Das Darwin-Virus
Die Maschine piepte. Kaye sah auf die Uhr. Halb acht. Was bedeutete das? Zeit. Ach so.
»Sie wird es selbst zur Welt bringen«, sagte Galbreath. Chambers reagierte gereizt, mit leisen, aber scharfen Worten hinter seiner entsetzlichen Filtermaske, aber Kaye hörte ihm nicht zu. Sie verweigerten ihr die Medikamente. Felicity beugte sich über Kaye und rückte in ihr schmales Blickfeld. Sie trug keine Filtermaske.
Der große Operationsscheinwerfer wurde eingeschaltet, und Felicity trug keine Filtermaske, die Gute.
»Danke«, sagte Kaye.
»Sie werden mir nicht mehr lange dankbar sein, mein Liebes«, erwiderte Felicity. »Wenn Sie dieses Kind haben wollen, können wir mit Medikamenten nichts mehr ausrichten. Kein Oxytocin, keine Narkosemittel. Ich bin froh, dass ich noch rechtzeitig hier war. Die Babys sterben daran, Kaye. Haben Sie das verstanden?«
Kaye schnitt eine Grimasse.
»Eine schlechte Nachricht nach der anderen was, mein Liebes?
Sind so empfindlich, diese neuen Menschen.«
Chambers protestierte gegen die Einmischung, aber Kaye hörte, wie Mitch und Jack ihn mit immer leiser werdenden Stimmen aus dem Zimmer begleiteten. Mary Hand sah Felicity in Erwartung neuer Anweisungen an.
»Manchmal sind die CDC doch zu etwas gut, mein Liebes«, erklärte Felicity. »Sie haben einen Sonderbericht über die lebend Geborenen herausgebracht. Keine Medikamente, insbesondere keine Schmerzmittel. Noch nicht mal Aspirin. Die Babys vertragen es nicht.« Für kurze Zeit hantierte sie hastig zwischen Kayes Beinen. »Dammschnitt«, sagte sie zu Mary. »Keine Lokalanästhesie. Halten Sie durch, Liebes. Es wird so weh tun, als ob Sie noch einmal die Jungfernschaft verlieren. Mitch, Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
Pressen und bis zehn zählen. Ausatmen. Vorbereiten, einatmen, pressen, bis zehn zählen. Kayes Körper arbeitete wie ein Pferd, das weiß, wie man läuft und dennoch ein wenig Führung nicht verschmäht. Mitch stand dicht neben ihr und rieb heftig. Sie klammerte sich an seine Hand und dann an seinen Arm, bis er aufschrie. Sie bereitete sich vor, pressen, bis zehn zählen, ausatmen.
»Sehr gut. Ich sehe sie schon. Da ist sie. Du liebe Güte, das hat lange gedauert, ein langer, seltsamer Weg, was? Mary, da ist die Nabelschnur. Das ist das Problem. Ein bisschen dunkel. Noch mal, Kaye. Machen Sie schon, Liebes. Jetzt.«
Sie presste noch einmal, und etwas löste sich mit einem gewaltigen Rutsch von ihr, während sich ihre Finger zusammenkrampften. Eine Welle der Schmerzen, Erleichterung, wieder Schmerzen, weniger Schmerzen. Ihre Beine zitterten. Ein Krampf fuhr ihr in die Wade, aber sie achtete kaum darauf. Sie spürte einen plötzlichen Schub des Glücks, der willkommenen Leere, dann einen Stich im Steißbein wie von einem Messer.
»Sie ist da, Kaye. Sie lebt.«
Kaye hörte ein dünnes Wimmern, ein saugendes Geräusch und so etwas wie eine gepfiffene Melodie.
Felicity hielt das Baby in die Höhe – rosa und voller Blut, noch an der Nabelschnur, die zwischen Kayes Beinen baumelte. Kaye sah ihre Tochter an und fühlte einen Augenblick lang überhaupt nichts. Dann berührte etwas Großes, Körperloses, Gewaltiges ihre Seele.
Mary Hand legte ihr das Baby auf einer blauen Decke auf den Bauch und säuberte es mit geübten Griffen.
Mitch sah das Blut an, das Baby.
Chambers, immer noch mit der Maske vor dem Gesicht, kam wieder herein, aber Mitch achtete nicht auf ihn. Er konzentrierte sich auf Kaye und das Baby – es war so klein, und es zappelte.
Tränen der Erschöpfung und Erleichterung liefen ihm über die Wangen. Sein Rachen war so eng, dass es schmerzte. Er umarmte Kaye, und sie erwiderte die Umarmung mit bemerkenswerter Kraft.
»Geben Sie ihr nichts in die Augen«, sagte Felicity zu Mary. »Es ist ein Spiel mit völlig neuen Regeln.«
Mary nickte. Ihr Gesicht hinter der Filtermaske wirkte glücklich.
»Nachgeburt«, sagte Felicity. Mary hielt eine Edelstahlschale bereit.
Kaye war sich nie sicher gewesen, ob sie eine gute Mutter sein würde. Jetzt spielte das alles keine Rolle mehr. Sie sah zu, wie das Baby auf die Waage gehoben wurde, und dachte: Ich habe ihr Gesicht noch gar nicht richtig gesehen. Es war ganz runzelig.
Felicity rieb sie mit Alkohol ab, dass es brannte, und machte sich mit einer großen chirurgischen Nadel zwischen ihren Beinen zu schaffen. Es gefiel Kaye nicht, aber sie schloss einfach die Augen.
Mary Hand nahm die üblichen kleinen Untersuchungen vor und beendete die Säuberung des
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