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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewissen Abscheu betrachten konnte.
    Eine herrliche Augenweide boten dafür unzählige Schmetterlinge mit schillernden Farben und graziöse Libellen, die von den vielen Eichhörnchen, den Zibet-und Ginsterkatzen, den Bengalischen Fischern, Traueramseln und Martinsfischern als Leckerbissen verzehrt wurden.
    Der Foreloper bemerkte auch, daß nicht nur Wespen, sondern auch Tsetsefliegen in großer Menge im Gebüsch umherschwirrten. Muß man sich auch vor dem Stachel der ersten hüten, so braucht man glücklicherweise den Biß der zweiten nicht besonders zu fürchten. Deren Gift ist nur für Pferde, Kameele und Hunde tödtlich, nicht aber für Menschen und auch nicht für Raubthiere.
    Die kleine Gesellschaft wanderte bis halb sieben Uhr des Abends nach Südwesten weiter und hatte damit bis jetzt die längste und erschöpfendste Wegstrecke zurückgelegt. Schon bemühte sich Khamis, einen geeigneten Platz für das Nachtlager zu wählen, als Max Huber und John Cort durch ein Geschrei Llangas erschreckt wurden.
    Seiner Gewohnheit nach war der Knabe den anderen immer voraus gelaufen und von einer Seite zur anderen gesprungen. Jetzt hörte man ihn mit lauter Stimme rufen… sollte er von einem Raubthiere überfallen worden sein?
    John Cort und Max Huber liefen in der Richtung, aus der die Rufe kamen, hin und hatten sich bereits schußfertig gemacht. Sie sollten jedoch bald beruhigt werden.
    Auf dem dicken Stamme eines umgestürzten Baumes stehend, wies Llanga mit der Hand nach einer umfänglichen Lichtung und wiederholte mit scharfer Stimme:
    »Der Rio!… der Rio!«
    Khamis kam ebenfalls herzugeeilt und John Cort sagte zu ihm einfach:
    »Der gewünschte Wasserlauf.«
    Einen halben Kilometer entfernt und durch eine baumlose Stelle schlängelte sich ein klarer Fluß dahin, der eben die letzten Sonnenstrahlen widerspiegelte.
    »Dort… dort werden wir meiner Ansicht nach unser Nachtlager aufschlagen, äußerte John Cort.
    – Jawohl… dort, stimmte ihm der Foreloper zu, und verlassen Sie sich darauf, daß uns dieser Rio bis zum Ubanghi führen wird.«
    Es konnte ja in der That nicht schwierig sein, ein Floß herzustellen und sich darauf der Strömung des Flusses anzuvertrauen.
    Ehe man an dessen Ufer kam, war noch eine recht sumpfige Wegstrecke zu überwinden.
    Da die Dämmerung hier in der Aequatorialgegend nur von sehr kurzer Dauer ist, war es schon recht dunkel geworden, ehe der Foreloper und seine Gefährten an einer ziemlich hohen Uferwand ankamen.
    An dieser Stelle standen die Bäume mehr vereinzelt, stromauf-und stromabwärts dagegen bildeten sie wieder dichte Massen.
    Die Breite des Flusses betrug nach John Cort’s Schätzung etwa vierzig Meter. Es war das also kein einfacher Bach, sondern ein nicht unbedeutender Nebenfluß mit scheinbar recht schneller Strömung.
     

    »Der Rio!.. der Rio!« (S. 80.)
     
    Natürlich galt es, bis zum Morgen zu warten, um die Sachlage klarer zu übersehen. Das Nothwendigste war vorläufig die Aufsuchung eines geeigneten Platzes für die Nachtruhe. Khamis entdeckte auch einen solchen in einer Felsaushöhlung, einer Grotte in dem Kalkstein der Uferhöhe, die zur Aufnahme aller vier Wanderer ausreichen mußte.
    Zunächst wurde der Ueberrest des letzten Wildbratens kalt verzehrt. Dadurch konnte man davon absehen, ein Feuer anzuzünden, dessen Glanz ja leicht genug Thiere aus der Nähe herbeilocken konnte. Krokodile und Flußpferde giebt es in den afrikanischen Flüssen in großer Menge. Hausten solche auch in diesem Flusse – und das war höchst wahrscheinlich – so mußte man sich wenigstens hüten, von ihnen in der Nacht überfallen zu werden.
    Freilich hätte ein an der Grottenöffnung auflodernder und stark rauchender Feuerherd die Wolken von Moskitos vertrieben, die am unteren Theile der Uferwand umhersummten. Unter zwei Uebeln entschied man sich aber doch für das kleinere, und wollte lieber den Stacheln der Stechfliegen und anderer lästiger Insecten ausgesetzt, als von den ungeheueren Kiefern der Alligatoren bedroht sein.
    In den ersten Stunden hielt John Cort am Eingange der Aushöhlung Wache, während seine Gefährten trotz des Summens und Schwirrens der Moskitos in tiefem Schlummer lagen.
    In dieser Zeit bemerkte er nichts verdächtiges, nur glaubte er mehrmals ein Wort zu vernehmen, das in kläglichem Tone aus dem Munde eines Menschen zu kommen schien.
    Das Wort lautete »Ngora«, das in der Eingebornensprache »Mutter« bedeutet.
Siebentes Capitel.
Der leere Käfig.
    Warum

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