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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Vielleicht will er einfach nur mit Respekt behandelt werden.«
    »Ich glaube, die wissen nicht, wie man das macht«, sagte Kaye.
    Sie drückte ihm die Hand an die Brust und streichelte ihn, den Blick auf etwas Unsichtbares, Fernes gerichtet. »Die Mädchen wollen in Cincinnati abgesetzt werden.«
    »Morgan will zum Busbahnhof«, sagte Mitch. »Er hat die Nase voll.«
    »Mutter Natur ist alles andere als freundlich oder sanft, was?«
    »Mutter Natur war schon immer ein bisschen eklig«, erwiderte er.
    »Das war’s dann also mit Rosinante und der AmerikaRundfahrt«, sagte Kaye traurig.
    »Du willst ein paar Leute anrufen, dich wieder einmischen, stimmt’s?«
    Kaye hob die Hände. »Ich weiß es wirklich nicht«, stöhnte sie.
    »Einfach abhauen und unser eigenes Leben führen, das kommt mir entsetzlich verantwortungslos vor. Ich möchte mehr wissen.
    Aber was werden sie uns jetzt noch sagen – Christopher, alle anderen von der Taskforce? Ich bin jetzt draußen.«
    »Es gibt eine Möglichkeit, weiter mitzuspielen, allerdings nach anderen Regeln«, sagte Mitch.
    »Der reiche Typ in New York?«
    »Daney. Und Oliver Merton.«
    »Dann fahren wir nicht nach Seattle?«
    »Doch«, erwiderte Mitch, »aber ich rufe Merton an und sage ihm, dass ich interessiert bin.«
    »Ich will immer noch unser Baby bekommen«, erklärte Kaye mit aufgerissenen Augen und einer Stimme, so zerbrechlich wie eine getrocknete Blume.
    Die Dusche rauschte nicht mehr. Sie hörten, wie Morgan beim Abtrocknen abwechselnd vor sich hin summte und fluchte.
    »Es ist schon komisch«, sagte Mitch fast unhörbar leise. »Ich hatte bei der ganzen Sache ein sehr ungutes Gefühl. Aber jetzt …
    auf einmal erscheint es völlig selbstverständlich – die Träume, und dass ich dich getroffen habe. Ich will das Baby auch. Wir können nicht einfach so tun, als wüssten wir nichts.« Er holte tief Luft, blickte auf, bis sich ihre Blicke trafen, und fügte hinzu: »Gehen wir also in den dunklen Wald, aber mit einer besseren Landkarte.«
    Morgan kam heraus auf den Laubengang und starrte sie mit großen Augen an. »Ich bin so weit. Ich will nach Hause.«
    Kaye sah ihn an und hätte unter seinem durchdringenden Blick fast den Kopf eingezogen. Die Augen des Jungen schienen tausend Jahre alt zu sein.
    »Ich bringe dich zum Busbahnhof«, sagte Mitch.
70
    National Institutes of Health, Bethesda
5. Mai
    Vor dem Natcher Building traf Dicken auf Dr. Tania Bao, die Leiterin des National Institute of Child Health and Human Development. Gemeinsam gingen sie weiter. Die kleine, korrekt gekleidete Bao mit ihrem gelassenen, alterslosen Gesicht – flach und breit, winzige Nase, Lippen immer zu einem Lächeln aufgelegt –
    und den leicht hängenden Schultern hätte man auf Ende dreißig schätzen können, aber in Wirklichkeit war sie dreiundsechzig. Sie trug einen hellblauen Hosenanzug und Mokassins mit Fransen.
    Mit kleinen, schnellen Schritten spazierte sie eilig über das unebene Gelände. Die nie endenden Bauarbeiten an den NIH waren aus Sicherheitsgründen unterbrochen worden, aber zuvor hatte man schon die meisten Gehwege zwischen Natcher Building und Magnuson Clinical Center aufgerissen.
    »Früher war das NIH Gelände offen«, sagte Bao. »Und jetzt beobachtet die Nationalgarde uns auf Schritt und Tritt. Ich kann nicht einmal mehr bei fliegenden Händlern Spielzeug für meine Enkel kaufen. Ich fand es schön, wenn sie auf den Bürgersteigen oder in den Fluren standen. Jetzt hat man sie zusammen mit den Bauarbeitern rausgeworfen.«
    Dicken bedeutete ihr mit hochgezogenen Schultern, dass solche Dinge nicht in seiner Zuständigkeit lagen. Sein Einfluss erstreckte sich nicht einmal mehr auf ihn selbst. »Ich bin hier, um zuzuhören«, sagte er. »Ich kann Ihre Ansichten an Dr. Augustine weitergeben, aber ich kann Ihnen nicht garantieren, dass er sie teilt.«
    »Was ist los, Christopher?«, fragte Bao vorwurfsvoll. »Warum reagiert niemand auf das, was auf der Hand liegt? Warum ist Augustine so halsstarrig?«
    »Sie haben in Verwaltungsdingen viel mehr Erfahrung als ich«, sagte Dicken. »Ich weiß nur, was ich in den Nachrichten sehe und höre. Und da sehe ich unerträglichen Druck von allen Seiten. Die Impfstoffentwicklung ist noch keinen Schritt weitergekommen.
    Dennoch tut Mark, was in seiner Macht steht, um die Volksgesundheit zu schützen. Er will alle Kräfte bündeln, um das zu bekämpfen, was er für eine ansteckende Krankheit hält. Und die einzige Option ist bisher

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