Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
knuffte ihn in die Seite.
    „Neurotisch! Du hast gesagt ‚neurotischer’ Zwillingsbruder!“
    Nico zog die Augenbrauen zusammen.
    „So, so, neurotisch also. Wenn ich gewusst hätte, wie du über mich redest, hätte ich dich vorhin auf deinem Vulkan zurückgelassen, du Mistkerl!“
    Dann lagen sie sich lachend in den Armen und klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
    Jack räusperte sich.
    „Ihr entschuldigt, wenn ich mich in diese Familienidylle einmische, aber diese Geschichte war schon vorher für mich ziemlich nebulös und recht viel mehr Durchblick habe ich mittlerweile nicht dazu gewonnen. Wollen wir uns nicht mal ein wenig unterhalten, Informationen austauschen oder so, damit wir wieder alle auf gleicher Augenhöhe sind, hm?“
    Vera nickte.
    „Ja, geht mir auch so. Jack, fang du an. Vor allem das mit den ‚höheren Mächten’ von vorhin würde mich doch sehr interessieren.“
    Jack fummelte ein neues Zigarillo aus der Packung. Umständlich zündete er es an und blies dann den Rauch in die Luft.
    „Na, gut, dann mach ich mal den Anfang.“
    Vera sah zu Ioannis und Nico, die nebeneinander standen. Unglaublich diese Ähnlichkeit! Die Unterschiede lagen nur in Äußerlichkeiten, vor allem der Kleidung und dem Haarschnitt, aber ansonsten waren es zwei identische Exemplare.
    „Vielleicht sollte man doch von ganz vorne anfangen“, warf plötzlich Ioannis ein, bevor Jack mit seiner Geschichte loslegte.
    Vera und Jack blickten ihn fragend an.
    „Ich habe heute Morgen Nico angerufen, als ich noch in Rhodos war“, redete Ioannis weiter. „Er fährt mit der ΙΛΙΚΑΚΑΔΑ der SUNSHINE, auf Abruf im Pendelverkehr zwischen Tilos und ein paar kleineren Inseln. Er ist der einzige, von dem ich weiß, dass er sich regelmäßig in den Gewässern um Phelisonissi aufhält. Also habe ich ihn gebeten, uns heute Abend in einer Notfallaktion abzuholen oder, wenn es seine momentane Position auf See oder die Auftragslage nicht zulässt, jemand anderen darum zu bitten.“
    Er stockte kurz.
    „Bastet war mir im Traum erschienen. Ich verstand ihre Nachricht so, dass Choriogatos heute Abend untergehen wird. Also habe ich Nico gebeten, gegen Abend hier zu sein.“
    „Die Auftragslage hat es zugelassen“, warf Nico ein. „Jetzt ist noch nicht so viel los zwischen den Inseln, das kommt erst in zwei, drei Wochen. Also konnte ich mich persönlich darum kümmern. Ich wollte heute Mittag losfahren, dann wäre ich gegen Abend hier gewesen.“
     
    „So weit so gut, und jetzt komme ich mit meinem Teil der Story“, mischte sich Jack ein. Man sah ihm an, dass er endlich erzählen wollte, was er erlebt hatte. „Passt auf, jetzt wird es kurios. Stellt euch vor, ich lag zur gleichen Zeit mit der ΝΙΚΟΛΑ im Hafen von Livadia auf Tilos. Mein Nikola-Mädchen sucht doch nach einem neuen Standort für ihre Taverne, also hab ich mich da mal ein wenig umgesehen. Außerdem wollte ich sowieso wieder mal zu Petros, dem genialen alten Schrauber, damit der mir mal wieder die Maschine durchcheckt. Ich sitze also nichts ahnend mit einem gepflegten Ouzo am Pier von Livadia, da kommt der da vorbei.“
    Er machte eine Kopfbewegung zu Nico hin.
    „Ich denke, ich seh’ nicht recht, das ist doch der Kerl, der mir im Mandraki-Hafen den Koffer gebracht und mir Veras Kommen angekündigt hat! Kreuzdonnerwetter noch mal, ist die Welt doch klein!“
    Alle lachten kurz auf, die mörderische Anspannung der letzten Stunden löste sich langsam.
    „Es geht noch weiter“, sagte Jack dann. „Und jetzt wird es richtig unheimlich. Wir kommen natürlich ins Gespräch und Nico erzählt mir, dass er nach Phelisonissi müsse, um dort ein Dorf zu evakuieren. Sein Bruder habe ihn darum gebeten. ‚Bruder’ sagte er wohlgemerkt. Nicht ‚Zwillingsbruder’. Darum habe ich auch vorhin beinahe mein Zigarillo verschluckt, als der Kapitän scheinbar noch mal zur Tür reinkommt. Ich habe gedacht, jetzt fang ich zu spinnen an. Aber das nur nebenbei. Als mir Nico sagte, dass er einen Ort auf Phelisonissi evakuieren müsse, bin ich sofort hellhörig geworden. Weil, das konnte dann nur Veras Choriogatos sein! Illasandria war ja schon leer geräumt. Vorbeugend, sozusagen. Aber wenn jetzt Choriogatos auch dran sein sollte, da habe ich mir gedacht, da ist die Kacke am Dampfen - Entschuldigung Vera! - also, da stimmt was nicht! Ich bekam ein derart merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, das kann ich gar nicht beschreiben. Alles in mir drängte danach, so schnell wie

Weitere Kostenlose Bücher