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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnell
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zurückziehen mußte. Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, das Jahr mit Vergnügungen und Reisen zu verbringen, aber meine geschäftlichen Unternehmungen endeten in einer Art, daß ich ohne Verzögerung auf meiner Ranch Zuflucht suchen mußte.
    Sie sehen daran, wie wenig Sie mich kennen. Ich weiß, daß Sie mich als einen Menschen betrachten, dessen Lebenselixier die Stadt ist. Gewiß, ich wurde erzogen und gebildet von der City und brachte es dort zu einer gewissen Berühmtheit. Ihre Unterlagen und Berichte in den Zeitungen beweisen es. Tatsache aber ist, daß ich niemals die unfruchtbaren Betonwüsten liebte.
    Ich wuchs in den Slums von New York auf. Schon früh schloß ich mich einer Gang an und lernte mein Gehirn zu gebrauchen, wenn ich mit den Fäusten nichts ausrichten konnte, denn ich war kleiner und schwächer als die anderen. Dennoch errang ich mir Achtung, weil ich Methoden entwickelte, die auch ohne Anwendung von Muskelkraft zum Erfolg führten.
    Aber immer sehnte ich mich nach dem Grün des offenen Landes, nach weiten Räumen, nach einem freien Horizont.
    Ich lernte, meinen Weg zu gehen, Geld zu machen und mir meine Wünsche zu erfüllen. Als ich mein geschäftliches Ziel erreicht hatte, kaufte ich mir eine Anzahl schöner Landsitze; einer von ihnen liegt in Arizona.
    An jenem Abend, von dem ich Ihnen erzählen will und mit dem meine Geschichte beginnt, hatte ich meine Mahlzeit beendet, das Geschirr aufgewaschen und saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda. Der Himmel spielte von blau über violett nach purpur und ging schließlich in die Schwärze der Nacht über. Nirgendwo auf der Welt strahlen die Sterne so hell, nirgendwo ist der Himmel so klar, die Luft so mild wie in Arizona.
    Plötzlich erblickte ich den größten und wohl glänzendsten aller Meteore, die ich jemals am Himmel sah. Er erschien plötzlich genau über mir, strahlend und hell. Mit großer Geschwindigkeit näherte er sich der Erde, und seine anfangs gelbliche Farbe wechselte in schmerzende Weißglut. Ich hörte einen singenden Ton, ähnlich dem Pfeifen eines Geschosses.
    Ich sprang auf und betrachtete das Naturschauspiel mit offenem Mund. Der Gedanke, daß der Meteor vielleicht auf mich niedergehen könnte, ging wie ein Schock durch meinen Körper.
    Der Meteor schien plötzlich seine Geschwindigkeit zu verlangsamen. Ich beobachtete, daß sein Licht von dicken Flammenbündeln herrührte – wie dem Rückstoß einer Rakete. Dann traf mich ein Luftstoß, eine Art von Lichtexplosion ging von dem Meteor aus, und für einen kurzen Augenblick war die ganze Umgebung von einem blendenden Weiß übergossen.
    Ein laut brausendes Geräusch drang an mein Ohr. Das Pfeifen schwoll an und erstarb wieder. In einiger Entfernung erfolgte der Aufschlag, es klang, als ob ein gewaltiger Hammer auf die Erde fiel.
    Die folgende Dunkelheit schien schwärzer als je zuvor, und für eine geraume Weile war ich völlig blind.
    Nachdem sich meine Augen erholt hatten, konnte ich kein Zeichen von dem Meteor entdecken. Aber ich vermutete mit ziemlicher Sicherheit, daß er in meiner Nähe niedergegangen war, und ich dachte, daß es sich um ein außergewöhnlich großes Exemplar handeln mußte.
    Ich ging zu Bett mit der festen Absicht, den Meteor zu finden.
    Am nächsten Morgen begann ich mit der Suche. Ich sattelte mein Pferd, packte einige Nahrungsmittel auf und ritt in jene Richtung, in der ich den Einschlag vermutete.
    Ich brauchte nicht lange zu reiten. Ungefähr sechs Meilen vom Haus entfernt fand ich inmitten von wild wachsendem Salbei einen über die Pflanzen ragenden kreisrunden Wall. Ich stieg vom Pferd, schaute in den Krater und entdeckte auf dem Grund des tief aufgerissenen Bodens ein über dreißig Fuß hohes, silbern glänzendes Gebilde.
    Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß es kein Meteor sein konnte. Zunächst dachte ich, eine abgestürzte Rakete der Regierung läge vor mir. Sie war aus poliertem Metall und hatte flossenähnliche Gebilde an ihrem Ende – an dem Ende, mit dem sie aufrecht im Boden steckte.
    Ich wußte nicht, ob ich in den Krater steigen und sie näher untersuchen sollte. Raketen tragen häufig hochexplosive Sprengkörper, und es bestand die Gefahr, daß sich ein solcher entzündete, wenn ich auf der feuchten Erde ausrutschte und auf den Metallkörper fiele. Andererseits war es ziemlich unwahrscheinlich, daß eine Bombe ausgerechnet durch mich ausgelöst werden sollte, nachdem sie den Absturz unbeschadet überstanden hatte.

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