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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fahrt noch etwas anderes zu finden?
    – Ja freilich, lieber John.
    – Etwas unerwartetes?
    – Mehr als das, denn daran, das geb’ ich zu, hat es uns nicht gefehlt.
    – Also etwas ganz außerordentliches?…
    – Das ist das richtige Wort, lieber Freund! Nicht einmal, nicht ein einziges Mal hab’ ich Gelegenheit gehabt, damit das Echo des alten Lybiens zu wecken, der
portentosa Africa,
wie die klassischen Aufschneider des Alterthums sich ausdrückten.
    – Na, Max, ich sehe schon, daß eine französische Seeleschwerer zufrieden zu stellen ist…
    – Als eine amerikanische, das bestätige ich, John, wenn die Erinnerungen, die Du von dieser Reise mit heimbringst, Dir schon genügen…
    – Vollkommen, Max!
    – Und wenn Du zufrieden zurückkehrst…
    – Vor allem zufrieden, daß wir auf der Rückkehr sind.
    – Und Du meinst, daß die Leute, die vielleicht einen Bericht über diese Reise lesen, rufen könnten: »Sapperment, das muß merkwürdig gewesen sein!«
    – Sie verlangten gar zu viel, wenn sie das nicht riefen.
    – Meiner Ansicht nach verlangten sie zu wenig.
    – Du hättest recht, entgegnete John Cort, wenn sie verlangten, daß wir unsere Fahrt im Magen eines Löwen oder im Bauche eines Menschenfressers von Ubanghi hätten abschließen sollen!
    – O, nein, John, nein, ohne bis zu dieser Art der Lösung zu gehen, die übrigens eines gewissen Interesses der Leser und selbst der Leserinnen nicht entbehrt hätte, würdest Du auf Ehre und Gewissen, vor Gott und den Menschen zu beschwören wagen, daß wir mehr entdeckt und beobachtet hätten, als was unsere Vorläufer in Centralafrika bereits beobachtet und entdeckt hatten?
    – Nein, das freilich nicht, Max.
    – Nun also; ich aber hoffte, vom Schicksal mehr begünstigt zu werden.
    – Du Nimmersatt, der aus seiner Unersättlichkeit gar noch eine Tugend machen möchte! erwiderte John Cort. Ich für meinen Theil erkläre mich für befriedigt und erwartete von unserer Fahrt nicht mehr, als sie geboten hat…
    – Das heißt: so viel wie nichts, John.
    – Uebrigens, Freund Max, ist die Reise noch nicht zu Ende, und in den fünf bis sechs Wochen, die die Fahrt bis Libreville noch beanspruchen wird…
     

    Bei der Mahlzeit rasteten die Zungen ebensowenig wie die Kiefer. (S. 15.)
     
    – Ach, geh’ mir doch! rief Max Huber. Eine einfache Karawanenpromenade… die abgetretene Heerstraße… eine Spazierfahrt im Postwagen und bei schönem Wetter obendrein…
    – O, wer weiß?…« sagte John Cort nachdenklich.
    Jetzt hielt der Wagen für den Abend und die Nacht an, und zwar am Fuße einer leichten, von fünf oder sechs prächtigen Bäumen bekrönten Bodenerhebung. Diese Bäume, die jetzt von den Strahlen der untergehenden Sonne zauberisch beleuchtet wurden, waren bis weithin die einzigen in der sich ringsum ausdehnenden Ebene.
    Es war jetzt sieben Uhr abends. Infolge der stets nur kurzen Dämmerung unter niedrigen Breitengraden – hier befand man sich unter dem neunten Grade nördlicher Breite – mußte die Nacht bald heran kommen. Sie versprach sehr dunkel zu werden, da ein dichter Wolkenschleier den Glanz der Sterne verhüllte und die Sichel des zunehmenden Mondes schon am westlichen Horizonte herabsank.
    Der nur zur Beförderung von Reisenden bestimmte Wagen enthielt weder Waarenballen noch Mundvorräthe. Man denke sich einen auf vier massiven Rädern ruhenden Wohnwagen, der von sechs Ochsen gezogen wurde. Am Vordertheile hatte er eine Thür, an den Seiten kleine Fenster, und im Innern war er durch eine Scheidewand in zwei gleichgroße Räume getheilt. Der hintere Raum beherbergte zwei junge Männer von fünfundzwanzig bis sechsundzwanzig Jahren: einen Amerikaner Namens John Cort, und einen Franzosen Namens Max Huber. Den vorderen Raum bewohnte ein portugiesischer Händler mit Namen Urdax, und ein sogenannter »Foreloper« Namens Khamis. Dieser Foreloper – d. i. der Mann, der eine Karawane gewöhnlich anführt – war ein Eingeborner von Kamerun und hatte viel Uebung und Erfahrung als Führer durch die brennend heißen Gebiete von Ubanghi.
    Selbstverständlich ließ die Bauart des Wagens hinsichtlich der Haltbarkeit nichts zu wünschen übrig. Jetzt, nach einer langen und beschwerlichen Fahrt, befand sich sein Kasten im besten Zustande, seine Räder erschienen am Felgenkranze kaum abgenützt, die Achsen waren weder gesprungen noch verbogen – kurz, man hätte gemeint, er käme nur von einer fünfzehn bis zwanzig (englische) Meilen langen Spazierfahrt

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