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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine Herde gelegentlich nur aus einem halben Dutzend der mächtigen Rüsselthiere besteht, ist die allergrößte Vorsicht nöthig. Fünf bis sechs Paaren wüthender Elefanten gegenüber, ist schon an keinen Widerstand mehr zu denken, da ihre Waffe – würde ein Mathematiker sagen – sich im Verhältniß des Quadrats ihrer Geschwindigkeit vergrößert.
    Stürzen sich die furchtbaren Thiere gar zu Hunderten auf ein Lager, so kann man ihren Ansturm ebensowenig aufhalten, wie eine Lawine oder wie eine Springfluth, die die Schiffe kilometerweit vom Ufer aufs Land schleudert.
    So zahlreich diese Thierart jetzt noch ist, wird sie doch endlich verschwinden. Da ein Elefant wenigstens für tausend Francs Elfenbein liefert, stellt man ihm mit zähester Hartnäckigkeit nach.
     

    Die Herde war jetzt nur noch höchstens dreihundert Meter weit entfernt. (S. 38.)
     
    Nach der Berechnung Foa’s werden – meist im Herzen Afrikas jährlich nicht weniger als vierzigtausend Elefanten erlegt. Diese liefern etwas siebenhundertfünfzigtausend Kilogramm Elfenbein, das nach England verschiffen wird. Nach einem halben Jahrhundert dürfte es, trotz der Langlebigkeit diese Thiere, kein einziges davon mehr geben. Wäre es nicht empfehlenswerther, aus der Züchtung und Zähmung der kostbaren Thiere Nutzen zu ziehen, da ein Elefant dieselbe Last tragen kann, wie zweiunddreißig Menschen, und einen viermal längeren Weg zurückzulegen vermag, als ein Fußgänger? Gezähmt würden sie auch, wie in Indien, reichlich doppelt so viel werth sein, als der Ertrag, der man durch ihre Abschlachtung gewinnt.
    Der afrikanische Elefant bildet mit dem asiatischen die zwei einzigen noch vorkommenden Arten, die sich mehrfach unterscheiden. Die ersten sind kleinen, haben eine braunere Haut, eine mehr vorgewölbte Stirn, dazu größere Ohren und längere Stoßzähne, als ihre asiatischen Genossen, sie sind auch weit wilde als diese und kaum einigermaßen zu zähmen.
    Während seines jetzigen Jagdzuges war der Portugiese entschieden von Glücke begünstigt worden, und auch die beiden Liebhaber dieses Sports konnten sich wohl für befriedigt erklären. In Lybien sind die Dickhäuter, wie erwähnt noch in großer Zahl zu finden. Die Gebiete von Ubanghi bieten ihnen, was sie suchen: Wälder und bei ihnen vorzüglich beliebte sumpfige Ebenen. Hier leben sie truppweise, gewöhnlich angeführt von einem alten männlichen Thiere. Inder Urdax und seine Begleiter sie auf fest umplankte Plätze lockten, ihnen Falle stellten oder vereinzelt angetroffene unmittelbar angriffen, hatten sie, ohne Unfälle wenn auch nicht ohne Gefahren und Mühseligkeiten, eine reiche Beute zusammen gebracht. Jetzt auf dem Rückwege schien es freilich, als ob die ganze Karawane von der aufgeregten Horde, die dahertrabend die Luft mit ihrem Getöse erfüllte mit Stumpf und Stiel vernichtet werden sollte.
    Hatte der Portugiese noch Zeit genug gehabt, Vertheidigungsmaßregel gegen den vermutheten Angriff der am Rande des Waldes umherschwärmende Eingebornen zu treffen, so war gegen den jetzt drohenden Ueberfall so gut wie nichts zu thun. Von dem ganzen Lager würden bald nur Trümmer und Staub übrig sein. Nur eine einzige Frage galt es noch: die, ob es dem Personen gelingen werde, sich zu retten, indem es sich auf der Ebene zerstreute. Man vergesse hierbei nicht, daß die Geschwindigkeit des Elefanten eine wunderbar ist und ein Pferd im Galopp ihn nicht zu überholen vermag.
    »Wir müssen fliehen… augenblicklich fliehen! rief Khamis dem Portugiesen zu.
    – Fliehen… das geht nicht!« antwortete Urdax halb von Sinnen.
    Der unglückliche Händler begriff recht wohl, daß er damit sein Material, den ganzen Gewinn seines Zuges einbüßen werde.
    Blieb er im Lager zurück, so konnte er freilich auch nichts davon retten, und es war ja überhaupt eine Tollheit, an einen, hier unmöglichen Widerstand zu denken.
    Max Huber und John Cort warteten auf eine Entscheidung, der sie sich auf jeden Fall unterwerfen wollten.
    Inzwischen wälzte sich die furchtbare Masse weiter heran, und das mit einem solchen Lärm, daß man kaum noch sein eigenes Wort verstand.
    Der Foreloper wiederholte, daß man schleunigst hinwegeilen müsse.
    »In welcher Richtung? fragte Max Huber.
    – Nach dem Walde zu.
    – Und die Eingebornen?…
    – Von denen droht uns weniger Gefahr als hier,« erklärte Khamis.
    Ob das so sicher war, konnte freilich niemand wissen. Auf keinen Fall konnte man jedoch hier auf der Stelle bleiben.

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