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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Kommen am meisten gefürchtet hatten, wurden ganz ruhig. Seine Güte stand außer Zweifel, eine Güte, die in ihrer Aufrichtigkeit fast demütigend war. Er war neugierig und hoffnungsfroh, dass die neuen Bewohner Makkathrans erneut Erfüllung erlangt hatten, sodass sie seines Geleits zum Herzen teilhaftig werden durften.
    »Seht nur!«, schrie Marilee über den heulenden Wind.
    Edeard blickte in die Richtung, in die sie zeigte. Jeder Riss, jede Furche in der runzligen Haut des Turms war plötzlich von purpurrotem Lichtschein erfüllt, als würde in seinem Innern ein Feuer hinauflodern wie in einem Kamin. Dann sah er, dass die gebogenen Dornen auf der Spitze weißviolett glühten. Ihr Leuchten wurde immer heller und heller.
    »Edeard«, rief Finitans Longtalk, fest und stark. »Oh, Edeard, er erhört mich! Der Skylord erhört mich. Er wird mich mit sich nehmen! Edeard, ich reise ins Herz. Ich!«
    Im nächsten Moment verschwand die Turmspitze in einer grellen Lichtexplosion. Mächtige eisige Flammen zuckten zu dem Skylord empor. Edeards Fernsicht sah, wie Finitans Körper zu Asche wurde und in dem Sturm in alle Winde zerstob. Doch seine Seele stand fest. Edeard bedurfte keiner besonderen Fernsicht, um ihn wahrnehmen zu können, seine Spektralform war für jedermann deutlich zu sehen.
    Der alte Meister der Eiformergilde lachte voll Freude und hob seine ätherischen Arme, um von der Stadt und den Menschen, die er liebte, Abschied zu nehmen. Dann wurde er emporgetragen von den Flammen des Turms und eins mit dem tanzenden, den Skylord durchflutenden Chaos aus Licht.
    »Ich danke dir«, sagte Edeard zu dem Skylord.
    »Die Deinen erlangen wieder Erfüllung«, erwiderte der Skylord. »Das macht mich froh. So lange haben wir auf diese Zeit gehofft.«
    »Wir werden deine erneute Ankunft erwarten.« Lächelnd blickte Edeard zu der gewaltigen, in allen Regenbogenfarben schillernden Kreatur auf, die mit solch unfassbarer Leichtigkeit über ihnen allen schwebte.
    Doch er war nicht der Einzige, der zu dem Skylord rief.
    »Nimm mich!«, begannen sie zu schreien, Hunderte und Aberhunderte von Alten und Kranken, die flehend ihre Longtalk-Stimmen erhoben.
    »Nimm mich mit.«
    »Geleite mich zum Herzen.«
    »Ich bin erfüllt.«
    »Ich habe ein gutes Leben gelebt.«
    »Nimm mich.«
    »Die meiner Art werden zurückkehren, um euch zum Herzen zu führen«, versprach ihnen der Skylord. »Seid bereit.«
    Als er die Stadt hinter sich gelassen hatte, begann der Skylord wieder aufzusteigen. Höher und höher schwang er sich über der Iguru-Ebene empor, bis er steil über den Donsori-Bergen aufsteigend den Himmel erklomm.
    Edeard versammelte seine Familie um sich, sodass sie gemeinsam seinem Aufbruch zusehen konnten. Er war sich sicher, dass er immer schneller wurde, während er an Höhe gewann. Bald schon flog er so rasch, dass es schwerfiel, ihn zu verfolgen, und mit jeder Sekunde wurde er kleiner.
    »Oh Papa«, gurrten die Zwillinge, als sie ihn umarmten.
    Edeard gab ihnen beiden einen Kuss. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so befreit und aufgeregt gefühlt zu haben. »Wir sind gerettet«, sagte er. »Unsere Seelen werden ins Herz eingehen.« Ich hab' gewonnen. Ich hab' es tatsächlich geschafft.
    Weit, weit über ihnen jagte der Skylord den Nebelflecken entgegen, schrumpfte dahin, bis er nur mehr ein heller Tagesstern war. Schließlich verschwand er gänzlich außer Sicht.
    Edeard winkte ihm zum Abschied hinterher. »Die ganze Welt wird, wenn wir uns wiedersehen, unsere Freude erfahren«, flüsterte er Finitan zu. Dann stieß er langsam die Luft aus und schaute sich um. So viele Menschen starrten noch immer in den vollkommen azurblauen Himmel, voller Sehnsucht, voller Ruhe, zufrieden. Es würde eine ganze Zeit dauern, bis in Makkathran wieder der Alltag einkehrte.
    »Du hattest recht«, sagte Macsen. »Waterwalker.«
    Kristabel sah Edeard mit tadelndem Blick an. »Wieso bist du gesprungen? Das war viel zu riskant.«
    »Jedenfalls dürften Yrance erst mal für 'ne Weile die Ideen ausgehen«, bemerkte Dinlay nicht ohne einen kleinen Schuss grausamer Befriedigung. »Daraus sollten wir Kapital schlagen.«
    Edeard begann, lauthals zu lachen.

4
    Das Morgenlicht kroch um die spitzen Wolkenkratzer im Zentrum von Darklake City und erhellte einen klaren Himmel mit einem leichten, von Westen her wehenden Wind.
    Im zweiundfünfzigsten Stockwerk des Bayview Tower blinzelte Laril in den grellen Schein der aufgehenden Sonne, der direkt durch das

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