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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Liste der Leiterin des Gesundheitswesens mit den extremen Maßnahmen gesehen?«
    Augustine ließ die Hand nach hinten durch seine sandfarbenen Haare gleiten. »Ich hoffe bloß, dass die nie an die Öffentlichkeit kommt.«
28
    Long Island, New York
    Wie kleine blaue Kaulquappen lagen Zahnpastatropfen im Waschbecken. Kaye spülte sich den Mund, spuckte das Wasser im hohen Bogen aus, um die Kaulquappen in den Abfluss zu befördern, und rieb sich das Gesicht mit einem Handtuch ab. Dann stellte sie sich in den Eingang des Badezimmers und blickte die lange Treppe hinauf zur geschlossenen Tür des ehelichen Schlafzimmers.
    Es war ihre letzte Nacht in dem Haus; sie hatte im Gästezimmer geschlafen. Noch einmal sollte um elf Uhr heute Vormittag ein –
    kleiner – Umzugswagen kommen und die wenigen Habseligkeiten abholen, die sie mitnehmen wollte. Caddy würde Crickson und Temin adoptieren.
    Das Haus stand zum Verkauf. Bei dem derzeitigen Immobilienboom würde sie dafür einen Superpreis erzielen. Wenigstens dieses Geld war vor den Gläubigern sicher: Saul hatte das Haus auf sie überschrieben.
    Sie suchte heraus, was sie anziehen wollte – einfacher weißer Slip und BH, eine Kombination aus Bluse und cremefarbenem Pullover, hellblaue Hose – und verstaute die wenigen Kleidungsstücke, die noch nicht verpackt waren, in einem Koffer. Sie war es Leid, sich um Sachen zu kümmern, dieses und jenes Sauls Schwester zuzuteilen, Beutel als Kleiderspenden zu kennzeichnen, anderes auf den Müll zu werfen.
    Fast eine Woche hatte sie gebraucht, um diejenigen Spuren ihres gemeinsamen Lebens zu beseitigen, die sie nicht mitnehmen wollte und die nach Überzeugung des Immobilienmaklers potenzielle Käufer eher abschrecken würden. Vorsichtig hatte er ihr erklärt, wie verheerend sich »diese ganzen Wissenschaftsbücher und Fachzeitschriften« auswirken könnten: »Zu abstrakt. Zu kalt. Einfach die falsche Farbe.«
    Kaye malte sich aus, wie kritischgeistlose Paare, snobistische OberschichtFuzzis, in dem Haus einfallen würden, chic gekleidet in Tweed und Mokassins oder in weiche Seide und knielange Mikrofaser, Leute, die jedes Zeichen echter Individualität und Intellektualität vermieden, die Stiltipps aus den Sonntagsbeilagen der Zeitungen dagegen höchst reizvoll fanden. Nun ja, auch das Haus selbst hatte einige solche Reize zu bieten. Zusammen mit Saul hatte sie Möbel, Gardinen und Teppiche gekauft, die keinen offenen Angriff auf diese Art von Attraktivität darstellten. Aber bevor das Haus auf den Markt geworfen wurde, musste sie ihr gemeinsames Leben daraus entfernen.
    Ihr gemeinsames Leben. Saul hatte seinem Anteil an der Fortsetzung ein Ende gemacht. Hier löschte sie die Hinweise auf ihre gemeinsame Zeit aus; AKS fledderte und verteilte ihr gemeinsames Berufsleben.
    Der Immobilienmakler war rücksichtvoll gewesen und hatte Sauls blutiges Ende nicht erwähnt.
    Wie lange würden die Schuldgefühle anhalten? Auf dem Weg die Treppe hinunter hielt sie inne und biss sich in den Daumenballen.
    So oft sie sich auch einen Ruck gab und auf irgendein Gleis zurückzufinden versuchte, das ihr geblieben war, immer wieder driftete sie in ein Labyrinth der Assoziationen ab, auf emotionale Pfade, die ihre Traurigkeit noch verstärkten. Das Angebot der HerodesTaskforce war eine Möglichkeit, wieder eine eindeutige Richtung einzuschlagen, einen neuen, nüchternen und stabilen Weg. Die Merkwürdigkeiten der Natur würden ihr helfen, über die Merkwürdigkeiten ihres eigenen Lebens hinwegzukommen.
    Das war zwar bizarr, aber es war auch annehmbar und glaubhaft; so konnte ihr Leben funktionieren.
    Die Türklingel läutete melodisch »Eleanor Rigby«. Ein Anklang an Saul. Kaye stieg die letzten Stufen hinunter und öffnete die Tür. Unter dem Vordach stand Judith Kushner mit verkniffenem Gesicht. »Ich bin sofort gekommen, nachdem ich ein Muster erkennen konnte«, sagte sie. Judith trug einen schwarzen Wollrock, schwarze Schuhe und eine weiße Bluse; die Gürtelschnalle ihres Regenmantels schleifte auf dem Boden.
    »Hallo Judith«, sagte Kaye ein wenig verlegen. Kushner griff nach der Tür, bat mit einem Blick gewissermaßen um die Erlaubnis einzutreten und trat ins Haus. Sie warf den Mantel ab und hängte ihn über einen stummen Diener aus Ahornholz.
    »Mit Muster meine ich, dass ich acht Leute angerufen habe, die ich kenne, und Marge Cross hat sich mit allen in Verbindung gesetzt. Sie ist persönlich zu ihren Wohnungen gefahren – und hat immer

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