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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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konnte.
    »Verschwinde jetzt!«, befahl Wilhelm seiner kleinen Schwester. Er hätte gerne mit Paul alleine gespielt. Lilli war ihm peinlich. Aber Paul bewegte großmütig die Hand.
    »Lass sie doch!«, sagte er. »Zu dritt ist es sowieso spannender.«
    Die Jungs rannten los, und Lilli folgte ihnen. Sie zwängten sich durch eine Lücke im Zaun um den Gemüsegarten und kamen an die Zisterne.
    »Auf den Boden!«, befahl Paul wispernd. Lilli warf sich begeistert auf den Bauch. Die roten Backsteine der Zisterne strahlten die Nachmittagswärme ab, und es roch trocken und heiß nach verdorrtem Gras. Oben auf dem Rand des Brunnens funkelten Wassertropfen. Irgendjemand musste eben Wasser gezogen haben.
    »Paul!«, schrie es vom Haus. Das war Pauls Mutter. Keiner achtete darauf.
    »Dort!«, wisperte Wilhelm, und alle drei robbten durchs Gras auf eine Stelle zu, die mit frisch aufgeworfener Erde und einem kleinen Kreuz aus zusammengebundenen Stöckchen recht klar als Schatzfundort gekennzeichnet war. Die Jungs begannen, mit den Händen in der Erde zu scharren, aber Lilli nahm ganz praktisch eine kleine Gartenhacke zur Hand und stieß damit schon in einer Minute auf das kleine Holzkästchen, das zugegebenermaßen auch nicht sehr tief vergraben worden war.
    »Der Indianerschatz!«, riefen beide Jungs in gespieltem Erstaunen, und Wilhelm zog das Kästchen aus der Erde. Feierlich setzten die drei sich im Kreis auf den Boden. Paul stellte das Zigarrenkistchen in die Mitte.
    »Paul!«, kam es wieder vom Haus, diesmal sehr energisch, aber Paul, Wilhelm und Lilli hatten mit einem kurzen Blick bereits festgestellt, dass sie hinter dem Brunnen außer Sicht waren. Wenn man sie nicht sah, konnte man unmöglich von ihnen verlangen, dass sie hörten, was vom Haus gerufen wurde.
    »Mach’s auf!«, drängte Lilli.
    »Vielleicht liegt ein Fluch darauf«, gab Wilhelm zu bedenken. Paul wiegte schwer den Kopf. Lilli hatte die Zunge zwischen den Zähnen und war vollkommen im Spiel versunken. Dann öffnete Paul den Deckel. Lilli sah hinein und war enttäuscht.
    »So ein kleiner Schatz!«, sagte sie abfällig. »Der ist ja winzig!«
    Im Kistchen lagen tatsächlich nur sechs oder sieben kleine graue Steinchen. Auch Wilhelm war ein bisschen enttäuscht. Normalerweise waren die vergrabenen Schätze schwer; es waren bunte Flusskiesel oder alte, silbern glänzende Türklinken oder wenigstens Glasmurmeln.
    Paul wurde richtig ärgerlich:
    »Das sind ganz echte Diamanten!«, sagte er. »Die sind wertvoll!«.
    Lilli sah nach dem Brunnen, auf dessen Rand noch immer die Wassertropfen in der Sonne leuchteten, und dann zurück auf die kleinen, grauen Kieselchen.
    »Nein!«, entschied sie mit all der Überzeugung, die ein kleines Mädchen aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht oder der Nibelungensage hatte, »das sind keine Diamanten. Die funkeln nicht mal.«
    »Paul!«, schrie es jetzt vom Haus. Paul, Wilhelm und Lilli duckten sich unwillkürlich. Das war Pauls Vater gewesen, und er hörte sich nach Ärger an. Sie wechselten Blicke. Dann stand Paul auf.
    »Hier«, rief er zurück, »ich komme.«
    Er klappte das Kästchen zu. Das Spiel war zu Ende. Wilhelm und Lilli gingen mit zum Haus. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass Standpauken der Eltern meist besser ausfielen, wenn man nicht allein war.
    »Was hast du angestellt?«, fragte Lilli Paul besorgt.
    Der zuckte nur die Schultern. Ertappt fühlte man sich immer, denn irgendetwas hatte man ja stets auf dem Konto, aber was es in diesem Fall war, wusste Paul nicht.
    Sein Vater stand auf der Veranda, die Hände in die Seiten gestützt. Pauls Mutter stand hinter ihm und schüttelte den Kopf. Lilli hatte Pauls Mama eigentlich gern. Sie fand, dass sie so hübsch aussah. Außerdem roch sie immer nach Parfum, und das mochte sie. Als sie herangekommen waren, machte Lilli ihren Knicks und sagte leise:
    »Guten Tag, Herr van der Laan.«
    Herr van der Laan achtete gar nicht auf sie.
    »Paul«, fragte er drohend, »warst du in Großvaters Werkstatt?«
    »Ja«, sagte Paul unbefangen.
    Da klatschte es schon, und Paul hatte eine Ohrfeige weg. Pauls Mutter zuckte zusammen und wollte erst zu ihm, aber dann hielt sie sich zurück. Sie blickte mitleidig, aber ernst drein.
    Lilli und Wilhelm sahen zu Boden. Sie wussten, wie es sich anfühlte, wenn man in Gegenwart anderer eine gelangt bekam.
    »Es fehlen Steine!«, schrie Pauls Vater. »Hast du Steine genommen?«
    Paul nickte und biss die Zähne zusammen. Er wollte vor Wilhelm und

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