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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Eine leise Befriedigung wenigstens. Dabei wusste er bereits, dass die Hoffnung vergeblich war. Die dominierende Empfindung in seinem Innern war Leere. Dahinter eine schwer greifbare Enttäuschung. Und der Eindruck, um etwas betrogen worden zu sein. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf das Nächstliegende.
    „Wo ist Carmen?“, fragte er.
    Ein schwer deutbarer Ausdruck glitt über Nikolajs Gesicht. „Weiß ich nicht“, sagte er. „Wir haben uns getrennt.“
    Rafiq machte einen Schritt auf ihn zu. Er starrte ihm in die Augen. Angestrengt versuchte er zu ergründen, ob es Lüge oder Wahrheit war. Wie immer sie das angestellt hat, hatte Katzenbaum gesagt, es sieht so aus, als hätte sie sein Vertrauen gewonnen.
    „Das glaube ich nicht“, stieß er schließlich hervor. „Ich glaube nicht, dass du es nicht weißt.“
    Nikolaj antwortete nicht.
    „Sie hätte dort sein sollen“, fügte Rafiq hinzu. Er spürte, wie seine Selbstbeherrschung zu bröckeln begann. „Aber wir konnten sie nicht finden. Was hast du mit ihr gemacht?“
    Nikolajs Augen verengten sich für einen kurzen Moment. Überraschung? Oder etwas anderes? Rafiq versuchte, Carmens Gesicht in seiner Vorstellung zu materialisieren. Verstört realisierte er, dass es ihm nicht gelang.
    Rafiq, dachte Nikolaj ohne besondere Überraschung. Ihm kam der Messerkampf in den Sinn, den sie sich an der zypriotischen Küste geliefert hatten. Er hätte ihn töten können. Hatte es aber nicht getan. Ein Fehler, vermutlich. Wie andere Fehler, die ihm davor und danach unterlaufen waren. Er dachte an Carmen und hoffte, dass sie sich in Sicherheit befand. Dann fragte er sich, warum sie ihn nicht getötet hatten. Es konnte bedeuten, dass es Raum für Verhandlungen gab.
    „Woher willst du wissen“, fragte er, „dass sie überhaupt noch am Leben ist?“
    Rafiq kam näher. Etwas in seinem Gesicht veränderte sich. Nikolaj wusste plötzlich, dass er das nicht hätte sagen dürfen. Er erkannte, dass er eine unsichtbare Linie überschritten hatte. Rafiqs Augen verrieten etwas, das Carmen ihm nicht erzählt hatte. Sie gaben viel mehr preis, als eine einfache Auflistung von Fakten sagen konnte.
    Plötzlich verstand er.
    Es schmerzte. Es schmerzte mehr, als er es sich je hätte vorstellen können. Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster und malten rötliche Streifen an die Wand. In der Luft tanzte Staub. Rafiqs Fuß traf ihn im Gesicht und schleuderte ihn rückwärts gegen die Wand. Nikolaj spürte, wie seine Nase brach.
    Auf dem Weg zum Botschaftsgebäude wurde Katzenbaum klar, dass sein Ansinnen, Grolanik zu treffen, nur ein Vorwand gewesen war, um die Wohnung zu verlassen. Er brauchte Ruhe zum Nachdenken.
    Tal und Rafiq waren mit Fedorow allein zurückgeblieben. Auch das war beabsichtigt. Katzenbaum vermutete, nein, er wusste, dass Rafiq die Gelegenheit nutzen würde. Und Tal hatte keine Probleme mit diesem Teil des Jobs. Tal würde zusehen. Sie würden Fedorow schon nicht umbringen. Das sicher nicht. Sie wussten, wie wichtig er war.
    Aber Rafiq würde versuchen, etwas über Carmen in Erfahrung zu bringen. Katzenbaum bezweifelte, dass er sich zurückhielt. Rafiq war impulsiv und voller Zorn, und Fedorow das Ventil, an dem seine Emotionen sich entladen konnten. Katzenbaum verstand sich selbst eher als Taktierer. Er hatte diese Art von Verhör immer für uneffektiv gehalten. Nichtsdestotrotz erfüllte Brutalität einen Zweck. Sie zermürbte den Aspiranten und machte ihn empfänglich für die subtile Vorgehensweise, die Katzenbaum bevorzugte.
    Als der Katsa in die Elgersburger Straße abbog, einen Block entfernt vom Botschaftsgebäude, hatte er noch vierzig Minuten Zeit bis zu seiner Verabredung mit David Grolanik. Er parkte den Wagen auf dem Seitenstreifen und blieb einen Moment sitzen, nachdem er den Motor ausgestellt hatte. Dann griff er nach seiner Jacke und dem Mobiltelefon und stieg aus. Er lief ein Stück die Straße hinunter, langsam, das rechte Bein nachziehend. Die stechenden Schmerzen der ersten Tage waren verschwunden, trotzdem spürte er die Wunde bei jedem Schritt.
    Er musste sich mit Shalev beraten. Während er die Telefonnummer eintippte, durchzuckte ihn ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn Binyamin mit in der Sache drinsteckte? Was dann? Er ließ das Telefon sinken. Seine Gedanken kreisten. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Vor allem brauchte er mehr Informationen. Seine Welt war erschüttert. Seine Stützpfeiler wankten. Plötzlich war er nicht mehr

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