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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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so«, sagte van der Laan, »Schalk hat den Stein zu einem Engländer gebracht, O’Reilly hieß der. Und der hat erkannt, dass dieser Spielstein …«, er machte ein Kunstpause, und Lilli hätte gerne gerufen, dass es sicher ein Diamant war, aber sie war noch ganz rot wegen des »Donnerwetter« und schwieg lieber stille.
    »… Dass dieser Spielstein ein Diamant war«, fuhr der Großvater fort, »und dann ließ er die Königin von England benachrichtigen, damit sie ihn sehen konnte. Es war nämlich der erste richtige Diamant, der in Südafrika jemals gefunden worden war. Er hatte 24 Karat, und man hat ein Duplikat machen lassen, das man der Königin von England schickte.«
    »Und die Jacobskinder sind reich geworden«, seufzte Wilhelm, »wie im Märchen.«
    Großvater van der Laan lächelte für einen Augenblick unergründlich.
    »Der Diamant ist für 500 Pfund an den Gouverneur der Kapkolonie verkauft worden.«
    »Wieviel ist das, Großvater?«, fragte Paul neugierig.
    »Für fünfhundert Pfund bekommst du unser Haus und das von den Kornfelds dazu«, sagte der Großvater, »es ist eine ganze Menge. Aber die Jacobskinder haben keinen Pfennig davon gesehen.«
    »Was?«, riefen alle drei Kinder empört. »Keinen Pfennig?«
    »Keinen roten Heller«, sagte der Großvater, »obwohl Niekerk und O’Reilly eigentlich ausgemacht hatten, dass die Jacobs ihren Teil kriegen sollten. Aber wahrscheinlich konnten sie sich nicht einigen, wer von ihnen den Jacobs etwas abgeben musste, und so … sind sie arm geblieben.«
    Damit streckte er die Hände aus und ließ sich von Paul, Wilhelm und Lilli die Diamanten zurückgeben. Lilli reichte ihren mit zögerndem Bedauern zurück.
    »Und wisst ihr, wie man den Stein genannt hat?«, fragte van der Laan noch, als er die drei Diamanten wieder in den Safe zurücklegte. Die Kinder schüttelten die Köpfe.
    » Eureka «, sagte der Großvater, »das ist Griechisch und heißt …«
    »… Ich hab’s gefunden!«, rief Wilhelm, der das erste Jahr auf dem Gymnasium war und schon Griechisch hatte.
    »Ab mit euch!«, sagte der alte van der Laan lachend. »Das Wetter ist viel zu schön, um in der dunklen Werkstatt zu sitzen. Geht Schätze suchen!«
    Wilhelm, Paul und Lilli rannten durch den dunklen Flur nach draußen in den Garten, sorgsam darauf bedacht, Pauls Vater nicht noch einmal über den Weg zu laufen. Draußen begann ein langer Junitag allmählich in den Abend überzugehen. Zitternd stand die Sonne in der flimmernden Luft, und es roch nach Himbeeren.
    »Wenn ich den Eureka gefunden hätte«, sagte Lilli nachdenklich, »ich hätte ihn niemals wieder hergegeben.«
    Ernst und mit all dem großartigen Pathos, zu dem ein zwölfjähriger Junge in der Lage ist, sagte Paul zur neunjährigen Lilli: »Und ich hätte ihn dir geschenkt!«
    Wilhelm sah ihn halb mitleidig, halb ungläubig an, Paul bemerkte den Blick, errötete heftig und rief dann: »Du gehst jetzt heim, Lilli, wir spielen Piraten, und da können Mädchen nicht dabei sein.«
    Aber obwohl Lilli tat, als sei sie tief beleidigt, während sie durch den Garten zur Mauer stapfte, um in ihren eigenen Garten hinüberzuklettern, verband sich doch das Leuchten des kleinen Diamanten, den sie in der Hand gehabt hatte, für immer mit Pauls Gesicht, als er ihr den Schatz versprochen hatte. Es musste wohl an diesem Juninachmittag gewesen sein, dass sie sich in Paul verliebt hatte, ohne es zu merken.

4
    »Was wissen Sie über Diamanten, Schambacher?«, fragte der Buddha. Ungeheuer dick saß Kriminalrat Gennat hinter seinem Schreibtisch auf einem grünen Plüschsessel, dessen Armlehnen schon längst glänzten, so abgewetzt waren sie. Schambacher antwortete nicht gleich. Er kam ja eigentlich regelmäßig in Gennats Büro, aber er war immer wieder aufs Neue fasziniert. Das lag nicht nur an Gennat selbst, der wahrscheinlich nicht nur der dickste Mann im ganzen Polizeipräsidium war, und dabei auch der klügste, sondern an der Einrichtung. Gennats Büro war gar kein Büro. Es war ein aus den Fugen geratenes kleinbürgerliches Wohnzimmer, das vorgab, ein Büro zu sein. Zu dem grünen Plüschsessel, auf dem Gennat saß, gehörten noch zwei weitere und ein ebenso grünes Sofa. Man sah ihm an, dass es nicht dafür gebaut gewesen war, Gennats drei Zentner zu tragen – es hatte eine tiefe Kuhle dort, wo vermutlich Gennats Mitte war, wenn er darauf lag – aber er behielt es trotzdem. Darüber hing ein Pharus-Plan von Groß-Berlin. Ein einfacher Stadtplan hätte

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