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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Reise heiratete er Teddy. Nach der Hochzeit verließen sie die Stadt auf der Stelle und nahmen den Zug nach Terre Haute. Es hatte James stets großen Spaß gemacht, seinen ältesten Sohn damit aufzuziehen, daß er eigentlich vorgehabt hatte, ihn >Pullman< zu nennen. »Du wurdest in einem Zug empfangen, Pete, und da dachte ich, es wäre eine nette Idee, dir einen Namen zu geben, der dich an dieses Ereignis erinnert. Aber deine Mutter hatte etwas dagegen.«
    Peter hatte keine Ahnung, ob er seinem Vater diese Geschichte glauben sollte oder nicht. Er war ein bekannter Witzbold. Davon abgesehen konnte er sich einfach nicht vorstellen, daß seine Mutter sich irgendwann einmal mit ihm gestritten haben sollte. James war ein kleiner Mann gewesen, aber gleichzeitig hatte er auch den typischen Hahn dargestellt, der auf dem Hühnerhof die Entscheidungen trifft. Ein häuslicher Napoleon.
    Es war dieser Reihung von zufälligen Ereignissen zu verdanken, die dafür gesorgt hatten, daß aus der Möglichkeit Peter Frigate eine tatsächliche Existenzform geworden war. Hätte der alte William sich nicht dazu entschlossen, seinen Sohn mit nach Kansas City zu nehmen; hätte James sich nicht mehr von einem Sodagetränk statt einem Bier angezogen gefühlt; hätte das Mädchen nicht das Colaglas umgestoßen, so würde es jetzt keinen Peter Jairus Frigate geben. Zumindest nicht das Individuum, das jetzt seinen Namen trug. Wenn die Ejakulation seines Vaters verfrüht eingesetzt oder er ein Verhütungsmittel verwendet hätte, wäre er, Peter, niemals geboren worden. Wenn es aus irgendwelchen Gründen in jener Nacht nicht zum Geschlechtsverkehr gekommen wäre, hätte das Ei sich vielleicht gelöst und wäre den Weg in eine Menstruationsbinde gegangen.
    Und was war mit dem einen Samenfädchen, dem einen von 300.000.000, dem es gelungen war, all die anderen zu schlagen und als erstes das Ei zu befruchten?
    Möge der Beste gewinnen. Und so war es schließlich auch gewesen. Aber es war knapp, verteufelt knapp gewesen, und ihm lief es kalt über den Rücken, wenn er so darüber nachdachte.
    Denn schließlich hatte es Scharen von Brüdern und Schwestern in potentio gegeben, die nicht mehr zum Zuge gekommen waren. Sie waren alle gestorben, weil sie das Ei entweder zu spät oder gar nicht erreicht hatten. Welch eine Verschwendung von Fleisch und Geist. Ob einer der anderen Samenfäden das gleiche Potential an Vorstellungsgabe und Schreibtalent aufgewiesen hätte wie er? Oder hatten sich diese Kräfte im Inneren des Eies befunden? Oder waren sie durch eine Fusion von Sperma und Ei zustande gekommen, in dem beide Teile für eine Genverbindung sorgten, die zusammenpassen mußte? Was seine drei Brüder anbetraf, so hatten sie keine schöpferische und nur wenig passive Vorstellungskraft; seine Schwester besaß zumindest bis zu einem gewissen Grad Fantasie. Sie mochte zwar Fantasy und Science Fiction, verspürte aber nicht den Drang zum Schreiben. Was war für diesen Unterschied verantwortlich?
    Ihr Umwelt konnte dafür keine Erklärung liefern, denn seine Geschwister waren der gleichen Beeinflussung ausgesetzt gewesen wie er selbst. Sein Vater hatte sich eine Bibliothek von kleinen, in Kunstleder gebundenen Büchern angelegt, deren Reihenbezeichnung ihm entfallen war. Auf jeden Fall war sie in den Zeiten seiner Kindheit eine populäre Heimbibliothek gewesen. Seine Geschwister hatten sich von den Geschichten in diesen Büchern nicht faszinieren lassen. Sie waren weder vernarrt in Sherlock Holmes gewesen, noch in Irene Adlers Ein Skandal in Böhmen. Sie hatten weder mit dem Monster in Frankenstein sympathisiert, noch mit Achilles vor den Mauern der Stadt Troja gekämpft. Odysseus und seine Irrfahrten hatten sie ebenso wenig beeindruckt wie die Reisen des Helden in Wells’ Die Zeitmaschine. Sie hatten kein Interesse daran gehabt, mit Olaf Stapledon auf eine Sternenreise zu gehen und sich auch keine Sorgen um Natty Bumppo gemacht, wenn ihm die Mohikaner auf den Fersen waren. Und das gleiche Desinteresse hatten sie auch den anderen Büchern gegenüber an den Tag gelegt, die seine Eltern ihm gekauft hatten: Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Die Schatzinsel, Tausendundeine Nacht und Gullivers Reisen. Sie waren nicht einmal in der kleinen Bibliothek gewesen, in der Peter seine ersten Schätze ausgegraben hatte: Frank Baum, Hans Christian Andersen, Andrew Lang, Jack London, Arthur Conan Doyle, Edgare Rice Burroughs, Rudyard Kipling und Henry Rider Haggard. Und nicht

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