Das Dunkle Muster
deswegen…«
»Aufgrund der Beeinflussung in der Kindheit…«
»Genau. Aber auf dieser Welt traf ich ein Wesen, das sagte, daß so etwas wie eine Seele wirklich existiere. Und ich hatte den positiven Beweis, daß es ein Leben nach dem Tode gibt. Dennoch fragte ich mich, ob es möglich sei, daß man mich auf den Arm nehmen wollte. Was, wenn einer meiner Nachbarn sich nur verkleidet und mir einen Streich gespielt hatte? Wenn ich ihm glaubte, könnte ich mich am nächsten Tag eventuell dem allgemeinen Gelächter aussetzen. Wie, hätten die Leute gefragt, de Bergerac, der Rationalist und Atheist, läßt sich von einer solch phantastischen Geschichte von seinem Pfad abbringen?
Aber gleichzeitig fragte ich mich, wer mir dies hätte antun sollen. Ich kannte niemanden, der für ein derartiges Unternehmen ein Motiv gehabt hätte, von der Ausrüstung gar nicht zu reden. Und was war mit der Droge, die Livy in einen Tiefschlaf versetzt und mich teilweise paralysiert hatte? Von einer solchen Droge hatte ich nie gehört. Und ich fragte mich, welcher Witzbold praktisch genug veranlagt war, um diese dunkle Kugel basteln zu können, die den Kopf des Fremden umgeben hatte? In meiner Hütte hatte gerade soviel Helligkeit geherrscht, um erkennen zu können, daß sie schwarz und undurchsichtig gewesen war. Und doch…
Aber dann, als wisse er plötzlich, daß ich ihm mißtraute, gab er mir eine Linse aus einem mir unbekannten Material. >Halten Sie dies vor Ihr Auge<, sagte er, >und werfen Sie einen Blick auf Livy.<
Ich tat es und schnappte überrascht nach Luft. Direkt über ihrem Kopf befand sich ein pulsierender vielfarbiger Globus, der hell glänzte, als leuchte er aus sich selbst heraus. Er drehte sich im Kreis, zog sich zusammen und wurde größer und streckte von Zeit zu Zeit Arme aus Licht aus, Tentakel, die sich schließlich wieder in den Globus zurückzogen und anderen Platz machten.
Das Wesen streckte den Arm aus und wies mich an, die Linse wieder in seine Hand zurückzulegen. Obwohl es kein Wort dabei sagte, wußte ich, daß es nicht wünschte, dabei von mir berührt zu werden. Natürlich gehorchte ich diesem unausgesprochenen Befehl.
Der Fremde ließ die Linse wieder unter seinem Umhang verschwinden und sagte: >Was Sie da gerade gesehen haben, ist das Wathan. Der unsterbliche Teil eines Menschen.< Und er fuhr fort: >Ich habe ein paar von euch ausgesucht, um mir im Kampf gegen das Böse, das meine Leute planen, beizustehen. Sie und Livy habe ich aufgrund Ihrer Wathans ausgewählt. Wir können, müssen Sie wissen, ein Wathan ebenso leicht lesen wie Sie ein Bilderbuch. Der Charakter einer Persönlichkeit wird von ihrem Wathan reflektiert. Vielleicht ist >reflektiert< das falsche Wort, denn das Wathan ist der Charakter. Aber ich habe jetzt keine Zeit, um Ihnen all das zu erklären. Tatsache ist, daß nur ein Bruchteil der Menschheit das letzte, das höchste und ersehnte Stadium der Wathanschaft erreichen wird, wenn man ihr nicht mehr Zeit zubilligt.<
Dann skizzierte er mir kurz das, was man von jedem Chancisten im Detail erfahren kann: Das unvollkommene Wathan eines Toten durchwandert für immer den Weltraum. Obwohl es alles enthält, was den Menschen einst ausgemacht hat, besitzt es doch kein Bewußtsein. Lediglich vollkommene Wathans sind sich ihrer Existenz bewußt, und dieses Stadium wird nur von denjenigen erreicht, die bereits während ihres Lebens eine hohe ethische Perfektion erlangten. Oder zumindest eine solche, die der Perfektion recht nahe kommt.
>Was?< fragte ich. >Die höchste Belohnung für ein ethisch perfektes Bewußtsein soll es sein, wie ein Geist durch den Weltraum zu wandern, wie ein kosmischer Handball gegen die Wände des Universums zu prallen, hin und her geschleudert zu werden, sich dieses schrecklichen Zustands bewußt zu sein und dennoch mit niemandem mehr kommunizieren zu können? Halten Sie das für einen erstrebenswerten Zustand?<
>Sie sollen mich nicht unterbrechen<, erwiderte der Fremde. >Hören Sie zu! Wer die perfekte Wathanschaft oder Enchschaft erringt, geht hinaus. Er bleibt nicht in dieser Welt. Er verläßt sie!<
>Und wo<, fragte ich, >ist dieses hinaus?<
>Wenn man hinausgeht, ist das gleichbedeutend mit der Aufnahme in das Überwathan, man wird eins mit der einzigen Realität. Oder man wird Gott, falls Sie die Absicht haben, die Realität mit diesem Namen zu belegen. Man wird zu einer Zelle Gottes und erfährt die ewige und endliche Ekstase, Gott zu sein.<
Obwohl ich jetzt
Weitere Kostenlose Bücher