Das Diamantenmädchen (German Edition)
Handtasche nach dem Portemonnaie, um dem Mann ein Trinkgeld zu geben.
Der Kellner wehrte ab:
»Aber gnädige Frau«, sagte er, »das versteht sich doch von selbst!«
Und dann ging er zufrieden in sein Café zurück. Lilli sah ihm nach, dann sah sie den Ring an, drehte sich um und begann zu rennen. Ganz undamenhaft. Wie ein Kind.
»Paul!«, schrie sie im Rennen. »Paul!«
Beim Klang ihrer Stimme drehte er sich um. Als er Lilli rennen sah, blieb er stehen und wartete auf sie, ohne zu lächeln. Sie erreichte ihn, atemlos, weil sie so schnell gelaufen war, zerrte den Handschuh von ihren Fingern und steckte sich den Ring an. Und dann fragte sie:
»Hast du Lust, heute Nachmittag mit mir nach Tempelhof zu kommen? Fliegen?«
Paul sah sie an. Dann lächelte er.
»Ich bin noch nie geflogen«, sagte er.
»Ja«, sagte Lilli, »ich auch nicht.«
»Gerne«, sagte Paul.
»Dann bis heute Nachmittag«, sagte Lilli froh.
Paul sah auf den Ring an ihrem Finger.
»Bis heute Nachmittag«, sagte er und lächelte dabei so wie der Junge, in den Lilli sich damals verliebt hatte, »aber bis zur U-Bahn darf ich dich noch begleiten, ja?«
Lilli nickte. Bei jedem ihrer Schritte stäubte der Schnee auf, glitzerte und funkelte in der Sonne und schwebte wieder zu Boden. Nachdem sie eine Weile schweigend gegangen waren, nahm Paul ihren Arm. Lilli drückte sich fest an ihn und bemerkte erst, als sie den Wittenbergplatz schon überquert hatten, dass sie an der U-Bahnstation vorbeigegangen waren.
Das, dachte sie spöttisch und über sich selbst lächelnd, ist auch so eine Diamantengeschichte. Und dann blieb sie stehen, nahm Pauls Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
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