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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Infrarotausrüstung an, daß auf den Hügeln eine dichte Vegetation wucherte. Ein weiteres Rätsel. Wie konnten in dieser Waschküche aus kalten Nebeln Bäume gedeihen?
    »Wir gehen auf 3050 Meter herunter, Cyrano«, sagte Firebrass. »Ich möchte einen Blick auf die Quellen riskieren.«
    Mit einem >Blick< meinte er die Radarsicht, denn niemand konnte durch die dichten, kochenden Wolken hindurchsehen, die das mächtige Loch am Fuße der Berge einhüllten. Das Radargerät zeigte die kolossalen Ausmaße der Quelle: eine Öffnung, die nicht weniger als 5 Kilometer breit war. Der höchste Punkt des Tunnels war 3,5 Kilometer vom Boden entfernt.
    Die mächtigen Wassermassen rasten drei Kilometer weit geradeaus dahin, dann wälzten sie sich über einen Klippenrand und stürzten 1000 Meter in die Tiefe.
    »Joe hat zwar etwas übertrieben, als er sagte, der Fluß sei an der Stelle, wo er aus der Höhle tritt, breit genug, um den Mond auf ihm schwimmen zu lassen«, meinte Firebrass, »aber es ist wirklich sehr beeindruckend!«
    »Ja«, sagte Cyrano, »es ist in der Tat großartig. Aber die Luft hier ist ein wenig rau.«
    Firebrass ließ die Parseval höher steigen und setzte den Kurs so fest, daß sie in einer Entfernung von zwölf Kilometern parallel zu den Bergwänden flog. Cyrano mußte das Schiff wenden und die Propeller schwenken, um zu verhindern, daß sie nach Süden abgetrieben wurden. Schließlich schwebte das Schiff langsam neben der sich auftürmenden Bergkette dahin.
    Gleichzeitig versuchte der Funker einen Kontakt mit der Mark Twain herzustellen.
    »Bleiben Sie dran«, wies Firebrass den Mann an. »Sam wird wissen wollen, was wir jetzt tun. Ich bin verdammt neugierig, wie es in der Zwischenzeit der Minerva ergangen ist.«
    Zu den anderen sagte er: »Ich halte nach diesem Spalt Ausschau. Er muß hier irgendwo sein, denn Joe sagte, er habe einen Durchbruch gesehen, als die Sonne für einen Moment durch die Wolken schien. Er konnte den Spalt zwar selbst nicht ausfindig machen, aber da die Sonne sich hier oben nie hoch über den Horizont erhebt, hätte sie den See gar nicht beleuchten können, wenn der Spalt nicht sehr tief wäre.«
    Jill fragte sich, aus welchen Gründen die Fremden sich die Arbeit gemacht haben sollten, einen dermaßen gewaltigen Berggürtel zu errichten, wenn sie dann doch eine Öffnung freigelassen hatten.
    Um 15.15 Uhr meldete der Radarbeobachter eine Unterbrechung in der Bergwand. Das Luftschiff befand sich nun über einem Berggebiet, das außerhalb des Polarwalls lag. Dieses Gebiet gehörte nicht mehr zu der Barriere, die Eindringlingen den Zutritt zum Polarsee verwehrte, aber auch hier waren Höhen zu überwinden, die nicht selten mehr als 3000 Meter erreichten. Als sie dem Spalt schließlich näher kamen, erkannten sie, daß sich zwischen den niedrigeren Bergen und der steinernen Polarbarriere ein weiträumiges Tal erstreckte.
    »Ein wahrhaftiger Grand Canyon«, bemerkte Cyrano, »wenn es stimmt, was man mir darüber erzählt hat.« Es war in der Tat eine gigantische Schlucht, in die sich niemand hätte herablassen können, der nicht mindestens ein sechshundert Meter langes Seil besaß. Die Wände dieses Canyons zu erklimmen war ein Ding der Unmöglichkeit. »Sie sind beinahe ebenso glatt wie das Hinterteil meiner Geliebten.«
    Auf der anderen Seite der niedrigeren Berge erhob sich ein Klotz, der bis an den Fluß heranreichte. Selbst wenn es einem Menschen gelingen mochte, diese Höhen zu erklimmen und aus dem Tal herauszukommen, mußte er eine mörderische Strecke von über achtzig Kilometern durch unwirtlichstes Gebiet hinter sich bringen.
    Und danach hätte er immer noch das Tal zu bezwingen, das sich durch den Polarwall zog.
    »Ginnungaabgrund«, sagte Jill.
    »Wie?« fragte Firebrass.
    »Aus der nordischen Mythologie. Der Urabgrund, in dem Ymir, das erste Lebewesen, der Vorfahr der bösen Rasse der Riesen, geboren wurde.«
    Firebrass schnaubte und erwiderte: »Nächstes Mal wirst du mir noch erzählen wollen, daß der See von Dämonen bevölkert wird.«
    Obwohl er äußerlich unbeeindruckt wirkte, war Jill davon überzeugt, daß er lediglich eine Maske trug. Es sei denn, er hatte übermenschliche Nerven, war gegen Streß gefeit, sein Adrenalinspiegel blieb konstant und sein Blutdruck ging nicht hoch. Ob er nicht der gleichen Ansicht war wie sie, nämlich daß es besser wäre, das Steuer einem etwas erfahreneren Piloten zu übergeben? Möglicherweise waren die Reflexe und das

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