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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich zu nehmen, und dann ging es des Weges weiter.
    »Wahrhaftig, scherzte John Cort, hier beschafft man sich mehr als das nöthige Fleisch erstaunlich billig, da es ja nur eine Patrone kostet…
    – Wenigstens wenn einer ein geschickter Schütze ist, sagte der Foreloper.
    – Und dazu etwas Glück hat,« setzte Max Huber hinzu, der sich bescheidener erwies, als sonst die Jünger des edlen Waidwerkes.
    Hatten Khamis und seine Gefährten bisher aber ihr Pulver schonen und ihr Blei sparen können, da sie es nur zum Erlegen eßbaren Wildes gebraucht hatten, so sollte doch der Tag nicht vergehen, ohne daß die Gewehre zur Vertheidigung benutzt wurden.
    Auf einer reichlich einen Kilometer langen Strecke glaubte der Foreloper sogar, sie würden sich schon zur Abwehr einer großen Affenbande genöthigt sehen. Diese Rotte tummelte sich weithin zur Rechten und zur Linken ihres Weges umher; die einen davon sprangen von einer Baumkrone zur anderen, die anderen hüpften mit grotesken Sätzen durch das Gesträuch am Erdboden mit einer Gewandtheit, die gewiß den Neid der geübtesten Akrobaten erregt hätte.
    Die Affengesellschaft bestand aus mehreren Arten großer Vierhänder, aus Kynocephalen von drei Farben – gelben, wie die Farbe der Araber, rothen, wie die der Indianer des fernen Westens, und schwarzen, wie die der Eingebornen des Kaffernlandes – alle aber gehörten zu den gefährlichsten Thieren ihres Schlages. Darunter gaukelten mehrere Arten von Coloben umher, von leibhaftigen Dandys, den elegantesten Stutzern der Affenwelt, die unausgesetzt beschäftigt waren, ihren weißen Halskragen – um deswillen sie auch den Namen Bischofscoloben erhalten haben – zu bürsten und zu glätten.
    Die unbehagliche Begleitung, die sich während der Mittagsmahlzeit angesammelt hatte, verschwand aber gegen zwei Uhr, wo Max Huber, John Cort, Khamis und Llanga ihre Wanderung längs eines unübersehbar weiten Pfades wieder antraten.
    Während sie sich wegen dieser bequem gangbaren Wegstrecke beglückwünschen konnten, hatten sie sich dagegen auch über die Begegnung mit Thieren zu beklagen, die diesen offenbar vielfach zu betreten pflegten.
    Hier waren es zwei Rhinocerosse, deren langgedehntes Schnaufen ein wenig vor vier Uhr aus geringer Entfernung hörbar wurde. Khamis erkannte das Geräusch sofort und ersuchte seine Begleiter, stehen zu bleiben.
    »Es sind ungemüthliche Burschen, diese Rhinocerosse! sagte er und nahm schon das vorher umgehängte Gewehr in die Hand.
    – Sehr ungemüthliche, bestätigte Max, und doch sind es nur Pflanzenfresser…
    – Die aber ein sehr zähes Leben haben, setzte Khamis hinzu.
    – Und wie sollen wir uns nun verhalten? fragte John Cort.
    – Wir müssen womöglich vorüberzukommen suchen, ohne gesehen zu werden, rieth Khamis an, oder uns mindestens verstecken, bis die gefährlichen Thiere vorbeigetrottet sind. Vielleicht bemerken sie uns dann nicht. Immerhin wollen wir uns schußfertig halten, denn wenn wir entdeckt werden, trampeln sie jedenfalls auf uns zu.«
    Die Gewehre wurden untersucht und die Patronen zurechtgelegt, um schnell wieder laden zu können. Dann verließen alle den Wildpfad und verschwanden hinter dem dichten Gesträuch, das diesen auf der rechten Seite einsäumte.
    Fünf Minuten später und als das Schnaufen und Grunzen weit lauter ertönte, erschienen die mißgestalteten Pachydermen, die zu der fast haarlosen Art der Ketloas gehörten. Sie trabten mit aufgerichtetem Kopfe und erhobenem Schwanze ziemlich schnell daher.
    Es waren mächtige, zwischen drei und vier Meter lange Thiere mit geraden Ohren, kurzen, etwas gewundenen Beinen und abgestumpfter, mit einem Horne bewehrter Schnauze, mit der sie die gefährlichsten Stöße austheilen können. Die Härte ihrer Kiefer ist dabei so groß, daß sie Zweige mit spitzen Dornen ebenso ungestraft zerkauen, wie der Esel die Disteln verzehrt.
    Die beiden Thiere machten plötzlich Halt. Khamis und die anderen erkannten sofort, daß sie erspäht waren.
    Eines der Rhinocerosse – ein Ungeheuer mit rauher, trockener Haut – näherte sich dem Gesträuche.
    Max Huber brachte schon das Gewehr in Anschlag.
    »Schießen Sie nicht nach den Schenkeln, sondern nach dem Kopfe!« rief ihm der Foreloper zu.
    Sofort krachte ein Schuß, ein zweiter, dritter folgte ihm. Die Kugeln durchdrangen kaum den dicken Panzer… die Schüsse blieben so gut wie verloren.
    Das Knallen erschreckte die plumpen Angreifer keineswegs und hielt sie nicht zurück, im

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