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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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lächelnden Mund. »Meine süße Catherine, du bist wie eine Knospe. Es wird ein Vergnügen sein, dich erblühen zu sehen. Nun … wie ist es mit Afrika? Reizt dich das? Oder Europa. Was hältst du von Paris? Oder dem kalten Norden? Dem exotischen Osten?«
    Catherine lachte. »Das alles klingt wunderbar. Ich weiß, was wir machen. Schlag die Weltkarte im Atlas auf, und ich werde mit unfehlbarer weiblicher Intuition die Entscheidung treffen.« Damit schloss sie die Augen und tippte mit dem Finger auf eine beliebige Stelle der Weltkarte. Ihr Finger traf ein rosa gefärbtes Gebiet des Britischen Empire. »Indien«, hauchte sie.
    »Gut, dann soll es Indien sein, Liebling.«
    Sie verbrachten mehrere Tage in London, bevor sie sich auf der »Peninsular and Orient Line« nach Indien einschifften. Nachdem Catherine erst einmal seefest geworden war, gewöhnte sie sich an die Schiffsroutine und gestand Robert, dass sie sich vorkam wie auf einem dahingleitenden Stern, wie ein Teil eines glitzernden Universums. Nachts strahlten die Sterne am klaren Firmament über ihnen, während sich in der dunklen See um sie das Mondlicht spiegelte und phosphoreszierende Lichter in ihrem Kielwasser tanzten.
    Sie widmeten sich einander in der Abgeschiedenheit ihrer Luxuskabine, sie schlenderten gemeinsam über das Deck, und während Robert mit den anderen Passagieren an Wurfringspielen teilnahm, saß Catherine in einem Deckstuhl und las ein Buch. Oft sank ihr das Buch auf den Schoß, und sie starrte hinaus auf die vorbeigleitende See, die sie in ihren Bann zog und ihrer neuen Heimat näher brachte.
    Sie hatten ihre Plätze am Tisch des Kapitäns, wo die Damen jeden Abend in prächtigen Abendroben mit glitzernden Juwelen erschienen. Die Männer kamen im Cut, unterhielten sich mit dem weiß uniformierten Kapitän über die Weltereignisse und plauderten höflich mit den Damen, die in ihrer eleganten Aufmachung dem runden Zehnertisch Glanz verliehen.
    Robert und Catherine freundeten sich mit einem älteren Ehepaar an, Sir Montague und Lady Charlotte Willingham, die von einem Heimaturlaub nach Indien zurückkehrten. Sir Montague war der Vertreter der englischen Regierung in Kaliapur und war bezaubert von Catherines tiefem Interesse an Indien, obwohl sie, wie sie zugab, wenig über das exotische Land wusste, das sie für ihre Flitterwochen ausgesucht hatten.
    Catherine erfuhr jedoch mehr über das Leben in Indien von Lady Willingham, die sich ihr manchmal zum Nachmittagstee auf dem sonnenbeschienenen, leewärts gelegenen Deck zugesellte.
    »Ich sehe, Sie haben gelernt, der Sonne zu folgen und dem Wind auszuweichen. Darüber hinaus müssen Sie sich merken, meine Liebe, dass Sie sich auf den Seereisen von und nach England stets eine Luxuskabine an Steuerbord sichern sollten.«
    »Ich werde daran denken. Doch ich glaube nicht, dass wir regelmäßige Reisen in die alte Heimat unternehmen werden, wenn wir uns erst einmal in Sydney niedergelassen haben. Robert hat dort nur eine betagte Tante, und mein Vater ist Witwer und schon sehr gebrechlich.«
    »Der Abschied von zu Hause muss Ihnen schwer gefallen sein, meine Liebe.«
    Catherine nickte. Es hatte sie sehr traurig gemacht, ihren Vater zu verlassen, den sie gewiss nie wiedersehen würde, aber ihre Liebe zu Robert war so groß, dass ihr keine andere Wahl geblieben war.
    Beim Dinner an diesem Abend sprach das Paar eine Einladung an Robert und Catherine aus, sie in ihrer Residenz in Kaliapur zu besuchen.
    Robert dankte ihnen für das freundliche Angebot, aber Catherine sank das Herz, da sie merkte, dass er die Einladung nur für eine Höflichkeitsgeste hielt.
    Da sie sich an den Wunsch ihres Gatten erinnerte, sie solle ihren Gefühlen Ausdruck geben, lehnte sich Catherine mit vor Aufregung blitzenden Augen vor. »Ich fände das wirklich sehr schön. Ich hoffe, wir können nach Kaliapur reisen.«
    Robert warf Catherine einen raschen Blick zu, ein leises Lächeln umspielte dabei seinen Mund.
    Lady Willingham beugte sich wohlwollend zu ihr hinüber und tätschelte Catherines behandschuhten Arm. »Ich meine es wirklich ernst, meine Liebe. Es kommt nicht oft vor, dass wir so charmante Gesellschaft haben. Wir wären entzückt, Sie beide bei uns begrüßen zu dürfen. Sie werden es ganz bestimmt faszinierend finden.«
    »Vielen Dank, Lady Willingham und Sir Montague, wir nehmen mit Freuden an«, erwiderte Robert.
    Catherine schlug die Augen nieder und errötete erfreut. Sie hob ihr Weinglas und spürte, wie Robert

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