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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Ch’quar wurde mit jeder Nacht wahrscheinlicher. Sie wollten vorbereitet sein.
     
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    Vera war, eng an Ioannis geschmiegt, rasch eingeschlafen.
    Im Verlauf der Übungen den ganzen Tag lang war sie gezwungen gewesen, ihre neu erlernte Fähigkeit der Flammenerzeugung immer wieder gezielt einzusetzen.
    Außerdem übte sie intensiv die Erfassung von Gedankenmustern und die Umsetzung der gewonnen Erkenntnisse.
    Die vier Wächter hatten hierzu die Rollen von Ch’quars übernommen und wiederholt Angriffe simuliert, die aufgrund ihrer pumahaften Schnelligkeit wahrscheinlich nahe an das herankamen, was Ch’quars aufzubieten hatten.
    Vera hatte versucht, die Absichten der „Angreifer“ aus deren Gedankenmuster herauszulesen und die Verteidiger des Ortes entsprechend zu leiten.
    Die Wächter hatten es ihr wahrhaft nicht leicht gemacht.
    Sie war geistig so sehr strapaziert worden, dass sie es als körperliche Erschöpfung spürte. Diese ließ sich durch Schlaf abbauen, aber ihr überreiztes Gehirn konnte und wollte nicht so ohne weiteres abschalten, und so wirbelten die Eindrücke der letzten Tage in ihren Träumen wie die Teile in einem Kaleidoskop herum.
    Ihr Schlaf war unruhig. Sie murmelte, zuckte und strampelte hin und wieder mit den Beinen.
    Ioannis hatte sie schließlich nach mehr als einem Boxhieb, den er von ihr bekommen hatte, sanft aber energisch von sich geschoben.
    Plötzlich riss es Vera buchstäblich hoch. Sie saß aufrecht im Bett und lauschte mit angehaltenem Atem. War da wer im Haus? Sie hatte doch gerade Stimmen gehört?
    Neben ihr schlief Ioannis tief und fest. Sie lauschte weiter angestrengt, aber es war alles ruhig. Nur der unweit auf der Plateia vor sich hin plätschernde Brunnen war durch das halb offene Fenster neben dem Bett zu hören. Sie schüttelte den Kopf und legte sich wieder hin. „Nur geträumt“, dachte sie sich.
    Gerade, als ihr wieder die Augen zu fielen, hörte sie es erneut. Großer Gott, die Stimmen waren in ihrem Kopf! Zwar leise, aber verständlich.
     
    „Verteilt euch! Wir müssen von mindestens drei Punkten aus angreifen. Samsin - halte dich zurück, bis ich das Signal zum Angriff gebe. Und denkt daran: keine Gefangenen, tötet sie alle. Ausnahmslos!“
     
    Vera schloss die Augen und versuchte, die in ihr aufsteigende Panik zu unterdrücken.
     
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    Ihre Namen waren o Protos, o Defteros, o Trito und o Tetartos. „Der Erste“, „der Zweite“, „der Dritte“ und „der Vierte“. Sie waren die Wächter. Sie sorgten für den Schutz von o Gerontas, seinem Stellvertreter und von Raffaele und Vera, den vier im Moment wichtigsten Lebewesen in Choriogatos.
    Außerdem hatten sie generell die Wach- und Schutzfunktionen für das Dorf. Immer zwei von ihnen saßen nachts auf exponierten Punkten mit Blick ins Inselinnere, die anderen zwei auf ebensolchen Punkten, aber mit Blick auf das Meer und die von dort kommende Straße.
    Jede Nacht und ohne Ablösung.
    Tagsüber wachten sie über o Gerontas oder streiften aufmerksam durch das Dorf und seine Umgebung. Keiner wusste, wie sie das machten - sie benötigten keinen Schlaf, waren immer wach, aufmerksam und präsent.
    Bastets ewige Energie schien in ihnen zu brennen.
    Auf den ersten Blick waren sie schlanke, fast grazile Katzen, hochbeinig, mit bleistiftdünnen Schwänzen und übergroß wirkenden Ohren an den spitz zur Nase zulaufenden Köpfen. Mittelmeerkatzen mit einem starken Einschlag der nubischen Falbkatze.
    Dieser erste Eindruck täuschte gewaltig. Auch sie waren von Bastet jeweils mit einem weiteren Leben beschenkt worden. Mit dem Leben eines Pumas. In Abkehr von der sonstigen Vergabe von Leben hatten die Wächter außer der Lebensenergie eines Pumas auch dessen körperliche Eigenschaften erhalten.
    Beim Versuch, einen der Wächter hoch zu heben, hätte man daher die Überraschung seines Lebens erfahren.
    Jeder wog trotz seiner zierlichen Statur um die neunzig Kilo!
    Dazu kamen Körperkraft, Schnelligkeit, Sprungvermögen und Ausdauer eines Pumas plus eine Lebenserwartung von fünfundzwanzig Jahren.
    All das, durch Bastets höhere Energien beseelt, machte die Wächter zu Kampfmaschinen, die ihresgleichen suchten. Mehr tödliche Kraft in einem so kleinen Körper gab es unter der Sonne nicht.
    Das hatte einer der Ch’quar bereits erfahren müssen. Es war derjenige gewesen, den N’gahar, bequem auf seinem Lager im Cheram-dir liegend, mit Gedankenkraft und unter Ausschöpfung des Energiepotentials von

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