Das Dekameron
ganzen Gegend in seinem von ihm eigenhändig bestellten Garten zog, bald einen Korb voll grüner Bohnen und bisweilen eine Mandel voll frischer Maizwiebeln oder Schalotten, und wenn er seine Zeit abpassen konnte, blickte er sie erst ein wenig von der Seite an und machte ihr dann verliebte Vorwürfe. Sie jedoch ging immer, indem sie tat, als verstünde sie ihn nicht, scheu und fremd vorüber, weshalb denn der geistliche Herr auf keine Weise mit ihr zurechtkommen konnte.
Nun geschah es aber eines Tages, als der liebesieche Pfaffe in der brennenden Mittagshitze untätig im Felde umherstrich, daß er dem Bentivegna del Mazzo begegnete, der einen Esel voller Sachen vor sich hertrieb. Diesen redete er an und fragte, wohin er ginge. »Gottstreu«, entgegnete Bentivegna, »bei meiner Seele, Herr, ich gehe nach der Stadt um einer bestimmten Angelegenheit willen und bringe diese Dinge hier dem Herrn Bonaccorri da Ginestreto, daß er mir aus einer Geschichte helfe, um die ich von dem Herrn Perikulator von Gerichtswegen im Parentorio zu erscheinen geladen bin.« Froh erwiderte der Priester hierauf: »Du tust recht, mein Sohn; geh nur mit meinem Segen auf den Weg und kehre bald heim, und wenn dir der Lapuccio oder Naldino begegnet, so vergiß nicht, ihnen zu sagen, sie möchten mir bald die Riemen zu meinen Dreschflegeln bringen.« Bentivegna antwortete, das solle geschehen.
Während nun der Bauer so nach Florenz zu wanderte, fiel dem Priester ein, jetzt sei es Zeit, zur Belcolore zu gehen und sein Glück bei ihr zu versuchen. Schnell nahm er nun den Weg unter die Beine und ging, ohne anzuhalten, bis zu ihrem Hause. Hier trat er ein und sprach: »Gott segne uns - ist niemand daheim?« Die Belcolore, die auf den Boden gegangen war, hörte ihn und antwortete: »O Herr, seid willkommen. Was wandert Ihr denn aber so müßig in der Hitze umher?« »So wahr mir Gott helfe«, antwortete der Priester, »ich kam, um ein Weilchen bei dir zu bleiben, da ich deinen Mann nach der Stadt unterwegs fand.« Nun stieg die Belcolore herab, setzte sich nieder und fing an, den Kohlsamen auszulesen, den ihr Mann kurz vorher gedroschen hatte. Der Pfaffe aber begann das Gespräch: »Nun wohl, Belcolore, willst du mich denn immer auf diese Art vor Liebe verschmachten lassen?« Belcolore fing an zu lachen und sprach: »Was tu ich Euch denn?« »Nichts tust du mir«, sagte der Priester, »aber du läßt mich auch nicht tun, was ich dir gern tun möchte und was der Himmel geboten hat.« »Geht, geht«, sprach Belcolore, »tun denn die geistlichen Herrn auch dergleichen?« »Besser als andere Menschen tun wir es«, versetzte der Priester; »und warum auch nicht? Ich sage dir, wir leisten weit bessere Arbeit als andere, und weißt du auch, warum? Weil wir mit aufgestautem Wasser mahlen. Aber wahrhaftig, dein Schaden soll's nicht sein, wenn du reinen Mund hältst und mich machen läßt.« Nun sprach die Belcolore: »Und inwiefern soll's mein Schaden nicht sein? Seid ihr nicht allesamt knauseriger als der Gottseibeiuns?« »Ich wüßte nicht«, sprach der Pfarrer hierauf. »Fordere nur. Willst du ein Paar neue Schuhe oder ein Stirnband oder ein schönes Stück feines Tuch oder was willst du sonst?« Nun erwiderte die Belcolore: »Schon gut, Herr, dergleichen Dinge habe ich auch. Aber wenn Ihr mich doch so lieb habt, warum erweist Ihr mir dann nicht einen Dienst, wofür ich täte, was Ihr wollt?« »Sprich nur«, sagte der Priester, »sag, was du verlangst, und gern will ich es tun.«
Darauf sagte die Belcolore: »Am Sonnabend muß ich nach Florenz gehen und die Wolle, die ich gesponnen habe, abgeben und meine Spindel ausbessern lassen; und wenn Ihr mir nun fünf Lire borgt, da ich weiß, daß Ihr sie habt, so kann ich meinen schwarzblauen Rock beim Pfandleiher wieder einlösen und meinen ledernen Festtagsgurt mit der Schnalle dazu, den ich meinem Mann in die Ehe gebracht habe. Denn wie Ihr seht, kann ich fürwahr nicht mehr in die Kirche gehen noch sonst irgendwohin, wenn ich ihn nicht habe. Ich will dann auch immer tun, was Ihr haben wollt.« »So wahr mir Gott eine gute Zeit beschere«, antwortete der Pfaffe, »ich habe nicht so viel Geld bei mir. Aber verlaß dich darauf, ehe der Samstag kommt, will ich machen, daß du die fünf Lire haben sollst, und das gern.« »Ja«, sprach die Belcolore, »im Versprechen seid ihr alle groß, aber hinterher haltet ihr keinem Menschen euer Wort. Denkt Ihr's mir zu machen wie der Biliuzza, die Ihr mit leeren Worten
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