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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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heimschicktet? Gottstreu nicht, denn die ist ohnehin eine Hure geworden. Habt Ihr keine fünf Lire bei Euch, so geht und holt sie.« »Ach«, sprach der Priester, »schick mich nicht jetzt bis nach Hause; denn du siehst, ich halte das Glück eben jetzt fest, und kein Mensch ist da. Kehre ich dann zurück, kommt uns vielleicht jemand, der uns hindert, in die Quere, und ich weiß dann nicht, wann's mir wieder so gut glückt wie eben jetzt.« »Schon recht«, entgegnete sie, »wollt Ihr gehen, so geht; wollt Ihr nicht, so haltet aus.«
    Der Pfarrer, der sie nicht geneigt sah, ihm ohne das »salvum me fac« seinen Willen zu tun, sagte nun, da er es doch gern »sine custodia« tun wollte: »Sieh, du glaubst mir also nicht, daß ich sie dir bringe? Damit du mir traust, will ich dir diesen meinen blauen Mantel zum Pfände lassen.« Da blickte die Belcolore hoch auf und sprach: »Nun, den Mantel - was ist denn der wohl wert?« »Wie«, sprach der Priester, »was der wert ist? Du mußt wissen, daß er von niederländischem Tuch ist, ins mittelländische übergeht, und daß ihn mancher unter uns für oberländisches hält. Noch sind's nicht vierzehn Tage her, daß er mich beim Trödler Lotto gute sieben Lire kostete, und ich habe ihn noch um fünf Soldi zu wohlfeil gekauft, wie mir Buglietto sagte, der, wie du weißt, sich auf solche farbigen Tuche versteht.« »Wahrhaftig?« rief die Belcolore. »Nun, bei Gott, das hätt ich nimmermehr geglaubt. Doch erst gebt ihn einmal her.«
    Der Herr Pfarrer, welcher die Armbrust gespannt hatte, zog sich den Mantel ab und gab ihn ihr. Sie aber legte ihn weg und sagte dann: »Nun, Herr, laßt uns in den Speicher gehen; denn dahin kommt kein Mensch.« Und so taten sie.
    Hier erfreute sich denn der Pfaffe geraume Zeit an ihr mit den süßesten Schmätzchen der Welt und machte sie zur Verwandtin des Himmels. Dann ging er ohne Mantel weg, als habe er bei einer Hochzeit offiziert, und kehrte zu seiner Kirche heim.
    Hier rechnete er nun nach, daß, wie viele Lichterchen er auch im ganzen Jahr an Opfern sammelte, diese doch nicht die Hälfte von fünf Liren wert waren. Nun erkannte er, daß er falsch gehandelt hatte, und es reute ihn so sehr, seinen Mantel zurückgelassen zu haben, daß er über Mittel nachdachte, ihn ohne Auslagen wiederzuerlangen. Und weil er von Natur ziemlich boshaft war, entdeckte er leicht genug, was er zu tun hatte, um ihn wiederzuerhalten, und es gelang ihm in der Tat.
    Am folgenden Tag nämlich, einem Festtag, schickte er einen kleinen Knaben aus der Nachbarschaft zu Monna Belcolores Haus und ließ sie bitten, sie möchte doch so gut sein, ihm ihren Steinmörser zu leihen, denn diesen Morgen äßen Binguccio dal Poggio und Nuto Buglietto bei ihm, und er wünsche ihnen eine Brühe zu machen. Die Belcolore schickte ihm den Mörser. Als es nun um die Essenszeit war, paßte der Priester es ab, daß Bentivegna del Mazzo und seine Frau zusammen aßen, rief seinen Chorknaben und sagte zu ihm: »Nimm den Mörser, trag ihn zu Frau Belcolore zurück und sprich: der Herr Pfarrer sagt Euch großen Dank, und Ihr möget ihm doch seinen Mantel wiederschicken, den der Knabe Euch als Pfand zurückgelassen habe.« Der Chorknabe ging mit dem Mörser nach dem Haus der Belcolore und fand sie mit Bentivegna am Tisch beim Mittagessen sitzen. Hier setzte er den Mörser nieder und richtete die Bestellung aus. Als die Bäuerin sich den Mantel abfordern hörte, wollte sie antworten; aber Bentivegna sprach mit zorniger Miene: »Also nimmst du ein Pfand von unserm Herrn Pfarrer an? Beim Leib Christi, ich schwöre dir, daß ich Lust habe, dir eine tüchtige Maulschelle zu versetzen. Daß dich der Henker! Mach, gib ihm den Mantel zurück und nimm dich in acht, daß du ihm nicht versagst, was immer er fordere, und begehre er selbst unseren Esel, geschweige denn etwas anderes.«
    Brummend stand die Belcolore nun auf, ging zum Bettschrank hin, zog den Mantel hervor und gab ihn dem Chorknaben, indem sie sagte: »Sprich in meinem Namen so zu dem geistlichen Herrn: die Belcolore gelobt zu Gott, daß Ihr nie wieder eine Brühe in ihrem Mörser stoßen sollt, weil Ihr ihr mit dieser so wenig Ehre gemacht habt.« Dann ging der Knabe mit dem Mantel fort und richtete die Botschaft aus. Lächelnd sagte der Priester zu ihm: »Sag ihr, wenn du sie siehst: wenn sie mir den Mörser nicht mehr borgen will, wollte ich ihr auch den Stößel nicht mehr leihen; eins mag für's andre gehen.«
    Bentivegna aber glaubte, die

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