Das Dunkle Netz Der Rache
Sie wandte sich von ihm ab. In Richtung Auto.
»Was …« Seine Stimme brach. »Was hast du vor?«
Sie blieb stehen. Starrte ihn ungläubig an. »Was glaubst du, was ich vorhabe, du mörderischer Mistkerl?« Sie drehte sich auf dem Absatz um.
Er schnappte sich einen faustgroßen Stein. Es war dunkel hier unten, unterhalb des Lichts und Tumults am Hoteleingang. Aber selbst in der Dunkelheit konnte er noch werfen. Er war immer ein guter Werfer gewesen.
Der Stein traf sie hart, direkt hinter ihrem linken Ohr. Sie schlug dumpf auf den Boden auf. Er lief zu ihr hinüber. Hob sie hoch und warf sie sich über die Schulter. Er zögerte nicht, wie er es heute Nachmittag getan hatte. Es gab eindeutig nur eine Möglichkeit. Und was konnte ihm gelegener kommen als ein Brand? Shaun schlich sich an den Feuerwehr-und Notarztwagen vorbei zur hinteren Seite des Hotels. Er musste nur hineingelangen, irgendwo jenseits des Haupteingangs, und sie in die Flammen werfen.
Er brauchte nicht mehr als fünf Minuten. Dem Licht und Aufruhr ausweichend, entdeckte er einen Nebeneingang, der von einem Chrom-und Gummi-Stopper offen gehalten wurde. Er ließ Millie von seiner Schulter in seine Arme gleiten. So war sie schwerer, und es war weit weniger bequem, aber damit erweckte er die Illusion eines Mannes, der eine Frau in Sicherheit brachte.
Er ging den Flur entlang. Er konnte das Feuer hören – ein prasselndes, saugendes Heulen. Die Luft war heiß und rauchgeschwängert. Er kam an der Tür zu einem Konferenzraum vorbei und erkannte, wo er sich befand. Im Flur zum Ballsaal. Konnte er in den Konferenzraum neben dem Ballsaal schlüpfen und sie durch die Tür schubsen?
»Hey, Sie!« Eine seltsam erstickte Stimme.
Shaun blickte auf. Ein Feuerwehrmann, dessen Gesicht hinter der Maske und dem Visier nicht zu erkennen war, versperrte das Ende des Flurs. Er hatte eine Axt in der Hand und einen Sauerstofftank auf dem Rücken. »Sie müssen hier verschwinden. Dieser Bereich ist nicht sicher.«
Shaun nickte. Er drehte sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Er würde draußen vor der Tür warten, bis der Feuerwehrmann weiterzog, und sie dann zurückschaffen. Vielleicht nach oben, über den Ballsaal. Ihr noch ein paar über den Schädel ziehen und behaupten, sie hätte eine Rauchvergiftung. Selbst wenn das Feuer sie nicht erwischte, wer würde davon erfahren?
»Hey!« Wieder die erstickte Stimme. »Das Mädchen!«
Shaun blickte hinunter. Millies Kopf baumelte hin und her, und ihr langes blondes Haar schleifte über den Orientteppich.
Er ging weiter.
»Halt!«
Er ging schneller. Hinter sich hörte er das Geräusch rennender Füße. Er begann zu laufen, aber selbst sein athletischer Körper erreichte mit einer siebzig Kilo schweren Frau in den Armen keine Spitzengeschwindigkeiten.
Der Angriff des Feuerwehrmanns schickte ihn auf den Teppich. Das Mädchen prallte auf und rollte weiter, blieb schließlich auf dem Rücken liegen, den Kopf zur Seite geneigt.
Eine Hand krallte sich in sein Jackett und drehte ihn um. Der Feuerwehrmann setzte seine Axt mit der Klinge nach unten auf Shauns Brustbein. Mit der anderen Hand schob er das Visier hoch und zerrte seine Sauerstoffmaske herunter.
Shaun runzelte die Stirn. Es war … es war … er zwinkerte. Ed Castle, der Typ, der ihn mit Pulpe belieferte.
»Was«, sagte Ed Castle, »machen Sie da mit der Studienfreundin meiner Tochter?«
21:40 Uhr
Russ hatte soeben das Gespräch beendet, in dem Lyle MacAuley ihm über den Großbrand in der alten Fabrik von Reid-Gruyn Bericht erstattet hatte. Er wandte sich an die soeben eingetroffenen Officer Mark Durkee und Noble Entwhistle. »Was ist die Feuerversion von ›es regnet nicht, es schüttet‹?« Mark zuckte die Schultern. »Okay«, sagte Russ. »Wir müssen eine Art von Verkehrskontrolle einrichten. Ich will, dass ihr …«
Jemand packte ihn an der Schulter. Er drehte sich um und erkannte John Huggins. »Hey«, grüßte Huggins. »Ich hab grad einen Funkspruch von einem meiner Jungs gekriegt. Er braucht Sanitäter und die Polizei.« Er deutete zum Rand des Hotels. »Geht da rum. Die zweite Tür. Sie ist offen.«
Huggins stürmte davon, ehe Russ mehr in Erfahrung bringen konnte. »Ihr habt den Mann gehört«, sagte er und zeigte auf Mark. »Auf geht’s.«
Aus den Augenwinkeln sah Russ, wie sich zwei Sanitäter der Einheit aus Corinth mit ihrer fahrbaren Trage und Notarztkoffern in Bewegung setzten. Er ließ Mark vorangehen, weil er dessen
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