In letzter Sekunde
Ein Stück weiße Kreide
Justus Jonas trat schnaufend in die Pedale. Auf keinen Fall wollte er zu spät auf dem Marktplatz von Rocky Beach ankommen. Um halb zehn waren die drei ??? mit Bobs Vater am Brunnen von Fred Fireman verabredet. Um Punkt halb zehn, denn der berühmte Sammler Mr Pim, mit dem Bobs Vater ein Interview für die Los Angeles Post führen wollte, hatte auf ihr pünktliches Erscheinen besonderen Wert gelegt. Kurz vor zehn sollte sein Privatzug in den kleinen Bahnhof von Rocky Beach einrollen. Dann würde Mr Pim Bobs Vater und die drei ??? in Empfang nehmen. Mittlerweile klebte Justus sein rotes T-Shirt am Körper. Zum Glück war er gleich da. Justus war wirklich gespannt. »Dieses Interview«, hatte Bobs Vater schmunzelnd erzählt, »wird das größte, das ich je geführt habe! Und wisst ihr, warum? Mr Pim sammelt von allem, was es auf der
Erde gibt, nur das Größte. Das größte Auto. Das dickste Buch. Er besitzt sogar das größte Dinosaurier skelett aller Zeiten!« Natürlich waren die drei ??? sofort neugierig geworden und hatten so lange gebettelt, mitkommen zu dürfen, bis Mr Andrews den Sammler gefragt hatte. Mr Pim hatte natürlich nichts dagegen gehabt. »Neugier«, hatte er zu Bobs Vater gesagt, »ist der Anfang meiner eigenen Samm elleidenschaft gewesen! Neugierige jung Menschen sind mir deshalb immer willkommen!« Mit aller Kraft warf sich Justus für die letzten
Meter noch einmal in die Pedale, dann endlich bog er auf den Marktplatz ein. Er sah sich um. Am Brunnen mit der Bronzestatue von Fred Fireman standen bereits Bob Andrews und sein Vater.
»Hier sind wir!« Bob winkte fröhlich in der Morgensonne. Erschöpft ließ Justus sein Rad ausrollen und kam neben Bob zum Stehen.
»Puh, jetzt knurrt mir aber der Magen!« Sehn süchtig schielte Justus zu Porters Laden hinüber. Aber leider war die Zeit zu knapp, um schnell hinüber zu laufen und ein paar Sandwiches zu kaufen. Also wühlte Justus auf der Suche nach etwas Essbarem in seinen Taschen. Doch obwohl sich dort normalerweise zumindest ein paar halbe Kekse, Bonbons oder wenigstens ein Kaugummi finden ließen, förderte er diesmal nichts weiter zu Tage als eine halbe Rolle Bindfaden, ein paar zerknickte Abziehbilder und ein Stück weiße Kreide. Bob grinste seinen Freund an. »Willst du jetzt etwa Kreide essen, wie der Wolf im Märchen?« Justus warf ihm einen empörten Blick zu. »Die Kreide habe ich gefunden, als ich Onkel Titus gestern beim Aufräumen geholfen habe. Man weiß nie, wozu sie noch nützlich sein kann!« Justus lebte bei seiner Tante Mathilda und seinem Onkel Titus, seit er fünf Jahre alt war. Damals waren seine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sein Onkel Titus betrieb einen Schrottplatz. Und oft halfen J ustus und seine Freunde dort gegen eine Aufbesserung ihres Taschengeldes beim Aufräumen. Bob nickte. »Du hast ja Recht, Just, aber leider habe ich auch nichts zu essen dabei. Vielleicht lädt uns ja mein Vater nach dem Interview noch zu Kakao und Kuchen ein?« Justus lief das Wasser im Mund zusammen.
»Hör bloß auf, Bob, ich weiß schon jetzt kaum, wie ich das Interview durchstehen soll. Ich bin so schnell hierhergefahren, dass ich auch gleich mein gesamtes Frühstück im Schnelldurchgang verdaut habe.« Justus drückte sich gerne gewählt aus. Und auch, wenn Bob und Peter sich hin und wieder über seine gedrechselte Sprache lustig machten, war es immer wieder ein Erlebnis, Justus zuzuhören. Bobs Vater lachte. »Zumindest bist du pünktlich. Aber wo bleibt denn Peter? Es ist halb zehn. Ich will auf keinen Fall zu spät kommen. Mr Pim hat drei Mal betont, wie wichtig es ist, dass wir pünktlich sind.« Bob und Justus sahen sich um, aber weit und breit war von Peter keine Spur zu entdecken.
»Also Jungs, es tut mir Leid, aber wir müssen los!«, sagte Bobs Vater.
»Kein Problem, Mr Andrews, Peter kennt ja den Weg zum Bahnhof. Bestimmt hat er einfach verschlafen.« Justus schloss sein Fahrrad an. Dann machten sie sich auf den Weg. Aus der Bahnhofshalle drang e in lautes Tuten.
»Das ist bestimmt Mr Pims Zug!« Bob rannte los, sein Vater und Justus folgten ihm. In der alten Bahnhofshalle lief eben der Privatzug des Sammlers ein. Hinter einer schweren Lok waren fünfze hn oder zw anzig riesige Güterwaggons angekoppelt. Nur ein kleiner Teil des Zuges passte unter das Hallendach.
»Das
Weitere Kostenlose Bücher