Das Dekameron
in ihrer Gegenwart: »Das Geld, Gasparruolo, die zweihundert Goldgulden nämlich, die du mir neulich geliehen hast, haben mir nicht dienen können, weil ich das Geschäft, zu dem sie gedacht waren, nicht zu Ende bringen konnte. Ich habe sie darum sogleich deiner Frau gebracht und sie ihr zurückgegeben. Tilge deshalb meine Schuld.« Gasparruolo wandte sich zu der Frau und fragte, ob sie die Gulden empfangen habe. Diese, die den Zeugen mit anwesend sah, konnte nicht leugnen und sprach: »Allerdings habe ich sie empfangen, ich habe nur noch nicht daran gedacht, es dir zu sagen.« Nun sprach Gasparruolo: »Ich bin zufrieden, Wolfhart. Geht mit Gott, und Eure Rechnung will ich schon richtig machen.«
Wolfhart ging, und das überlistete Weib lieferte ihrem Mann den schmachvollen Preis ihrer Schande aus, nachdem ihr verschlagener Liebhaber so ohne Kosten die habsüchtige Schöne genossen hatte.
Zweite Geschichte
Der Pfarrer von Varlungo schläft bei Frau Belcolore und läßt ihr zum Pfand seinen Mantel zurück. Dann borgt er einen Mörser von ihr, schickt diesen zurück undfordert seinen verpfändeten Mantel wieder, den die gute Frau mit spitzigen Worten zurückgibt.
Männer und Frauen lobten einmütig Wolfharts Betrug an der habsüchtigen Mailänderin, als die Königin, zu Panfilo gewendet, ihm lächelnd fortzufahren gebot, worauf er anfing:
Schöne Damen, mir fällt eine Geschichte zum Erzählen ein, die sich gegen jene richtet, die uns fortwährend verletzen, ohne von uns verletzt werden zu können, gegen die Priester nämlich, welche gleichsam gegen alle unsere Frauen auf den Kreuzzug ausgehen und die es dünkt, als hätten sie Ablaß und Sündenvergebung für alle ihre Schuld erworben, wenn sie eine von ihnen unterkriegen können, nicht anders, als hätten sie den Sultan selbst gefesselt von Alexandrien nach Avignon geschleppt. Dies alles können ihnen die armen Laien nicht vergelten, wenngleich sie ihren Zorn an deren Müttern,
Schwestern, Freundinnen und Töchtern mit nicht geringerem Eifer rächen, als jene sich auf ihre Frauen stürzen. Deshalb denke ich euch von einer bäurischen Liebschaft zu erzählen, die um ihres Ausgangs willen mehr zum Lachen als wortreich und lang ist. Zugleich könnt ihr daraus die nützliche Lehre ziehen, wie auch den Priestern nicht alles aufs Wort zu glauben sei.
Ich sage euch also, daß zu Varlungo, einem Flecken nicht weit von hier, wie jeder weiß oder doch gehört hat, einst ein rüstiger und im Weiberdienst vielvermögender Priester lebte, der zwar nicht gut lesen konnte, doch mit vielen guten und heiligen Worten sonntags am Fuß der Ulme seine Gemeinde erbaute und besonders fleißig die Frauen besuchte, wenn ihre Männer irgendwohin gegangen waren, wobei er ihnen eifriger als irgendein anderer Priester, der vorher an diesem Platze gewesen war, Festkuchen und geweihtes Wasser, bisweilen auch ein Endchen geweihter Kerze bis ins Haus brachte und ihnen seinen Segen gab.
Diesem geistlichen Herrn nun gefiel unter seinen Bauernweibern, welche ihm der Reihe nach gefallen hatten, besonders eine, die Monna Belcolore hieß. Sie war die Frau eines Landmanns, der sich Bentivegna del Mazzo nennen ließ, und in der Tat eine muntere, frische, braungebrannte und kernige Bäuerin, die zum Mehlmahlen besser taugte als irgendeine andere. Außerdem aber war sie es auch, die im Dorf die Zimbeln am besten schlug und am besten zu singen verstand: »Das Wasser läuft ins Zwiebelfeld«, und die beim Tanz die Ridda und den Ballonchio mit ihrem schönen und feinen Schnupftuch in der Hand besser anzuführen wußte als irgendeine Nachbarin. Um aller dieser Dinge willen verliebte sich denn unser geistlicher Herr so heftig in sie, daß er fast rasend wurde und den ganzen Tag über nichts zu tun wußte, als umherzustreichen und Maulaffen feilzubieten, bloß um sie sehen zu können. Und wenn er sie am Sonntagmorgen in der Kirche wußte, so quälte er sich beim Singen seines Kyrie und Sanktus so sehr, sich als großer Meister im Gesang zu zeigen, daß man einen schreienden Esel zu hören glaubte, während er, wenn er sie nicht sah, leicht genug darüber hinwegging. Bei alledem wußte er es jedoch so einzurichten, daß weder Bentivegna del Mazzo noch irgendeiner seiner Nachbarn etwas davon gewahr wurde.
Um nun aber das Zutrauen der Monna Belcolore mehr und mehr zu gewinnen, beschenkte er sie von Zeit zu Zeit und schickte ihr bald einen Bund frischen Knoblauchs, den er am schönsten in der
Weitere Kostenlose Bücher