Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
rausquollen. Ich kann nicht sagen, daß ich es ihm vorwerfe. Hätte wahrscheinlich dasselbe gemacht.«
    »Ich habe den Eindruck, Mr. Slater, Sie
haben
dasselbe gemacht«, sagte Wield.
    »Das Geld, meinen Sie? Hören Sie, Kumpel, ich habe das Geld vollkommen rechtmäßig bekommen. Fragen Sie Turnbull. Wie ich schon sagte, als er erst mal mitkriegte, wer ich war, war er freiwillig mit allem einverstanden. Wollte sein schlechtes Gewissen loswerden. Und trotzdem ist er nicht schlecht dabei weggekommen, unser Geordie. Vor fünfzehn Jahren waren fünfzigtausend noch ’n Riesenbatzen. Jetzt ist es ’ne Abzahlungsrate für einen von seinen großen Baggern. Ich sagte, beschaffen Sie mir das Geld, heute und in bar, und ich vergesse die fünfzehn Jahre Zinsen, auf die ich Anrecht hätte. Er war einverstanden. Wenn er was anderes sagt, ist er ein Lügner. Warum zum Henker er allerdings die Polizei einschalten mußte, verstehe ich nicht. Er ist der einzige, der ein Verbrechen begangen hat, nicht ich.«
    »Erpressung ist ein Verbrechen«, sagte Dalziel. »Wucher ist ein Verbrechen. Und kommen Sie mir nicht mit Ihrer Känguruh-Scheiße von wegen, das Geld gehört Ihnen. Es war Ihre Großmutter, die beraubt wurde, nicht Sie. Wenn überhaupt, ist es
ihr
verdammtes Geld, sonst niemandes.«
    »Ja, und deshalb wollte ich ja zu ihr hin, schnurstracks nach ›Wark House‹, um es ihr zurückzugeben«, sagte Slater.
    Er sah sie mit großen Augen an, was entweder treuselige Ehrlichkeit bedeuten konnte oder ein selbstzufriedenes Beweisen-Sie-doch-das-Gegenteil.
    Novello sagte ruhig: »Das ist schön zu hören, Mr. Slater. Und auch das Sozialamt, das die letzten Jahre über alle Kosten Ihrer Großmutter im ›Wark House‹ übernommen hat, wird sich darüber freuen. Sehen Sie, da wurde das Geld unserer Steuerzahler hergenommen aufgrund der Annahme, daß sie unvermögend war, und nun können die sich das meiste davon zurückholen.«
    Slater sah einen Moment lang schockiert aus und lächelte dann reumütig.
    »Verdammt, vielleicht sollte ich doch noch mal mit Turnbull wegen der Zinsen reden!«
    Dalziel stand so abrupt auf, daß sein Stuhl laut über den Boden schrammte und beinahe umgefallen wäre.
    Slater schob seinen Stuhl ebenfalls ein Stück zurück, als erwarte er einen tätlichen Übergriff. Doch der Dicke klang eher resigniert als aggressiv.
    »Verhör beendet«, sagte er und knipste das Tonbandgerät aus. »Und nein, Sie werden nicht mit Turnbull reden, Mr. Slater. Das werden wir erledigen. Wir brauchen eine schriftliche Aussage über all das hier, ja?«
    »Ja. Sicher. Kein Problem«, sagte Slater. »Das war’s dann?«
    »Es sei denn, mein Sergeant kann in seinem großen schlauen Buch noch etwas finden, mit dem wir Sie belasten können.«
    »Körperverletzung bei Mr. Turnbull?« fragte Wield hoffnungsvoll.
    »Da besteht wohl nicht viel Aussicht, falls wir gerade die Wahrheit gehört haben. Ich denke, wir sind fertig. Wieldy? Ivor?«
    Wield schüttelte den Kopf. Novello fragte: »Was, glauben Sie, ist mit Ihrem Bruder passiert, Mr. Slater?«
    »Benny? Ich kann mich kaum an ihn erinnern, Miss, außer daß er eher ein nervöser Typ war, der Angst vor seinem eigenen Schatten hatte. Ich würde ja darauf tippen, daß der arme Kerl ohne seine Großmutter und mit dem zerstörten Cottage nicht mehr leben wollte, Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Es schien ein würdiges Schlußwort. Auf der Wache gab es keine zwei Verhörzimmer, also wurde Slater wieder in seine Zelle gebracht, mit Stift und Papier für seine Aussage, und Geordie Turnbull geholt.
    Er hatte genug Zeit gehabt, seine alte Leutseligkeit wiederzufinden. Tatsächlich ging von ihm etwas aus, das man geradezu als Euphorie beschreiben könnte, weil endlich alles ans Licht kam.
    »Echt blöd, das zu sagen, aber als ich Sie vor meinem Bungalow stehen sah«, sagte er zu Wield, »da dachte ich, es wäre irgendwie rausgekommen, und ich war beinahe erleichtert, als Sie dann wegen dem kleinen Mädchen fragten. Da kommt man schon ins Grübeln, oder? Daß man lieber wegen so was verdächtigt wird! Nein, ich bin froh, daß jetzt alles ans Licht kommt.«
    Seine Geschichte deckte sich in allen wichtigen Punkten mit der von Slater.
    Er hätte seinen Anwalt anrufen sollen, dachte Novello. Der heimtückische Hoddle hätte schon dafür gesorgt, daß er den Mund hält. Mit der toten Agnes Lightfoot und nur Slaters Vermutungen gegen sich, hätte der Staatsanwalt keine Klage aufrechterhalten

Weitere Kostenlose Bücher