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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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habe, wo ich dich für eine Tasse Tee hätte kriegen können!«
    Sie lieben sich. Später beim Rasieren im Bad singt er ein Lied. Als er ins Schlafzimmer zurückkommt, ist sie bereits unten. Er zieht sich an und folgt ihr nach.
    Sie runzelt die Stirn und sagt: »Lorraine hat schon gefrühstückt.«
    »O ja, ich weiß.«
    »Ich mag es nicht, daß sie das Brotmesser benutzt. Es ist sehr scharf. Und daß sie sich auf den Schemel stellt, um die Tür aufzumachen. Wir müssen mit ihr reden, Tony.«
    »Werd ich tun«, verspricht er.
    Sie schüttelt besorgt den Kopf und sagt: »Nein, ich werde es tun.«
    Sie frühstücken. Es ist erst halb zehn. Die Sonntagszeitung kommt. Er setzt sich ins Wohnzimmer und liest den Sportteil.
    Draußen auf der Straße hört er Mädchenstimmen. Nach einer Weile steht er auf und geht zur Vordertür.
    Die Mädchen spielen Seilhüpfen. Zwei schlagen ein langes Seil. Die anderen laufen an einem Ende hinein, hüpfen bis ans andere Ende vor und springen mit dramatisch rudernden Armen wieder hinaus.
    Seilspringer und Seilschwinger singen dabei in monotonem Rhythmus:
    »Ein Fuß! Zwei Fuß! Linker Fuß! Rechter Fuß!
Drei Fuß! Vier Fuß! Guter Fuß! Schlechter Fuß!
Keiner läuft so schnell wie Benny Leichtfuß!
Und RAUS  – GEHT  – SIE !«
    Tony ruft: »Sally!«
    Sally Breen, ein untersetztes Mädchen, das zwei Häuser weiter wohnt, sagt: »Ja, Mr. Dacre?«
    »Hast du Lorraine gesehen?«
    »Nein, Mr. Dacre.«
    Der Gesang erstirbt, und die Mädchen sehen einander an. Sie schütteln die Köpfe.
    Tony geht ins Haus zurück. Elsie ist oben und macht die Betten. Er ruft die Treppe hinauf: »Ich geh ein bißchen spazieren, Schatz! Will mal mit dem alten Joe über den Bowling Club reden.«
    Er geht durch die Hintertür nach draußen, durch den Garten, über die Gemeindewiese. Er ist oft genug mit seiner Tochter spazierengegangen und kennt ihre Lieblingsroute. Bald erreicht er das ausgetrocknete Flußbett und steigt an dessen Ufer mit gleichmäßigen Schritten den Berg hinauf.
    Nach einer Weile, als er sicher ist, daß keiner an der Liggside ihn hören kann, fängt er an, sie zu rufen.
    »Lorraine! Lorraine!«
    Lange Zeit hört er gar nichts. Dann ein fernes Bellen. Zitternd vor Erleichterung eilt er weiter, über einen Hügel. Weiter hinten sieht er Tig, der allein und humpelnd auf ihn zukommt.
    Oh, nun singen die Feldlerchen wie Spione aus luftigen Höhen:
Sie ist hier! Sie ist verletzt! Sie ist hier! Sie ist verletzt!,
doch die gaukelnden Schmetterlinge streuen die Botschaft:
Sie ist für immer fort.
    Er kniet sich neben den verletzten Hund und fragt: »Wo ist sie, Tig? SUCH !«
    Doch das Tier duckt sich von ihm fort, als fürchte es, geschlagen zu werden.
    Er läuft weiter. Eine halbe Stunde lang streift er über den Abhang, sucht und ruft. Schließlich, als seine Hoffnung hier versiegt, erfindet er in der Ferne neue Hoffnung und eilt den Hang hinunter. Tig liegt immer noch da, wo er ihn gefunden hat. Er hebt ihn hoch, ignoriert sein schmerzerfülltes Aufjaulen.
    »Sie ist bestimmt wieder zu Hause, wart’s nur ab, alter Junge«, flüstert er dem Tier ins Ohr. »Wart’s nur ab.«
    Aber in seinem Herzen weiß er, daß Lorraine den Hund niemals allein und verletzt auf dem Berg gelassen hätte.
    Im Haus erledigt Elsie, die bereits unruhig wird, ohne sich nach dem Grund ihrer Unruhe zu fragen, die Handgriffe zur Zubereitung des sonntäglichen Mittagsmahls, so als könnte sie durch ihre Weigerung, vom gewohnten Arbeitsablauf abzuweichen, die Ereignisse wieder in ihre gewohnte Bahn lenken.
    Als die Tür aufgestoßen wird und Tony hereinkommt, den Hund im Arm, und fragt: »Ist sie wieder da?«, wird sie weiß wie das Mehl an ihren Händen.
    Alle Fenster im Haus sind offen, um die schwere Luft zu bewegen. Draußen auf der Straße sind die Kinder noch immer beim Spielen. Und während sich Mann und Frau jeweils am Blick des anderen über den Küchentisch hinweg festhalten und jeder vom anderen erwartet, daß er lächelt und sagt: alles ist gut, wehen die Worte des Singsangs zwischen ihnen hin und her.
    Ein Fuß! Zwei Fuß! Linker Fuß! Rechter Fuß!
Drei Fuß! Vier Fuß! Guter Fuß! Schlechter Fuß!
Keiner läuft so schnell wie Benny Leichtfuß!
Und RAUS  – GEHT - SIE !

Fünf
    E inem aktuellen Artikel der »Evening Post« zufolge war Danby so etwas wie eine Seltenheit – ein Dorf, das den Durchbruch geschafft hatte.
    Entgegen dem üblichen Trend zur Stadtflucht und Verwahrlosung hatte der

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