Das dunkle Herz Kashas
rollte sich zusammen.Ich verstaute mein Schwert und nahm erneut den Stein des Lichts zur Hand.
Die Brüder hielten inne und sahen sich um.
„Es sieht so aus, als hätten dich deine Kämpfer verlassen...“ stellte Xerus fest. Er wirkte erschöpft, angeschlagen und abgekämpft. Meine Sorgen, wie dieser Kampf für ihn ausgehen würde, wuchs bei seinem Anblick. Ich wünschte, es wäre mir möglich, ihm irgendwie etwas von meiner Kraft, von der Kraft des Steines und des Speeres abzugeben.
Xanthos nickte. „Das ist wahr. Da deine Bashra sich gewiss daran halten werden, dass es niemandem erlaubt ist, in unseren Kampf einzugreifen, kommt es jetzt nur noch auf uns beide an. Wenn du weiter so kämpfst wie bisher, werden wir Tage in dieser Ödnis verbringen... Mir scheint, dir fehlt der Wille, diesen Kampf tatsächlich zu einem Ende zu bringen. Vielleicht kann ich unseren Kampf ein wenig beschleunigen...“
Xanthos blickte zu mir herüber und grinste verschlagen. Die Kraft seines Fluches traf mich mit aller Wucht. Willenlos und von Schmerz erfüllt sackte ich zu Boden. Nur verschwommen sah ich, wie Xerus sich mit einem Schrei, der mir durch Mark und Bein fuhr, seinem Bruder entgegenwarf. Sein Gesichtsausdruck war Schrecken erregend, eine Maske aus unbändigem Zorn und tiefem Schmerz. Ich versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, ihn auf irgendeine Art und Weise zu unterstützen. Doch es gelang mir nicht. Immer tiefer sank ich in die Bewusstlosigkeit bis ich nichts mehr sah, hörte oder spürte. Nicht einmal mehr den Schmerz.
Als ich wieder zu mir kam, blickte ich in ein riesiges Auge mit grünen Pupillen. Verwirrt sah ich mich um. Ich war nicht mehr inmitten der schwarzen Wüste, sondern lag im Schatten eines Baumes. Ich spürte die Wärme eines Bashra an meiner Seite. Um mich herum lagerten weitere Bashra. Meine Augen suchten nach Xerus, doch ich konnte ihn nicht entdecken. Angst ergriff mein Herz. Was war geschehen? Wie war ich vom Schauplatz des furchtbaren Kampfes zwischen den beiden Brüdern hierher gelangt? Wo war ich? Über mir sah ich die Äste und Blätter des Baumes, den Rest meines Blickfeldes füllte der Kopf des Quorinx aus. Ich versuchte, mich aufzurichten, aber mir fehlte die Kraft. „Was ist passiert?“ fragte ich heiser.
„Lia“, ertönte Donars dunkle Stimme leise. „Wie schön, dass du wieder zu uns zurückgefunden hast. Dein Geist war lange von der schwarzen Magie des Fluches gefangen. Ich begann schon zu fürchten, dass er den Weg zurück in die reale Welt nicht mehr findet... Die Bashra sind gekommen, um dich zu wärmen. Du hast dir im Kampf gegen die Kreaturen des Herrschers der schwarzen Wüste ihren Respekt erworben. Wie fühlst du dich?“
Ich horchte in meinen Körper hinein. „Etwas schwach … durstig … hungrig … und ein wenig orientierungslos“, entgegnete ich. Die Frage, die mich mehr bewegte als alles andere, wagte ich jedoch nicht zu stellen. Zu groß war die Furcht vor der Antwort, die mich erwartete.
Mit einer scharfen Kralle schob Donar einen Wasserschlauch zu mir herüber. „Trink. Doch dann solltest du vielleicht zunächst nach Xerus sehen...“ Der besorgte Klang seiner fast geflüsterten Worte gab meiner Angst neue Nahrung.
„Was ist mit Xerus?“ fragte ich und erkannte kaum den Klang meiner eigenen Stimme wieder. „Ist er … schwer verletzt?“
„Nicht sein Körper, nein.“ Donar seufzte tief. „Doch ich fürchte, es geht ihm dennoch schlecht, sehr schlecht sogar. Vielleicht hilft es ihm ein wenig, dich bei Bewusstsein zu sehen.“
Ich setzte mich auf und trank mit zitternden Händen einige Schlucke Wasser. Dann erhob ich mich vorsichtig. Mein Körper schien gewillt zu sein, meinen Absichten Folge zu leisten, wenngleich ich etwas wackelig auf den Beinen war. „Wo ist Xerus?“ fragte ich leise.
Donar rückte ein Stück zur Seite; ich erkannte, dass wir am Rande der schwarzen Kieselwüste lagerten, dort wo diese in die Nebelwälder überging. Der gewaltige Körper des Quorinx war entlang des Waldes auf den schwarzen Steinen der Wüste ausgestreckt. Gewiss gab es zwischen den Bäumen nicht genug Raum für ihn. Meine Augen suchten den Waldrand und die Wüste nach Xerus ab, mein Herz schlug fast schmerzhaft schnell in meiner Brust, mein Magen krampfte sich zusammen. Mir war klar, dass dies nicht am Hunger lag, sondern daran, dass ich keine Vorstellung hatte, was mich erwartete. Es dauerte einige Augenblicke bis ich Xerus entdeckt hatte. Er lag
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