Das Dunkle Muster
sich überkommener Verhaltensweisen zu entledigen, von Staat zu Staat unterschiedlich war.
Frigate wanderte zwischen den Hütten, die die gesamte Ebene bedeckten, hindurch, und Hunderte von Leuten, die ebenso wie er von Kopf bis Fuß eingehüllt waren, um sich gegen die Kälte zu schützen, schlossen sich ihm an. Erst eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang begann man sich aus den Kleidern zu schälen. Während er sein Frühstück verzehrte, hielt Frigate nach neuen Gesichtern Ausschau. Er zählte fünfzehn, und sie stammten ausnahmslos von der Razzle Dazzle, dem Schoner, der während der Nacht gekommen war. Die Leute saßen in einer Gruppe beisammen, verzehrten ihre Mahlzeit und unterhielten sich mit denjenigen, die etwas von der Welt erfahren wollten. Schließlich nahm Peter bei ihnen Platz, beobachtete sie und hörte den Gesprächen zu.
Der Kapitän des Schiffes, ein Mann namens Martin Farrington (man nannte ihn auch Frisco-Kid), war ein muskulöser, mittelgroßer Mann. Sein hübsches Gesicht wirkte irisch, und sein Haar war leicht gewellt und hatte die Farbe rötlicher Bronze. Seine Augen waren tiefblau und groß, sein Kinn breit. Er sprach mit energiegeladener Stimme, lächelte oft und besaß einen zündenden Humor. Sein Esperanto war zwar flüssig, aber nicht perfekt; allem Anschein nach bevorzugte er die englische Sprache.
Sein Erster Offizier, Tom Rider (man sprach ihn auch als Ex an), war beinahe einen Meter achtzig groß und somit nur knapp fünf Zentimeter kleiner als Frigate. Er war äußerlich das, was die Schundheftchenschreiber zu Frigates Zeiten als »wilde Schönheit« bezeichnet hatten. Etwas weniger muskulös als sein Kapitän, bewegte er sich mit einer katzenhaften Gewandtheit, die Frigate direkt für ihn einnahm. Puder hatte glattes, dunkles Haar und eine dermaßen dunkle Hautfarbe, daß man ihn beinahe für einen Onondaga-Indianer hätte halten können. Sein Esperanto war perfekt, aber wie Farrington freute auch er sich darüber, in der Menge einige Leute zu finden, die in der Lage waren, mit ihm in seiner eigenen Sprache einen Schwatz halten zu können. Seine Stimme war ein angenehm klingender Bariton, der den schleppenden Tonfall des amerikanischen Südwestens mit der Aussprache eines Mittelwestlers kombinierte.
Ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, erfuhr Frigate von den Neuankömmlingen nahezu alles, was er von ihnen hatte wissen wollen: Die Mannschaft der Razzle Dazzle bestand aus der üblichen bunten Mischung von Menschen, die man auf allen größeren Schiffen vorfand, die entweder flußab- oder flußaufwärts segelten. Die Gefährtin des Kapitäns war eine dem neunzehnten Jahrhundert entstammende weiße Südamerikanerin; die des Ersten Offiziers eine Bürgerin der römischen Stadt Aphrodita aus dem zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt. Frigate erinnerte sich, daß irgendwelche Archäologen die Stadt während der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in der Türkei ausgegraben hatten.
Zwei weitere Mannschaftsmitglieder waren Araber. Einer davon hieß Nur el-Musafir – der Reisende. Der andere war weiblichen Geschlechts und war einst die Gattin eines arabischen Schiffskapitäns gewesen, der während des zwölften Jahrhunderts mit dem südafrikanischen Reich Monomotapa Handel getrieben hatte.
Ein chinesischer Matrose war ertrunken, als Kublai Khans Invasionsflotte bei einem Sturm vor der japanischen Küste untergegangen war.
Des weiteren fuhren auf Farringtons Schoner zwei Männer mit, die dem achtzehnten Jahrhundert entstammten: Edmund Tresillian, der 1759 während der Schlacht zwischen Hoods Vestal und der französischen Bellona vor Kap Finisterre ein Bein verloren hatte. Da man ihm keine Pension zugestehen wollte, er aber eine Frau und sieben Kinder zu versorgen hatte, war er zum Bettler geworden und wegen Diebstahls einer Geldbörse ins Gefängnis gewandert. Dort war er während des Wartens auf seinen Prozeß gestorben. Der zweite Mann, »Red« Cozens, war Bootsmann auf der Wagergewesen, einem umgebauten Kauffahrteischiff, das Admiral Ansons Flottille auf ihrer Fahrt um die Welt begleitet hatte. Vor der Küste von Patagonien war die Wager gesunken, und nach einer Reihe schrecklicher Leiden und Schicksalsschläge hatte es die Mannschaft schließlich geschafft, in die Zivilisation zurückzufinden. Die spanische Regierung Chiles hatte sie zwar für eine Weile in den Kerker geworfen, aber Cozens war die Freiheit nicht lange vergönnt gewesen: Ein gewisser Kapitän Cheap
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