Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
jede Aussicht, daß sich die wüthenden Thiere weiter trollen würden, gänzlich verschwunden.
    In einem Augenblicke wurde der Wagen gestürmt, aus der Lage gebracht, umgestoßen und unter der schweren Last der Elefanten, die sich um den Hügel gesammelt hatten, bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert.
    Zwar fluchte und wetterte der Portugiese aus Leibeskräften aufs neue, darum kümmerten sich aber die Hunderte von Elefanten ebensowenig, wie um einen Flintenschuß, den Urdax auf einen der nächsten, der den Stamm mit seinem Rüssel gepackt hatte, abfeuerte. Die Kugel prallte einfach am Rücken des Ungeheuers ab, ohne bis auf dessen Fleisch einzudringen.
    Max Huber und John Cort gaben sich keiner Täuschung hin. Unter der Voraussetzung, daß kein Schuß verloren ging, daß jede Kugel ihr Opfer niederstreckte, hätte man sich wohl der schrecklichen Angreifer erwehren, sie bis zum letzten vernichten können, wenn ihrer nur eine geringe Menge gewesen wären. Der junge Tag hätte dann nur einen Haufen mächtiger Cadaver am Fuße der Tamarinden beleuchtet… doch dreihundert… fünfhundert… vielleicht tausend dieser Thiere!… Es ist ja keine Seltenheit, so große Herden von ihnen im Aequatorialgebiete Centralafrikas zu treffen, und Reisende und Händler berichten übereinstimmend von ungeheueren Ebenen, die über Sehweite hinaus von Thieren dieser und anderer Art bedeckt gefunden wurden.
    »Die Geschichte wird ungemüthlich, bemerkte John Cort.
    – Man könnte sogar meinen, das dickere Ende käme noch nach,« sagte Max Huber. Dann wendete er sich an den jungen Eingebornen, der neben ihm saß.
    »Du hast doch keine Furcht? fragte er.
    – Nein, lieber Herr Max, mit Ihnen und bei Ihnen fürchtet sich Llanga niemals!«
    Und doch wäre einem Kinde, ja nicht einmal einem Erwachsenen, ein Vorwurf zu machen gewesen, wenn sein Herz jetzt vor Schrecken erzitterte.
    Ohne Zweifel hatten die Elefanten nämlich inzwischen bemerkt, was von dem Personal der Karawane noch übrig war.
    Da sich jetzt die hinteren Reihen der Thiere an die vorderen herandrängten, wurde deren Kreis um den Hügel immer enger und enger. Ein Dutzend davon versuchte sogar, auf den Hinterbeinen stehend, mit dem Rüssel die tieferen Aeste zu erreichen, was ihnen aber mißlang, da diese gegen dreißig Fuß über der Erde lagen.
    Vier Gewehrschüsse krachten jetzt gleichzeitig… vier Schüsse aufs Gerathewohl, denn ein genaues Zielen war unter dem dunkeln Laubwerk der Tamarinden unmöglich.
    Laute Schreie und noch wüthenderes Heulen gaben darauf Antwort. Es schien jedoch nicht so, als ob ein Elefant von den Kugeln tödtlich verwundet worden wäre. Vier weniger… das hätte schließlich auch nichts bedeutet.
    Die unteren Aeste suchten die Rüssel jetzt gar nicht mehr zu packen. Sie umklammerten vielmehr den Stamm der Bäume, die gleichzeitig unter dem Anprall der gewaltigen Leiber erzitterten. Denn so dick die Tamarinden auch am Fuße waren, so fest sie im Erdboden wurzelten, einem so übermächtigen Andrange mußten sie doch am Ende nachgeben.
    Noch einmal blitzte ein Feuerschein auf, diesmal von zwei Schüssen, die der Portugiese und der Foreloper abgegeben hatten. Gerade der Baum, worauf diese beiden saßen, schwankte schon dermaßen, daß er bald umzusinken drohte.
    Der Franzose und sein Freund hatten ihre Gewehre noch nicht abgefeuert, sondern hielten sie nur jeden Augenblick schußbereit.
    »Wozu sollten wir jetzt schießen? hatte John Cort geäußert.
    – Ganz recht, sparen wir lieber unsere Munition, hatte Max Huber darauf geantwortet, später könnten wir’s vielleicht bereuen, unsere letzten Patronen schon verplatzt zu haben.«
    Die Tamarinde, auf der Urdax und Khamis sich anklammerten, wurde inzwischen so heftig erschüttert, daß man sie in ihrer ganzen Länge knarren und knacken hörte.
     

    Unausgesetzt schoß er sein Gewehr und seinen Revolver ab… (S. 42.)
     
    Wenn sie nicht entwurzelt wurde, mußte sie jedenfalls bald brechen. Die Thiere rannten mit den Stoßzähnen dagegen an, wuchteten daran mit den Rüsseln und lockerten die Wurzeln des Baumes immer mehr.
    Noch länger darauf auszuhalten, und wär’s nur noch eine Minute gewesen, hieß Gefahr laufen, mit der Tamarinde zu Boden geschleudert zu werden.
    »Kommen Sie!« rief der Foreloper dem Portugiesen zu, während er schon versuchte, sich nach dem nächsten Baume zu retten.
    Urdax hatte offenbar schon den Kopf verloren. Unausgesetzt schoß er sein Gewehr und seinen Revolver ab, deren

Weitere Kostenlose Bücher