Das dunkle Fenster (German Edition)
wurde.“ Seine Stimme schraubte sich höher, sofort war der Zorn wieder da, dem er schon am Telefon Luft verschafft hatte. „Da war ein verdammtes Kidon-Team vor Ort, das den Job hatte, diesen Waffenhändler umzulegen und Fedorow gleich mit.“
Rafiq starrte ihn an. „Was?“
„Mal davon abgesehen“, wütete Katzenbaum, „dass diese Aktion mit niemandem abgestimmt war, haben wir jetzt das Problem, dass drei der Kidons tot sind. Sieht so aus, als wäre es jetzt Sache der deutschen Kriminalpolizei. Die werden sich große Mühe geben, die Identität unserer Leute zu ermitteln. Wenn rauskommt, dass wir da Aktien dran hatten, ist die Hölle los.“
„Aber wer hat das veranlasst?“
„Das versucht Grolanik gerade rauszukriegen. Sieht aber so aus, als käme es von ganz oben.“
„Was heißt das?“
„Der Einzige, der das veranlassen konnte“, sagte Katzenbaum mit plötzlicher Ruhe, „ist der Direktor. Jeder andere hätte eine Genehmigung gebraucht. Und dann wäre David Grolanik informiert worden, und dann wäre es über offizielle Kanäle gegangen.“
„Aber warum?“, fragte Tal von der Rückbank.
„Das“, knurrte Katzenbaum, „ist genau das, worüber ich nachdenken muss.“
Sie fuhren den Wagen auf den Innenhof und stellten ihn dicht am Hintereingang ab. Dann warfen sie eine Decke über Fedorows Körper und trugen ihn hoch in den ersten Stock. Katzenbaum wies Tal an, sich um Fedorows Verletzungen zu kümmern. Er wollte wissen, wie schlimm es war. Vor allem aber wollte er verhindern, dass der Mann starb, bevor er sein Wissen preisgeben konnte. Rafiq gesellte sich zu Katzenbaum ins Wohnzimmer. Der Katsa hatte sich die obligatorische Zigarette angezündet.
„Das ist übel“, sagte er, als Rafiq sich neben ihn setzte. „Das ist sehr übel.“
„Was denkst du?“, fragte Rafiq.
„Was ich denke?“ Katzenbaum sah auf. „Ich denke, Cohen will verhindern, dass wir Fedorow lebend in die Hände kriegen. Irgendwoher wusste er, dass Fedorow sich mit Kusowjenko in Berlin treffen würde. Aber er hat mir nichts davon gesagt. Stattdessen hat er die Kidons losgeschickt, um beide umzulegen. Wie sieht das für dich aus, hm?“
Rafiq sah ihn nur an.
„Das lässt unsere vergangenen Missgeschicke auch gleich in einem anderen Licht erscheinen“, fügte Katzenbaum hinzu.
„Was ich nicht verstehe“, sagte Rafiq, „warum hat er die Operation, ich meine jetzt unsere Operation, noch einmal reaktiviert, obwohl er nach Zypern eigentlich schon alles abgeblasen hatte?“
„Das ist mir auch nicht ganz klar.“ Katzenbaum blies den Rauch gegen die Decke. „Fedorow war von allen Radarschirmen verschwunden. Vielleicht hat Cohen gehofft, dass wir ihn wieder aufspüren.“
„Um dann die Kidons auf ihn anzusetzen.“ Rafiq nickte. Seine Benommenheit schwand allmählich. Er konnte wieder klar denken. „Ja, vielleicht. Wie spielt der Waffenhändler da rein?“
„Du meinst Viktor Kusowjenko?“ Katzenbaum seufzte. „Carmen sagte mir am Telefon, dass er der Vermittler für den Rosenfeldt-Mord war. Fedorow hat damals für ihn gearbeitet. Kusowjenko kannte die Namen der Auftraggeber.“
Rafiq schüttelte den Kopf. „Ich will einfach nicht glauben, dass Cohen gegen uns arbeitet. Das würde bedeuten, dass er seine eigenen Leute opfert.“
„Um etwas zu vertuschen, ganz recht.“ Katzenbaum drückte den Stummel auf einem Teller aus und zündete sich sofort eine neue Zigarette an. „Es ist die einzige Erklärung. Die ganze Sache stinkt zum Himmel.“ Fahrig wischte er sich über die Augen. „Cohen will nicht, dass die Rosenfeldt-Ermittlungen wieder aufgerührt werden. Er kann aber nicht direkt intervenieren, das wäre verdächtig. Also sorgt er dafür, dass die Informationsträger nichts mehr ausplaudern können. Und die ganze Aktion verläuft im Sand.“
„Glaubst du, Cohen hatte was mit dem Attentat zu tun?“
„Keine Ahnung. Vielleicht schützt er jemanden. Vielleicht ist es eine Frage der nationalen Sicherheit. Was weiß ich? Israel stünde bestimmt nicht gut da, wenn rauskommt, dass ein Landsmann dieses verdammte Attentat angezettelt hat. Die Weltöffentlichkeit könnte den Eindruck gewinnen, dass sie manipuliert worden ist. So gesehen ist es egal, ob Cohen selbst in die Geschichte involviert war oder irgendein Politiker.“ Er hustete. „Diese Spielchen sind mir zuwider. Aber trotzdem fürchte ich, dass wir die Dreckwäsche vergraben müssen. Das darf niemals ans Licht kommen.“
Rafiq starrte ihn an.
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