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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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möglich nach Phelisonissi zu fahren. Ich wusste plötzlich, dass da etwas gewaltig aus dem Ruder läuft.“
    Er zögerte kurz.
    „Weil, nun ja, die Gründe für Evakuierung von Illasandria und das, was dahinter steckte, kannte ich ja, Nikola hat mir Bescheid gesagt. Ich weiß um euren Kampf gegen diese Monster, um Bastet und Sachmet und so weiter. Keine Angst, ich kann schweigen wie ein Tintenfisch! Daher habe ich auch Nico nichts gesagt. Dass nun auch Choriogatos geräumt werden soll, war für mich vor diesem Hintergrund ein eindeutiges Alarmsignal.“
    Nico nickte.
    „Er hat mir ganz schön zugesetzt, früher zu fahren, als ich eigentlich wollte. Wir haben fast gestritten, weil ich nicht einsehen wollte, über drei Stunden früher in See zu stechen, als geplant war. Außerdem habe ich mir gedacht, ‚was mischt der sich jetzt da ein?’ Aber er ist ja - als echter Tintenfisch - nicht mit allem rausgerückt, was er wusste. Also habe ich ihn für, nun ja, ein wenig hysterisch gehalten.“
    Jack warf Nico einen vernichtenden Blick zu.
    „Und wäre ich mit allem rausgerückt, hättest du postwendend dafür gesorgt, dass ich in die Klapsmühle komme, oder?“
    Nico grinste.
    „Tja“, sagte Jack. „und jetzt kommt die wirklich unheimliche Komponente ins Spiel. Ich stehe noch mit diesem levantinischen Sturschädel debattierend am Pier und versuche ihm klarzumachen, dass er so früh wie möglich auslaufen soll, ohne ihm dabei alles zu verraten, was besser bedeckt bleiben sollte, und er meint ständig, dass ich wohl etwas übertreiben würde mit meinen Bedenken. Sein Bruder, also du, habe ihn für den Abend bestellt, da brauche man nicht schon jetzt losfahren. Ich kann ihn einfach nicht davon überzeugen, früher aufzubrechen, meine unguten Ahnungen tut er als unbegründet, oder - wie sagtest du gerade? - hysterisch ab.“
    Nico verdrehte die Augen in gespieltem Genervtsein nach oben.
    Jack redete weiter. „Ich bin schon am Aufgeben, da kommt eine Katze auf uns zu. Nicht irgend eine Katze, nein: dieser schwarzweiße Kater, der im Mandraki-Hafen auch mitgespielt hat. Du erinnerst dich, Vera? Ich schwöre es bei der heiligen Maria von Tsambika, dass das der gleiche Bursche war. Und was macht er? Er setzt sich vor uns hin und stimmt aus heiterem Himmel ein Gejaule und Gegreine an, dass uns beiden ganz anders wird. Dann rennt er in Richtung der SUNSHINE, schmeißt sich auf den Boden, wälzt sich wie in Krämpfen und schreit weiter, immer zu uns blickend. Ich hab Nico mit wenigen Worten von der merkwürdigen Rolle dieses Katers in Verbindung mit Vera und Phelisonissi erzählt, da hat er dann schon aufgehorcht. Dann ist dieser Bursche auch noch an Bord der SUNSHINE gesaust und dann wieder runter, zu uns beiden hin. Ist uns um die Beine geschlichen und dann wieder an Deck gerast, so, als ob er uns an Bord locken will. Und geschrien hat er dabei, als ob ihm der Schwanz brennt. Pausenlos. Ich kann euch gar nicht sagen, wie gespenstisch das gewirkt hat. Die Leute sind schon stehen geblieben und haben komisch geguckt. Und mir war da längst klar, dass Eile Not tut und auch bei Nico war endlich der Groschen gefallen. Ich habe noch niemals erlebt, dass einer seinen Kahn so schnell flott macht, wie er es dann tat. Eine halbe Stunde später waren wir unterwegs.“
    Vera blickte Ioannis an. In ihren Augen schimmerte es.
    „Der schwarzweiße Kater vom Mandraki. Aspros. Das ist einfach unglaublich. Aspros ist bei der Höhle gestorben. Ich habe es selbst miterleben müssen. Und jetzt war er offensichtlich wieder da. Da war Bastet am Werk, eine andere Erklärung finde ich im Moment nicht. Das muss eine Reinkarnation oder so etwas gewesen sein. Bastet ist durch Aspros oder meinetwegen seinen Geist an Nico und Jack herangetreten.“
    Ioannis saß stumm da. Er war kalkweiß im Gesicht.
    „Schatz“, fragte Vera. „Was ist mit dir, du siehst aus wie ein Gespenst!“
    Nico sah Jack fragend an, der zuckte mit den Schultern und machte eine Geste, die wohl „sag du es!“ bedeuten sollte.
    Nico hüstelte verlegen und sagte dann sehr leise: „Vera, hast du es nicht verstanden? Wir sind trotz allem erst im letzten Moment aufgekreuzt!“
    Vera sah Ioannis fragend an. „Was heißt hier ‚trotz allem’?“
    „Schatz“, sagte Ioannis mühsam. „Ich hatte meinen Bruder für den Abend bestellt. Verstehst du, ‚Abend’! Wäre er wie geplant gegen Mittag losgefahren, dann wäre er mit seiner ΙΛΙΚΑΚΑΔΑ jetzt noch etwa siebzig

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