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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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schwere tiefgraue Wolke vom Himmel, und in ihrem Licht blendete der Beton. Obwohl Autos parkten und gerade ein Paar mit zwei Kindern aus der Halle trat, wirkte der Ort auf Matti verlassen wie der Mars. Es war trostlos.
    Matti quälte sich kurz vor Sonnenaufgang aus dem Bett, in der Küche klapperte etwas. Er setzte sich auf die Bettkante und strich sich durch die Haare. Dann erinnerte er sich an einen erregenden Traum, in dem Lily und er an einem Sandstrand wild vögelten. Das Bild war nur geeignet, seine Laune zu verschlechtern. Er wusste, wo er den Morgen verbringen würde, Regen war angesagt, Ülcan würde meckern, wenn er herumstand, statt Fahrgäste zu befördern, und wahrscheinlich würde die Aktion nichts bringen. Er ging in den Flur und wäre beinahe über Robbi gestolpert, der sich gerade streckte und Matti vorwurfsvoll ansah. Er tippelte ins Bad, aber das war abgeschlossen, den Brummgeräuschen nach zu urteilen, saß Twiggy auf dem Klo, was er stets akustisch untermalte, während er steinalte Fix-und-Foxi-Comics las, die er alle schon kannte und nur im Bad noch anfasste. Matti steckte seinen Kopf in die Küche. Dornröschen war angekleidet und hatte den Teekessel auf eine Gasflamme gesetzt. Sie wandte ihm kurz ihr Gesicht zu, gähnte und zwinkerte spitzbübisch mit einem Auge. Ihr Haar glänzte. Die Klospülung wurde betätigt, Robbi maunzte, die Badezimmertür ging auf. Twiggy walzte in der Unterhose in den Flur, Robbi maunzte noch lauter, was ihm eine Streicheleinheit einbrachte und den gemeinsamen Marsch in die Küche, wo das arme Tier endlich zu fressen bekam. Ein Fremder hätte sofort den Tiernotdienst angerufen, weil er nicht wusste, dass auf Robbi ersatzweise immer ein gut gefülltes Schälchen Trockenfutter wartete, falls er des Nachts den kleinen Hunger verspüren sollte. Aber diesmal wollte Robbi seine Lieblingsspeise, Thunfischkatzenfutter. Dornröschen hatte ihn schon beschimpft, weil wegen Robbi die letzten Thunfische ausgerottet würden, was aber Twiggy nur zu der Erklärung veranlasste, bei der Güterabwägung zwischen den Interessen Robbis und denen der Thunfische seien die Prioritäten für ihn klar.
    Twiggy war am Abend noch einmal weggegangen und spät ziemlich beladen zurückgekehrt. Er marschierte nun in sein Zimmer, und Matti begann sich anzukleiden. Jeans, T-Shirt, Hemd, Turnschuhe. Diesmal musste er sich nicht verkleiden. Sie wollten sich auf Fritjof Schmitts Parkplatz stellen, der gegenüber dem Plattenbaueingang lag, und Twiggy würde sogar etwas kaufen, vielleicht ein Spielzeug für Robbi oder einen neuen Kratzbaum oder imprägnierte Bälle oder Spezialfutter für junge oder alte Katzen oder eine Fellmaus oder alles zusammen. Wurde er sonst bespöttelt, weil er Robbi nach Strich und Faden verpimpelte, so war die Überfürsorge nun streng geplante Tarnung, wobei wenigstens Dornröschen und Matti wussten, wie albern das war.
    Matti trank in der Küche einen Schluck von Dornröschens Tee, dann polterte Twiggy heran, in der Hand schleppte er einen Pilotenkoffer. Er schob Mattis Tasse und die Zuckerdose zur Seite und wuchtete den Koffer auf den Tisch. Dann öffnete er ihn. »Richtmikrofon, Zwölffach-Zoom-Kamera mit HD -Video, vierzehn Megapixel, Digitalrekorder, Netbook mit UMTS -Modem«, sagte er stolz.
    Matti staunte pflichtgemäß, aber es wunderte ihn doch, wo Twiggy immer genau die Gerätschaft herbekam, die er gerade brauchte. Er fragte nicht und hätte sich allerdings nicht gewundert, wenn irgendwann die russische und die italienische Mafia aufgetaucht wäre, verstärkt um kolumbianische Drogenbarone und baskische Terroristen.
    »Außerdem haben wir ein neues Auto. Dein Taxi bringen wir am besten zu Ülcan, und du meldest dich krank.«
    »Soll ich dir ein paar hübsche Punkte ins Gesicht malen?«, fragte Dornröschen mit besorgter Stimme.
    »Schön, dass ihr alles schon beschlossen habt. Ich gebe mein Leben in eure Hände.« Er muffte ein wenig, manchmal überrollten sie ihn einfach, doch manchmal überrollten sie auch Twiggy, da fielen die Entscheidungen vom Himmel wie Sternschnuppen, und es war immer richtig. Und natürlich würde er sein Leben in ihre Hände geben.
    »Es ist ein weißer Golf«, sagte Twiggy, »das Nummernschild habe ich mir geborgt.« Er grinste. »Von den Autos gibt es unendlich viele«, fügte er lakonisch hinzu, während er Robbi sanft am Ohr zog.
    Twiggy schaute auf den GPS -Empfänger, der auf dem Küchentisch lag. »Oh, dein Verfolger macht sich auf

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