Das Dunkle Netz Der Rache
will nicht, dass sie sich Sorgen macht.«
»Ja, du bist ein Heiliger, na klar.«
Yablonski trat einen Schritt zurück und machte Mark Platz, um Randy aus der Tür zu manövrieren. »Hey«, meinte er. »Hat euch schon mal jemand gesagt, wie ähnlich ihr euch seht?«
»Nein«, erwiderte Mark. In Wahrheit passierte das häufiger, und es machte ihn jedes Mal rasend. Ja, er und sein Schwager waren beide über einsachtzig. Und beide trugen sie ihre dunklen Haare kurz, Mark streng nach hinten gekämmt wie in der Zeit an der Polizeiakademie, Randy in einem aggressiven Weißer-Mann-Stoppelschnitt. Und beide waren ziemlich muskulös, Mark dank seines regelmäßigen Trainings an den Sportgeräten im Keller, Randy vom Schwingen der Kettensäge und dem Entladen von Containern und allen anderen schweren Arbeiten, die er finden konnte, um seine Zigaretten zu finanzieren. Aber man musste nur die Tätowierungen betrachten, die sich um Randys Arme wanden, seine idiotische Yankees-Kappe, die über die Unterhosen rutschenden Jeans. Nichts könnte Marks adrettem Auftreten unähnlicher sein, wie er jedem versicherte, der meinte, darüber schwätzen zu müssen, wie unglaublich ähnlich sich die Männer der Bain-Schwestern sahen.
Er verfrachtete Randy in den Streifenwagen und ging zur Fahrerseite. Yablonski wartete noch immer im Eingang. Mark blieb stehen. »Danke, dass er hierbleiben durfte«, sagte er mürrisch. Was immer er auch von Randys Genossen halten mochte, Yablonski hatte Randy davon abgehalten, betrunken zu fahren. Das war ein Danke wert. »Tut mir leid, dass ich dich so früh geweckt habe. Ich war gerade auf dem Heimweg nach der Schicht. Das war die einzige Gelegenheit, ihn abzuholen.«
»Kein Problem. Ich wollte heute sowieso jagen gehen. Wegen dir bin ich nicht noch später aufgestanden.«
Mark nickte. Er glitt hinter das Steuer des Streifenwagens und warf seine Mütze auf Randys Schoß. »Nicht draufkotzen«, warnte er, während er rückwärts aus der Einfahrt stieß.
»Ich muss nicht kotzen.«
»Du siehst aber aus, als ob du kotzen müsstest.«
»Ich muss nicht kotzen.«
Randy stank nach kaltem Zigarettenrauch und schalem Alkohol. Mark steuerte schweigend aus der Stadt. Auf der Fahrt nach Westen, in Richtung der Berge, explodierte die aufgehende Sonne im Rückspiegel. Er verstellte den Spiegel und kurbelte das Fenster herunter. Kalte Luft schlug ihm ins Gesicht. Randy murmelte irgendetwas.
»Was?«
»Ich hab danke gesagt. Fürs Einsammeln. Ich hab gestern Abend irgendwie Scheiße gebaut.«
Mark erwog, ihn darauf hinzuweisen, dass Randy schon vor gestern Abend beträchtliche Scheiße gebaut hatte, angefangen mit dem Verlassen der Schule am Ende der zehnten Klasse.
»Ich verliere meinen Job.«
»Welchen?«
»Die Arbeit für Castle Logging. Der alte Mann hat gestern Morgen angerufen. Sagte, es täte ihm leid, aber er könnte es sich nicht leisten, oben im Norden zu schlagen. Deshalb will er den Holzhandel verkaufen. Sagt, er stellt mir ein gutes Zeugnis aus, wenn ich eine Stelle bei einem anderen Holzfäller finde.«
»Gott. Tut mir leid, das zu hören.« Randy arbeitete als Holzfäller, sobald der Waldboden hart genug gefroren war, um das Gewicht der Laster zu tragen, bis das Tauwetter die Erde so aufweichte, dass die schweren Fahrzeuge auf den Wegen steckenzubleiben drohten. Gewöhnlich von Ende November bis April. Eine Absage so kurz vor Beginn der Saison machte es schwierig, einen Job bei einer anderen Mannschaft zu finden. »Weiß Lisa Bescheid?«
»Ja.«
»Was hat sie gesagt?«
»Sie sagt, ich würde schon was finden.« Er schlug mit zittriger Faust gegen den Türrahmen. »Was finden. Was denn? Im Winter gibt’s hier doch nichts außer Holzfällen.«
»Verschone den Wagen. Der gehört mir nicht.« Mark bog von der Old Route 100 auf einen Feldweg ab, der ihm fünf Minuten Fahrt zu den Schoofs sparte. Sie waren so weit von Marks und Rachels Haus in Cossayuharie entfernt wie nur möglich, in den Bergen mitten im Adirondack State Park. »Hier gibt es im Winter eine Menge Arbeit. Im Einkaufszentrum …«
»Für den Mindestlohn und ein, zwei Dollar obendrauf. Mit Holzfällen macht man sechzehntausend pro Saison. Es gibt keinen anderen Job, bei dem ich so viel Geld verdienen kann.«
»Warum versuchst du nicht, wieder in der Fabrik zu arbeiten?«
»Reid-Gruyn? Gott, denen geht’s genauso schlecht wie den Holzfällern. Außerdem würden sie mich wieder in die Nachtschicht stecken, so wie damals, als ich
Weitere Kostenlose Bücher