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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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zu sauber und aufgeräumt. Aber welches weibliche Wesen war da zugange?
    Nie im Leben hätte Vera zugegeben, dass sie eifersüchtig auf diese Unbekannte war; wollte sie es doch nicht mal sich selbst eingestehen.
    Es hatte sich dann zu Veras nicht geringer Erleichterung herausgestellt, dass es Grisoula war, die bisher Ioannis den Haushalt geführt hatte.
    Sie tat das gerne und völlig selbstverständlich. Schließlich war sie ja seine Schwester…
    Am Abend des dritten Tages fiel es Vera siedend heiß ein, dass sie wohl noch etwas länger auf der Insel bleiben würde, aber zu Hause warteten Elke und die Nachbarin auf ihre Rückkehr.
    Eine Handyverbindung war auf Phelisonissi nicht möglich, da hatte Jack schon Recht gehabt. Telefon gab es auch nicht.
    Schier unglaublich in einer Welt voller Kommunikationseinrichtungen, aber wahr.
    Als einzige Verbindung zur Welt um die Insel herum gab es zwei Seefunkstationen, eine in jedem Ort. Trevor hatte es schließlich geschafft, eine Relaiskette aufzubauen, über die Vera mit Elke sprechen konnte.
    Die Verbindung war so schlecht, als ob das Gespräch über Lichtjahre hinweg geführt werden würde, aber schließlich konnte Vera ihrer besten Freundin klarmachen, dass sie auf unbestimmte Zeit in Griechenland bleiben würde. Es wäre einfach zu schön hier, basta.
    Elke war selig, weil ihre Therapie ganz offensichtlich so gut angeschlagen hatte.
    „Wenn die wüsste“, hatte Vera grimmig gedacht, als sie Trevor das Funkmikrofon zurückgab. „Wenn die wüsste...!“
     
    Am gleichen Abend saß sie mit Ioannis auf der Dachterrasse des Hauses. Gizmo lag zusammengerollt auf einer Decke in einem Korbstuhl und schlief den Schlaf des Gerechten.
    Über ihnen wölbte sich ein schwarzblauer Nachthimmel mit intensiv strahlenden Sternen, die ungetrübt von irgendwelchen Abgasen, Smog oder Streulicht geradezu plastisch funkelten. Vera hatte so etwas bisher nur im Planetarium gesehen.
    Aber so schön der Sternenhimmel auch war, sie hatten momentan keine Augen dafür.
    Sie waren über ein Blatt Papier gebeugt, das sie scheinbar intensiv studierten. In Wirklichkeit blickte jeder von ihnen auf das Papier und die Worte darauf, ohne beides noch richtig wahrzunehmen - zu oft hatten sie alles schon gelesen.
    Ioannis seufzte zum wiederholten Mal und zeichnete gedankenverloren mit dem Mittelfinger der rechten Hand irgend ein verworrenes Muster auf die Tischplatte.
    „Vera-Schatz, diese verdammte Prophezeiung raubt mir den letzten Nerv! Dass dieses Zeug auch dermaßen kryptisch und unverständlich sein muss. Warum konnten diese Leute, die das weitergegeben haben, nicht Klartext reden? Warum muss das so rätselhaft sein?“
    Er zitierte wieder halblaut, Vera konnte die Worte mittlerweile auch schon auswendig, vorwärts und rückwärts.
     
    Nehmt ihr Strahlen des Ra
    Gefangen im Kristall
    Könnt blenden ihr sie
    Doch nicht auf ewige Zeit
     
    Sie räusperte sich.
    „Lass uns noch mal zusammenfassen, vielleicht haben wir etwas übersehen: Wir hatten bisher einen Angriff erlebt, wo sowohl die ‚Heerschar Der Einen’ als auch der ‚feurige Kreis’ zum Einsatz gelangten. Es waren die Katzen als Relaisstationen, die es euch ermöglichten, die Feuerwand um den Ort zu legen. Außerdem waren es die Wächter, welche den einen Ch’quar erledigten, der es auf mich abgesehen hatte. Weiterhin haben die ‚Speere aus Glas’ ganze Arbeit geleistet. Wir können also davon ausgehen, dass sie tatsächlich ‚wiederkommen, stärker denn je’. Das heißt dann nichts anderes, als dass sie beim nächsten Angriff sowohl auf die Feuerwand, als auch die Glasprojektile besser vorbereitet sein werden. Vielleicht arbeiten sie gerade an einer Gegenmaßnahme und es war deshalb die letzten Tage so ruhig?“
    „Nächte“, verbesserte Ioannis sie. „Sie kommen nur nachts. Anscheinend vertragen sie das Sonnenlicht nicht, wie Vampire!“
    Vera erinnerte sich an das furchtbare Gebiss mit den beiden langen Reißzähnen, das ihr entgegengebleckt hatte und fröstelte unwillkürlich.
    „Bis hierher ist die Prophezeiung verblüffend genau, manchmal zwar gemein verschlüsselt, aber genau“, fuhr Vera fort.
    „Damit dürfte klar sein, dass es in diesem Sinne weitergeht, also die Prophezeiung uns nicht in die Irre führt. Sie will bloß gelesen und verstanden werden. Ein neuer Angriff der Ch’quar wird erfolgen und dann brauchen wir die ‚Strahlen des Ra gefangen im Kristall’, sonst sehe ich schwarz!“
    „Ich liebe deine Art,

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