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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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allen Scheinwerfern versuchte, die Düsternis zu durchdringen. Ihr Nebelhorn dröhnte.
    Da kam die Rettung, in letzter Minute!
    Unter den Wartenden brach frenetischer Jubel aus. Es wurde geschrien und gewunken. Erwachsene Männer vergossen jetzt, angesichts der Rettung, bittere Tränen. Manche hielten sich umklammert und starrten sprachlos auf das wie ein Geist erschienene Schiff, das sich langsam näher schob. Wieder andere tanzten und sprangen lachend und schreiend auf der Mole herum.
    Der Trubel war so gewaltig, dass Vera erwachte.
    Verwirrt sah sie sich um. Ihr erster Blick fiel auf das untergehende Phelisonissi und sie erbleichte unter ihrer Schmutzschicht.
    Flehend blickte sie in Ioannis’ Gesicht, der ihr beruhigend über die störrischen Haare strich und ihren Kopf sanft nach rechts drehte.
    „Da kommt die Rettung, kali mou“, sagte er leise mit erstickter Stimme. „Wir werden alle überleben!“
     
    Der Kapitän der Fähre brachte das Kunststück fertig, seinen schwerfälligen Kahn so an die Mole zu manövrieren, dass er die Bugklappe direkt auf deren Oberkante absetzen konnte. Ruhig und diszipliniert gingen alle an Bord.
    Vorne weg die Frauen und Kinder, die Alten und Verletzten.
    Es folgten die Abbilder. Eine der Kätzinnen hatte kurz zuvor fünf Junge bekommen. Sie selbst und vier weitere Katzen trugen je eines der winzigen Fellbündel mit hoch erhobenem Kopf vor sich her.
    Vera sah es, stieß Ioannis mit dem Ellbogen in die Seite und zeigte auf den Kätzchentransport.
    „Life goes on!“, sagte sie leise.
    Ioannis nickte. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
    Ja, das Leben ging weiter!
    Gini war bei Gizmo geblieben und damit schon mit den Frauen und Kindern an Bord gegangen, denn ihr Held steckte nach wie vor wie ein junges Känguru in dem Tragebeutel, den die Frau am Körper trug.
    Es folgten die Männer. Ioannis und Vera gingen als die letzten Menschen von der sterbenden Insel. Hand in Hand liefen sie über die Bugklappe, die sich bereits wieder langsam hob.
    Nicht einer, der den Angriff der Ch’quar überlebt hatte, war danach noch zu Schaden gekommen.
    Sie waren gerettet.
     
    Als sich alle an Bord befanden, setzte der Kapitän vorsichtig zurück und zog dabei die Bugklappe endgültig hoch. Dann wendete er und rauschte mit voller Kraft von der Insel weg. Es war ihm sehr daran gelegen, möglichst rasch möglichst viele Seemeilen zwischen sein Schiff und diese Feuer speiende Insel zu bringen.
    Ioannis und Vera gingen langsam hoch zur Brücke, um dem Kapitän zu seinem Mut und seinem Geschick zu gratulieren und sich für die Rettung zu bedanken.
    Der stand mit dem Rücken zu ihnen und gab gerade dem Steuermann Anweisungen.
    Daneben stand - das unvermeidliche Zigarillo im Mundwinkel - niemand anderes als Jakovos Kurzmann alias „Jack“!
    Er strahlte Vera und Ioannis an.
    „Jassas! Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber es ging nicht schneller. Dieser Pott hier ist kein Schnellboot!“
    Vera stürzte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Das Zigarillo purzelte Funken stiebend zu Boden.
    „Jack! Mein Gott, Jack! Welches Wunder hat dich und dieses Schiff hierher gerufen?“
    Jack lächelte über Veras Schulter hinweg. Dann wurde er unvermittelt ernst.
    „Das war kein Wunder, Mädchen“, sagte er, „das waren höhere Mächte!“
    Vera ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.
    „Höhere Mächte?“, fragte sie gedehnt. Hörte das mit diesen niedrigen, mittleren und höheren Mächten denn niemals auf?
    „Ja“, meinte Jack knapp. „Eine durch und durch mysteriöse Geschichte.“
    Dann zwinkerte er Vera zu.
    „Aber jetzt pass mal auf, Kleines, ich habe eine ausgewachsene Überraschung für dich. Aber du bist in bester Gesellschaft. Vor einigen Stunden und jetzt eben wieder habe ich auch so einige Überraschungen erlebt.“
    Er tippte dem Kapitän auf die Schulter und dieser drehte sich um.
    Vera bekam kurzzeitig weiche Knie.
    Vor ihr stand Ioannis, beziehungsweise Ioannis mit einer Kapitänsmütze!
    Der doppelte Ioannis grinste.
    „Jassu, Bruderherz!“, sagte er.
    „Jassu, Nico!“, antwortete Ioannis.
    Vera blickte verwirrt von einem der beiden zum anderen und wieder zurück.
    „Brüder? Ihr seid Brüder?“
    „Ne!“, lachte Nico. „Zwillingsbrüder sogar, das sieht man doch, oder?“
    Ioannis grinste Vera an.
    „Ich habe nicht gelogen, als du mich gefragt hast. Ich habe gesagt, dass der geheimnisvolle Mann am Hafen mein Zwillingsbruder ist.“
    Vera

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