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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Seemeilen, gute drei Stunden Fahrt, von hier entfernt. Ich habe den Traum falsch interpretiert, die falsche Zeit herausgelesen. Ich war ein Idiot.“
    Jetzt wurde auch Vera blass. Schlagartig wurde ihr jetzt die ganze Tragweite dessen klar, was Jack soeben erzählt hatte.
    Nico erriet ihre Gedanken.
    „Ohne die energische Intervention von Jack und vor allem ohne den oscarreifen Auftritt dieses Katers wärt ihr jetzt alle tot oder auf dem besten Weg dorthin! Die beiden haben letztendlich einen derartigen Aufstand gemacht und zum sofortigen Aufbruch gedrängt, speziell der Kater, dass ich schließlich überzeugt war, doch so schnell wie möglich abzulegen. Drei Stunden früher als geplant. Und mit diesen entscheidenden drei Stunden Vorsprung sind wir dann just in time hier angekommen. Es hat gerade noch so gereicht!“
     
    Ioannis ging mit unsicheren Schritten zu einem in der Nähe stehenden Stuhl und setzte sich langsam hin. Er sah erbärmlich aus. Mitleid stieg in Vera hoch. Sie ging zu ihm hin und nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände.
    „Schatz“, sagte sie eindringlich, „du hast dir nichts vorzuwerfen! Es ist alles so weit gut gegangen, wie es die Umstände zuließen. Alles, was passiert ist, geschah durch den Willen höherer Kräfte. Und du hast deine Sache verdammt gut gemacht. Ohne dich hätten Nico und Jack niemanden mehr abholen können. Gar niemanden! Es hätte keine Überlebenden in Choriogatos gegeben und es wäre dann unerheblich gewesen, ob sie nun rechtzeitig oder nicht da gewesen wären! Verstehst du? Die Sache mit Aspros oder wer auch immer das war, das war die endgültige Weichenstellung zum Guten hin. Bastet muss geahnt, nein gewusst haben, dass wir Dank deiner Intuition und deiner richtigen Auslegung der Prophezeiung gewinnen werden. Aber sie muss auch erkannt haben, dass du die falsche Uhrzeit verstanden hast. Bei dir oder bei uns im Dorf konnte sie nicht mehr korrigierend eingreifen, also hat sie den schwarzweißen Boten geschickt, der dafür sorgte, dass Nico und Jack früher losfuhren. Ich denke, dass du nicht mehr länger an dir und deinem Glauben an Bastet zweifeln solltest!“
    Ioannis nickte stumm und stand auf. Langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück.
    „So, jetzt ist es aber gut mit all der Sentimentalität und Selbstzerfleischung!“
    Nico hieb seinem Bruder auf die Schulter, dass dieser leicht in die Knie ging.
    „Ich denke, jetzt ist es Zeit für einen ordentlichen Schluck! Ab jetzt bin ich außer Dienst; mein erster Offizier übernimmt das Schiff und ich darf mir einen Kleinen genehmigen!“
    Jack lachte schallend.
    „Eine hervorragende Idee! Da hab ich genau das Richtige für uns dabei!“
    Er griff in einen kleinen Rucksack, der an der Steuerkonsole der Schiffsbrücke lehnte und zog eine Limonadenflasche ohne Etikett heraus.
    Vera schwante etwas.
    „Tsipouro!“, rief Jack und schwenkte die Flasche. „Selbst gebrannt, ein Feuerwasser reinsten Grades!“
    „Mehr Feuer als Wasser“, meinte Vera.
    Jack zog sie zur Seite.
    „Einen besonders schönen Gruß von Nikola soll ich dir noch ausrichten. Glaub mir. Sie, ich und alle anderen aus Illasandria werden dir nie vergessen, dass du hingefahren bist, um die Leute dort zu warnen. Sie sind alle wohlauf und in Sicherheit. Sobald Nikola sich entschieden hat, wo sie ihre neue Taverne aufmachen will, seid ihr beide, du und dein Süßer, jederzeit willkommen!“
    Übermütig schwenkte er dann die Flasche. „Und jetzt: Gläser her!“
     
    Wenig später standen Vera und Ioannis Seite an Seite an der Reling und sahen zusammen mit den anderen zu, wie Phelisonissi entfernt am Horizont endgültig unterging. Vera hatte Gizmo auf dem Arm, Ioannis trug Gini. Die Insel verabschiedete sich in einem atemberaubenden Feuerwerk aus Flammengeysiren und Rauch, Blitzen, Dampf- und Aschewolken. Dumpfer, lang anhaltender Donner grollte über das Wasser, stetig ging feiner Asche- und Bimssteinregen nieder. Wenn Wasser über den glühenden Lavaauswürfen zusammenschlug, jagten weiße Dampffontänen Aberhunderte von Metern in die Luft, das Brüllen und Zischen der aufeinander treffenden, gegensätzlichen Elemente war sogar über die weite Entfernung hinweg schmerzhaft laut. Das aufgewühlte Meer brachte die Fähre mit ihrem breiten Kiel zum Rollen und Stampfen. Tote Fische trieben umher.
     
    Schließlich siegte Poseidon über Hephaistos.
    Durch einen aufklaffenden Spalt brach Meerwasser in gewaltigen Strömen in die rotglühenden,

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