Das Dunkle Netz Der Rache
das unter den Schritten raschelte, liebte die beißende Kälte und die Frostspuren auf Baumrinden und Kiefernzapfen. Hier und dort trug eine einsame Eiche noch ihr Herbstlaub, und er und Ed schoben sich durch die braunen ledrigen Blätter, während Eicheln unter ihren Stiefeln knirschten.
»So«, sagte Russ. »Haudenosaunee. Hier habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gejagt. Hast du gehört, ob die Gegend vielversprechend ist?«
Ed schüttelte den Kopf. »Für mich ist das eher Routine. Ich schlage Holz auf dem Besitz. Oder hab es zumindest. Nach heute Abend werden sie ihn für Holzfäller schließen.« Er warf Russ einen Blick zu. »Du weißt über das Geschäft Bescheid, das hier laufen soll?«
»Klar.« Russ trat über einen bemoosten Felsbrocken. »Irgendeine große Holzgesellschaft kauft den gesamten Besitz und übergibt ihn dann der Adirondack Conservancy Corporation. Ich muss zu der verdammten Feier heute Abend, bei der die Verträge unterschrieben werden.«
Eds Augenbrauen schossen in die Höhe. »Wie hast du das geschafft?«
»Linda ist eingeladen. Sie hat die ganzen Vorhänge für die Anlage geliefert.«
»Stimmt, stimmt, ja stimmt. Meine Älteste, Bonnie, näht für deine Frau, weißt du. Aber ich glaube nicht, dass sie auch eingeladen wurde.«
»Ich würde ihr meine Einladung geben, wenn ich mich drücken könnte. Unglücklicherweise hat Linda mich auf dem Kieker. Deshalb muss ich hin, im geliehenen Smoking, und mit einem Rudel Anzüge Small Talk machen.« Er sog tief die dünne kalte Luft ein. »Nicht gerade meine bevorzugte Art, einen Abend zu verbringen. Aber meine Frau lässt mir viele Freiheiten. Ich schulde es ihr.«
»Hab ich gehört.«
Erneut in Schweigen verfallend, gingen sie weiter, während ihre Blicke nach einem verräterischen weißen Aufblitzen oder Anzeichen einer Spur suchten. Die Dämmerung war angebrochen, und rosig goldenes Licht schimmerte im Osten über den Baumwipfeln, ein Leuchten hing in der Luft. Die Hirsche würden unterwegs sein zu ihren Ruheplätzen, hier und da eine Pause einlegend, um zu äsen, ehe sie sich zurückzogen, um den Tag zu verschlafen.
Hinter einem Hang öffnete sich der dichte Wald zu einer langgestreckten Lichtung. Auf verrottenden Stümpfen wucherten Schösslinge und Pilze, und unter dem Frost war das Gras noch immer üppig und grün. Spindeldürre Birken und Ahornbäume schimmerten in der Dämmerung. Der Wald säte sich neu aus.
»Das war ich«, sagte Ed. »Hab ich vor acht Jahren geschlagen.« Er wies nach oben. »Ging die ganze Strecke rauf, zwischen den beiden Hügeln.«
»Wie viele Morgen sind es?«
»Haudenosaunee? Zweihundertfünfzigtausend.«
Russ stieß einen Pfiff aus.
»O ja. Ist in den letzten Jahren mein bestes Gebiet gewesen. Früher hab ich in leicht zugänglichem Gelände Holz geschlagen, rauf bis Tenant’s Mountain, aber Global Wood Products hat das Ganze vor gut zehn Jahren aufgekauft. Wir haben seit den Zeiten meines Vaters und des alten Mr. van der Hoeven die jährlichen Rechte an Haudenosaunee gepachtet. Als ich noch jünger war, verstand ich nicht, warum mein Vater nicht mehr aus diesen Wäldern herausholte, er musste schließlich für die Lizenz bezahlen. Aber als ein Stück Land nach dem anderen für Holzfäller geschlossen wurde, war ich dankbar, dass er sich dieses Stück aufgespart hatte.«
»Die Gesellschaft, die das Land zur Erhaltung kauft, ist das nicht Global Wood Products?«
»Ihre amerikanische Tochter. Alle ausländischen Gesellschaften kaufen sich neuerdings amerikanische Tochterfirmen.«
»Warum schlagen sie das Holz nicht selbst?«
»Oh, in Zukunft werden sie das wohl irgendwann. Im Augenblick bringt ihnen die Steuerabschreibung mehr. So läuft es nun mal. Als Besitzer zahlst du sechs, sieben Dollar Grundsteuer pro Morgen Wald. Für Haudenosaunee sind das rund zweihunderttausend Dollar im Jahr. Und der Besitzer zahlt, egal, ob er Holz fällt, Ferienhäuser baut oder nur den Blättern beim Fallen zusieht. Die Adirondack Conservancy Corporation ist begeistert, wenn sie solche Riesenstücke Land in die Finger kriegt. Aber sie kaufen nicht gern, es sei denn, der Besitzer kann ihnen einen saftigen Nachlass geben. Also tut sich die Conservancy mit einem Konzern wie Global Wood Products zusammen. Der Konzern kauft das Land und überträgt der ACC die Entwicklungsrechte. GWP schreibt das Geld von der Steuer ab, und die Conservancy rettet den Wald vor Typen wie mir, wie sie sagen würden.«
»Warum schlägt
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