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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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der Zwischenzeit war Twiggy seinen nächtlichen Geschäften nachgegangen, schlich Dornröschen morgens zur Redaktion, nachdem sie das Wochenende großteils im Bett verbracht hatte, und fuhr Matti Taxi, auch wenn Robert, ein Aushilfsfahrer, am Hermannplatz eine Beule in den rechten vorderen Kotflügel des Benz gerammt hatte, als er sich mit einem Scheißlieferwagenarschloch aus Dunkeldeutschland nicht über die Vorfahrtsregelung einigen konnte. Ülcan war ausgerastet, was nur bedeutete, dass er ein paar Mal öfter als sonst Allah und den Propheten anrief, damit sie ihn endlich von diesem Pack befreiten, das seine Güte missbrauchte und seine Autos mutwillig zerstörte. Da ihm aber weder Allah noch der Prophet zu Hilfe eilten, passierte nichts, außer dass er einen Termin mit der Werkstatt vereinbarte und die Versicherung unterrichtete. In der Samstagsnachtschicht, die er Aldi-Klaus versprochen hatte, weil der auch immer für ihn einsprang, kotzte ihm am Kotti ein Besoffener die Rückbank voll, und nun hatte der Wagen nicht nur eine Beule, sondern stank auch. Noch Tage später, nach der Reinigung durch eine Spezialwerkstatt, lag dieser eklige Geruch in Mattis Nase, obwohl kein Fahrgast etwas zu riechen schien.
    Als Matti am Mittwochmorgen gegen fünf Uhr nach Hause kam, lagen auf seinem Schreibtisch eine DVD und darauf ein Zettel in Twiggys krakeliger Handschrift.
    ß1ö9-xxä0-074?-8&%#
    Er startete den Rechner, und als der gebootet hatte, schob Matti die DVD ins Laufwerk. Das Passwortfenster öffnete sich. Matti gab das Passwort ein, vertippte sich aber einmal und musste von vorn anfangen. Er fluchte leise. Beim zweiten Mal klappte es. Es erschien eine weiße Fläche mit einem einzigen Wort und einer Zahlenreihe:
    Tubes
1
2
3
4
5
6
7
8
    Bewegte er die Maus über die Ziffern, veränderte sich der Zeiger in eine kleine Hand mit einem Finger. Die Ziffern waren also Links. Er klickte auf die 1, aber es öffnete sich nur ein Fenster:
    »/home/matti/1.cad« konnte nicht angezeigt werden.
    Er fluchte, dann überlegte er einen Augenblick, ob er Twiggy wecken solle, verwarf den Gedanken aber sofort. Wenn Twiggy irgendwas auf die Nerven ging, dann war das Lärm zur falschen Zeit, und unter Lärm fiel jedes Geräusch, das ihn weckte oder Robbi, der daraufhin Twiggy weckte, weil er zu faul war, in der Küche nachzusehen, ob in seinem Schälchen noch Trockenfutter lag. Wenn man Twiggy tagelang in schlechte Laune versetzen wollte, musste man ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen. Matti holte die DVD aus dem Laufwerk, überlegte einen Augenblick, wo er sie verstecken könnte, und erinnerte sich an den Hohlraum hinter der lockeren Kachel an der Badewanne, direkt an der Ecke mit der Wand. Sie war einmal herausgefallen, als er mit Putzen dran war. Er klemmte die DVD in die Plastikhülle, schaltete den PC aus, nahm einen kleinen Schraubendreher aus der Schreibtischschublade und ging ins Badezimmer. Vorsichtig hebelte er die Kachel los und schob die DVD in den Hohlraum. Dann fügte er die Kachel wieder an ihren Platz. Er betrachtete sein Werk und war zufrieden. Matti verzichtete aufs Zähneputzen und sonstige Verrichtungen, die ihn besser hätten riechen lassen, und warf sich in Unterwäsche aufs Bett. Er war so müde, dass er nicht einmal Konfuzius lesen wollte.
    Als er gerade eingenickt war, klingelte es. Und jemand donnerte an die Wohnungstür. Matti schrak auf und überlegte, ob er das träumte. Er erinnerte sich gut an Bullenüberfälle am frühen Morgen, zur Gestapozeit, wie Dornröschen zu sagen pflegte. Er sprang aus dem Bett und schlurfte in T-Shirt und Unterhose zur Tür, ein schlaksiger Mann von gut eins achtzig mit halb langen braunen Haaren. Nebenan hörte er ein lautes »Scheiße!«, das war Twiggy. Dann rumpelte es. Matti öffnete die Zimmertür und ging zur Wohnungstür, während es immer weiterklingelte. Er ahnte jetzt, wer das war, und es packte ihn eine Riesenwut. Er riss die Wohnungstür auf, während er hinter sich hörte, wie Twiggy seine Zimmertür zuknallte.
    Vor der Tür stand Hauptkommissar Schmelzer, ein fetter Sack mit rot geflecktem Gesicht, die Halbglatze durch eine mit Pomade an die Haut geklebte lange Strähne seines grauen Haars einigermaßen bedeckt, ein ein Mal gefaltetes Stück Papier lässig zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, das er Matti nun mit einem dreckigen Grinsen unter die Nase hielt. Hinter ihm vier uniformierte Polizisten, von denen wenigstens drei erwartungsfroh

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