Vielleicht können Sie Morgan jetzt wieder nach Hause schicken.«
    »Manchmal ist Morgan wirklich noch ein Kind«, sagte Delia.
    Kaye sah die beiden von ihrem Sessel aus an. Ihr Gesicht errötete durch ein Gefühl, das sie selbst nicht ganz verstand: Solidarität, gemischt mit tiefer Abscheu.
    Ein paar Minuten später traf sie draußen auf dem Laubengang des Motels auf Mitch. Sie fassten sich an den Händen.
    Mitch wies mit dem Daumen über seine Schulter auf die offene Zimmertür. Die Dusche lief wieder. »Schon das zweite Mal. Er sagt, er fühlt sich ständig dreckig. Die Mädels haben dem armen Morgan ganz schön übel mitgespielt.«
    »Was hatte er erwartet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dass sie mit ihm ins Bett gehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mitch leise.

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