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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kleine Kinder haben …«
    Er beendete den Satz nicht. Es war nicht notwendig. Er denkt, er hat einmal versagt, und er will kein zweites Mal versagen, dachte Pascoe.
    Schweigend fuhren sie weiter.
    Pascoe dachte an kleine Kinder. An Töchter. An seine eigene Tochter Rosie, die am Meer war und in Sicherheit.
    Er dankte Gott, an den er nicht glaubte, für ihre vermeintliche Sicherheit.
    Und Lorraine Dacre … Er stellte sich vor, wie sie an einem Tag wie diesem aufwachte … Konnte ein Tag wie dieser einem Kind etwas anderes versprechen als fröhliches und unbeschwertes Spiel?
    Er betete, daß der Gott, an den er nicht glaubte, seinen Unglauben dadurch bestrafen würde, daß er die Antwort in Danby bereits parat hielt: in Form von Lorraine Dacre, mittlerweile wieder gesund und munter nach Hause zurückgekehrt und erstaunt über all den Trubel, den sie verursacht hatte.
    Neben Pascoe dachte Andy Dalziel – ein Gott, an den Pascoe sehr wohl glaubte – ebenfalls über die Antworten nach, die sie in Danby erwarteten, und er dachte an das kleine Mädchen, das an einem Tag wie diesem womöglich zum letzten Mal aufgewacht war …

Vier
    D ie kleine Lorraine wacht früh auf, aber die Sonne war noch früher wach.
    Dies sind die langen Sommertage, die sich endlos durch jede glückliche Kindheit ziehen; wenn man in goldener Luft erwacht und tausend Abenteuer später beim Einschlafen von einem Licht gestreichelt wird, das selbst die dichtesten Vorhänge nur in eine leichte Dämmerung verwandeln können.
    Im Haus rührt sich nichts. Heute ist Sonntag, der einzige Tag der Woche, an dem Mam und Dad sich den Luxus des Ausschlafens gönnen.
    Sie steigt aus dem Bett, zieht sich schnell und leise an und geht dann in die Küche hinunter, wo Tig sie aufgeregt ankläfft. Sie gebietet ihm herrisch Einhalt, und er verstummt. Er ist sehr gut erzogen; Dad hat darauf bestanden. »Nur eins ist schlimmer als ein ungehorsamer Hund, nämlich eine ungehorsame Tochter«, sagte er. Und Mam, die weiß, daß Lorraine ihn um den kleinen Finger wickeln kann, lächelte ihr hintergründiges Lächeln.
    Ein schnelles Frühstück, dann rauf auf einen Schemel, um den obersten Riegel der Hintertür aufzuschieben, und hinaus in den Garten mit dem eifrigen Tig dicht auf den Fersen. Die Leine ist nicht nötig, denn der Garten führt direkt auf die Gemeindewiese Ligg Common. Trampelpfade winden sich durch Stechginster und Baumheide, bis sie ans Ufer des Ligg Beck kommen, dessen sonst wild sprudelnde Wasser durch die Trockenheit zu einem kaum erkennbaren Rinnsal verebbt sind.
    Aber egal. Der ausgetrocknete Bachlauf verbreitert den Pfad, der nebenher verläuft und allmählich den Berg hinaufführt, wo es für Tig Kaninchen und Schmetterlinge zum Jagen gibt und für Lorraine winzige Orchideen, die sie suchen kann, während um sie herum die Feldlerchen aus den Heidenestern aufschwirren und ihre Zuversicht hinaustirilieren, daß die Sonne immer scheinen und der Himmel ewig blau sein wird.
    Tony Dacre erwacht eine Stunde später. Die Sonne erfüllt den Raum mit Licht und Wärme. Er setzt sich auf, erinnert sich, daß Sonntag ist, und lächelt. Durch seine Bewegung hat er Elsie, seine Frau, halb aufgeweckt, und sie rollt sich zur Seite und öffnet die Augen einen Spalt. Bei diesem Wetter schlafen beide nackt. Sie ist dünn, fast mager, und die Form ihres Körpers unter dem dünnen Laken läßt seinen Puls höher schlagen. Er neigt sich über ihren Mund, doch sie schüttelt den Kopf und formt mit den Lippen das Wort »Tee«. Er schwingt die Beine aus dem Bett, steht auf und zieht seine Unterhose an. Er ist nicht prüde, findet jedoch, daß Eltern nicht nackt vor ihren Kindern herumspazieren sollten.
    Als er in die Küche kommt, sieht er an einem schief geschnittenen Brotlaib, einem offenen Glas Himbeermarmelade, einem halbleeren Glas Milch und Krümelspuren bis zur Küchentür, daß seine Vorsichtsmaßnahme unnötig war. Er blickt hinaus in den Garten. Von Lorraine keine Spur. Er schüttelt den Kopf und schmunzelt. Dann macht er Tee und nimmt zwei Tassen mit nach oben.
    Elsie setzt sich zum Trinken auf. Hin und wieder wendet Tony den Kopf, blickt auf ihre kleinen Brüste mit den dunklen Knospen und den Tee in ihrer Tasse. Schließlich hat sie ausgetrunken.
    Sie beugt sich über ihn, um die Tasse auf seinen Nachtschrank zu stellen. Als sie sich aufrichtet, schließt er sie in die Arme. Sie lächelt zu ihm hoch. Er sagt: »All das Geld, das ich für Gin verschwendet

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