Das Dunkle Muster
Sicherheit), daß ihr Tod nicht mehr rückgängig zu machen war. Allem Anschein nach war die Zeit der Wiedererweckungen vorbei. Verstorbene Personen erwachten nicht länger am nächsten Tag in einer anderen Umgebung.
Bevor sie allerdings zuließ, daß die Trauer ihre Sinne zerfraß, hatte Jill jeden einzelnen der Mörder mit einem wohlgezielten Pfeilschuß niedergestreckt. Wenn Fatima keine Chance mehr erhielt, sollten auch diese Verbrecher nicht mehr leben.
Erst Jahre später hatte sie erfahren, daß man irgendwo stromaufwärts beabsichtigte, ein Luftschiff zu bauen. Sie hatte nicht gewußt, ob das stimmte oder nur ein Gerücht war, aber schließlich gab es Möglichkeiten, das herauszufinden.
Und jetzt war sie hier, und es hatte sie eine beschwerliche Reise gekostet.
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Aus dem Täglichen Hörrohr, einem Fünf-Seiten-Nachrichtenblatt. Herausgeber und Verleger: Der Staat Parolando. Redaktion: S. C. Bagg. Über der oberen linken Ecke (über der Schlagzeile) steht wie immer:
CAVEAT LECTOR
Laut Gesetz ist der Leser dazu verpflichtet, diese Zeitung einen Tag nach dem Empfang in einem öffentlichen Recycling-Faß zu hinterlegen. In Notfällen darf sie auch als Toilettenpapier verwendet werden. Für Unternehmungen dieser Art empfehlen wir in erster Linie die Seite mit unserer Leserbriefspalte. Der erste Verstoß gegen diesen Rat kostet Sie eine öffentliche Rüge; der zweite die Beschlagnahme jeglichen Fusels, Tabaks und Traumgummis für eine Woche; der dritte die permanente Verbannung.
In der Rubrik Neu bei uns Zuhause lesen Sie heute:
JILL Gulbirra
Wir erlauben uns, im Gegensatz zu vielen anderen, die ihr dringend raten, ihren Entschluß noch einmal zu überdenken, unsere neue Bürgerkandidatin auf das herzlichste willkommen zu heißen. Es war am letzten Sonntag, als dieser strahlende Sonnenschein unsere ärmlichen Hütten erleuchtete, der aus dem frühmorgendlichen Nebel auftauchte und vier unserer prominentesten Köpfe einfach ansprach. Ungeachtet ihres momentanen geistigen Zustandes und aller möglicherweise vorhandenen lüsternen Gedanken (zwei Faktoren, die einem das Denken nicht gerade leicht machen) gelang es dem Quartett schließlich doch noch in Erfahrung zu bringen, daß ihr unerwarteter Besucher eine Reise von ungefähr 32.000 Kilometern zurückgelegt hatte, und zwar ganz allein in einem Kanu, ohne einmal vergewaltigt worden oder ertrunken zu sein – und all dies mit der Absicht, herauszufinden, ob es wirklich stimmt, daß wir ein Luftschiff bauen wollen. Obwohl sie nicht offen verlangte, sie müsse Kommandant des Schiffes werden, ließ sie dennoch niemanden im Zweifel darüber, daß es zu unser aller Bestem wäre, wenn sie diesen Posten erhält.
Nach einigen Schlucken jenes göttlichen Produkts aus Kaledonien jedoch gelang es dem Quartett, sich zumindest teilweise von diesem Attentat zu erholen. (Ein Zeuge beschreibt ihr Erscheinen als »amazonenhaft, mit stählernen Nerven und soviel Mumm in den Knochen, wie ich es bei keiner Frau, die diesen Namen verdient, je gesehen habe«.)
Natürlich fragten die phantastischen Vier sie nach ihren Qualifikationen, die sie bereitwilligst offenbarte und die – vorausgesetzt, sie stimmen – in der Tat recht beeindruckend sind. Ein anderer prominenter Bürger, zu diesem Thema von unserem gewieften Reporter Roger »Nellie« Bligh um seine Meinung gebeten, ließ durchblicken, daß sie eben das ist, was sie zu sein scheint. Obwohl er sie während seiner terrestrischen Existenz nie persönlich getroffen hat, hat er über sie in vielen verschiedenen Periodika gelesen und sie sogar einmal im Fernsehen (eine Erfindung des mittleren zwanzigsten Jahrhunderts, die kennenzulernen dem nicht lange genug lebenden Redakteur nach allem, was er darüber gehört hat, glücklicherweise erspart wurde) gesehen.
Es scheint tatsächlich, daß diese Frau, obwohl sie äußerlich wenig Ähnlichkeit mit der irdischen Jill Gulbirra aufweist, nicht zu den zahllosen Hochstaplern gehört, die sich wie eine Pestseuche in unserem Flußtal ausbreiten.
Das Büro für angewandte (manche sagen >überflüssige<) Statistik war so freundlich, uns mit folgenden Informationen unter die Arme zu greifen: Gulbirra, Jill (ohne zweiten Vornamen). Weiblich. Taufname: Johnetta Georgette Redd. Geboren am 12. Februar 1953 in Toowoomba, Queensland, Australien. Vater: John George Redd. Mutter: Marie Bronze Redd. Vorfahren: Schottisch-irisch, französisch (jüdisch), australische
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