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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Calandrino. »Ei, freilich«, versetzte Maso, »ein bißchen weiter ist es schon.«
    Da der einfältige Calandrino sah, daß Maso all dies mit ernstem Gesicht und ohne zu lachen berichtete, schenkte er ihm den Glauben, den man nur der sichersten Wahrheit schenken kann. Er hielt alles für zuverlässig und sprach: »Das ist für mich zu weit. Aber wahrhaftig, wenn es näher wäre, ich sage dir, ich ginge einmal mit dir hin, nur um zu sehen, wie die Makkaroni herunterkollern, und mir eine Schüssel voll davon zu holen, woran ich genug hätte. Aber sage mir, du mögest gesegnet sein, findet man denn in unserer Gegend hier keinen von diesen Wundersteinen?« »Ei freilich«, entgegnete Maso, »zwei Steinarten von gar großer Kraft werden hier gefunden. Die ersten sind die Grauwacken von Settignano und Montisci, durch deren Zauberkraft, wenn man sie in Mühlsteine verwandelt hat, das Mehl gemacht wird. Darum sagt man denn auch in jenen Ländern dort drüben: >Von Gott kommen die Gnaden und von Montisci die Mühlsteinen Aber von diesen Grauwacken gibt es eine solche Menge, daß sie bei uns so wenig geschätzt werden wie dort die Smaragde, von welchen größere Berge vorhanden sind als der Morello und die um Mitternacht so glänzen, daß dich Gott behüte. Und du mußt wissen: wer die fertigen Mühlsteine in Ringe fassen ließe, ehe man das Loch hindurchmacht, und sie so dem Großsultan brächte, der könnte von ihm erlangen, was er begehrte. Die andere Art ist ein Stein, den wir Steinkundigen Heliotrop nennen, ein Stein von gewaltiger Kraft; denn wisse: wer immer ihn trägt, wird, solange er ihn bei sich hat, von niemand dort gesehen, wo er nicht ist.« Nun sagte Calandrino: »Das sind wohl große Zauberkräfte; aber wo wird dieser zweite Stein gefunden?« Maso erwiderte: »Man pflegt sie im Mugnone zu finden.« »Und von welcher Größe ist dieser Stein«, fragte Calandrino, »und welche Farbe hat er?« »Die Größen sind verschieden«, antwortete Maso,
    »einer ist größer, der andere ist kleiner, aber von Farbe sind sie alle miteinander schwarz.«
    Calandrino merkte sich das alles aufs beste, tat dann, als hätte er etwas anderes zu tun, schied von Maso und nahm sich fest vor, nach diesem Stein zu suchen. Doch beschloß er, dies nicht ohne Vorwissen des Bruno und des Buffalmacco, die er besonders liebte, zu tun. Er machte sich also auf die Suche nach den beiden, um ohne Aufschub und vor jedem ändern nach jenem Steine auszugehen, und brachte den Rest des Morgens damit zu, ihnen nachzujagen. Zuletzt, als die Mittagsstunde schon längst vorüber war, erinnerte er sich, daß jene im Kloster der Nonnen von Faenza arbeiteten, und wie groß auch die Hitze war, ließ er dennoch jedes andere Geschäft im Stich, eilte schier im Trabe zu ihnen, rief sie herbei und sprach: »Kameraden, wollt ihr mir glauben, so können wir die reichsten Leute von Florenz werden; ich habe nämlich von einem glaubwürdigen Manne soeben gehört, daß sich im Mugnonetal ein Stein findet, welcher den, der ihn an sich trägt, für jedermann unsichtbar macht. Mir scheint daher, daß wir ohne Aufschub und bevor noch jemand anders dahin kommt, eilen müssen, den Stein zu suchen. Gewiß werden wir ihn finden, denn ich kenne ihn. Haben wir ihn aber einmal gefunden, was haben wir dann weiter nötig, als ihn in die Tasche zu stecken und zu den Tischen der Wechsler hinzugehen, die, wie ihr wißt, immer mit Groschen und Guldenstücken beladen sind, und uns soviel davon zu nehmen, wie wir nur immer wollen? Kein Mensch sieht uns dabei, und so können wir in kurzer Zeit reich werden, ohne daß wir nötig hätten, den ganzen Tag nach Art der Schnecken die Wände zu beschmieren.«
    Als Bruno und Buffalmacco ihn so reden hörten, fingen sie bei sich zu lachen an und sahen einander an, stellten sich dann aber sehr verwundert und priesen Calandrinos Vorhaben. Buffalmacco fragte ihn jedoch, wie denn dieser Wunderstein hieße. Dem Calandrino, der aus ziemlich grobem Teig geknetet, war der Name bereits entfallen; deshalb versetzte er: »Was kümmert uns der Name, wenn wir nur seine Kraft kennen. Mich dünkt, wir gehen ihn ohne allen Aufschub suchen.« »Wohlan«, sprach Bruno, »wie aber sieht er aus?« »Es gibt ihn in vielerlei Gestalten«, sagte Calandrino, »aber alle sind fast schwarz. Darum denke ich, wir sammeln alle schwarzen Steine, die wir finden, so lange, bis wir auf diesen treffen. Laßt uns denn keine Zeit verlieren, sondern uns fort auf die Suche

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