Das Dornröschen-Projekt - Krimi
gebracht hatte, begann Twiggy zu berichten. Sie waren dem Audi bis nach Friedrichsfelde gefolgt, wo er in die Zornstraße eingebogen war, eine Sackgasse. Sie hatten den Wagen ein Stück entfernt abgestellt und waren dann in die Straße hineingegangen, obwohl Twiggy ein wenig mulmig war. Aber sie hatten es richtig gemacht, und der Typ würde Dornröschen ohne Kopftuch und Kittel nicht wiedererkennen, wenn er sie überhaupt wahrgenommen hatte. Der Audi stand auf einem Parkplatz vor einem unverputzten zweistöckigen Betongebäude aus DDR -Zeiten, einem Plattenbau, wie man ihn noch hundertfach sah. Daneben lagen die Werkstatt einer Schreinerei sowie ein Getränkemarkt, und gegenüber verkaufte ein Fritjof Schmitt Tiernahrung und sonstige Zooartikel. Dornröschen ließ es sich nicht nehmen, die Klingelschilder an der Tür des Gebäudes anzuschauen, vor dem der Audi parkte.
»Detektei Warnstedt«, sagte Dornröschen und rührte in ihrer Tasse. »Ich habe mal recherchiert, was das für ein Laden ist. Im Internet werben sie als Spezialisten für Industriespionage und Geheimnisverrat. Ihre Kunden sind durchweg Firmen, behaupten die jedenfalls. Diese typischen Schnüffelsachen wie Ehegatten-Watching machen die nicht, jedenfalls bieten sie die nicht an. Viel findet man nicht über sie. Im Handelsregister sind satte sieben Geschäftsführer eingetragen. Einen Herrn Warnstedt habe ich unter den Namen übrigens nicht gefunden. Ich hätte es mir denken können. Ist bestimmt ein Fantasiename, auch zur Tarnung. Wie gut, dass sie den Laden nicht Detektei Dornröschen genannt haben.«
»Eines ist aber sicher«, sagte Matti. »Privatdetektive morden nicht.«
Dornröschen gähnte. Twiggys Finger trommelten auf der Tischplatte.
»Die arbeiten konspirativ«, sagte Matti. »Wahrscheinlich ehemalige Bullen oder Stasis oder beides. Wie es in Berlin so ist.«
»Und was soll die DVD mit der Stasi zu tun haben oder mit den Bullen oder mit beiden?«, fragte Dornröschen.
»Keine Ahnung«, sagte Matti.
»Wir wissen gar nichts«, sagte Twiggy. »Und wenn die uns keine Wanzen eingebaut hätten, wüssten wir noch weniger.«
»Immerhin wissen wir, dass die Detektei drinhängt. Einer von denen verfolgt mich, und wer sonst sollte die Wanzen bei uns eingebaut haben?« Matti trank von seinem Bier.
»Wir gehen einfach rein und fragen die«, sagte Twiggy.
Dornröschen tippte sich an die Stirn.
»Wir könnten wieder einbrechen, aber das hat beim letzten Mal nichts gebracht. Außerdem dürften die den Laden abgesichert haben wie Fort Knox.« Matti hob die Hände, wie um zu sagen, dass er schon bessere Ideen gehabt habe. »Und sich da hineinzuhacken, das kann man auch vergessen«, sagte er nach einem Seitenblick auf Twiggy.
»Wir drehen den Spieß um«, erklärte Dornröschen. »Wir überwachen die.«
Die beiden anderen starrten sie an, aber dann zog ein Lächeln über Twiggys Gesicht, während Matti sich ausmalte, wie er todmüde nach Schichtende die Detektei überwachte.
Als hätte Dornröschen seine Gedanken erraten, sagte sie nach einem ausgiebigen Gähnen: »Wir beschränken es auf den Tag. Matti kann ja ein paar Taxi-Nachtschichten übernehmen, dann hat er tagsüber frei. Das geht doch, oder?« Ein strenger Blick traf Matti in den Augen.
»O Gott!«, sagte Matti resignierend.
»Das ist doch ganz einfach.« Wenn Dornröschen mal auf einem Trip war, dann war sie unerbittlich. Es war die Kommandophase. Wenn etwas richtig war, musste es getan werden. »Detekteien arbeiten im Auftrag. Der Geldgeber der Detektei ist der, dem die DVD gehört und der Norbi umgebracht hat. Wäre doch logisch«, sagte sie, aber in ihrer Stimme klangen Zweifel mit.
»Als einigermaßen sicher können wir nur ansehen, dass die Detektei mich überwacht und die wahrscheinlich auch die Wanzen eingebaut hat.«
»Wir sollten die Scheißdinger nehmen und sie denen auf den Tisch knallen«, brummte Twiggy.
»Dann glotzen die uns unschuldig an und erklärten, das wären nicht ihre.«
»Ob die so einen Lieferwagen auf dem Hof stehen haben?« Matti überlegte. »Das war ein Toyota Hiace, weiß. So viele gibt es davon nicht.«
»Ob die den haben, finden wir heraus, wenn wir den Laden überwachen. Wir dürfen aber den Hof nicht betreten, da sind bestimmt überall Kameras und eine Alarmanlage.«
»Und wie stellen wir uns hin, ohne aufzufallen?« Twiggy trank sein Bier aus.
»Da gibt es einen Parkplatz am Getränkemarkt.« Dornröschen überlegte einen Augenblick. »Wir
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