Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
indessen befanden sich Ränge von Sitzen, genug, um bequem siebentausend Zuschauer unterzubringen. Das Arenafeld ganz unten war für so ziemlich jede Art von Veranstaltung geeignet, von Konzerten über Rennen und Schauwettkämpfe bis zu Barockfestspielen. Rund um die Kegelspitze des Stadions zog sich ein breiter, ebener Rand, der einer Umzäunung aus zweihundert Jahre alten Redkabäumen Platz bot, mächtige Stämme mit weit ausladendem Geäst, über und über mit geringelten und wattigen, satt weinroten Blättern bedeckt.
Larils Taxikapsel setzte auf einem öffentlichen Landefeld im Schatten der Bäume auf. Umgehend überprüfte er das Areal mit seinem biononischen Feldscan. Es war eine der Funktionen, mit denen er sich relativ gut auskannte, und während des Taxiflugs hatte er die Parameter verfeinert. Als er ausstieg, statteten die Biononics ihn bereits mit einem schwachen Kraftfeld aus. Er trug einen schwarz-blauen Togaanzug mit starkem Oberflächenschimmer, sodass von seiner Abschirmung mit bloßem Auge nichts zu erkennen war. Die Scanfunktion war direkt mit der Kraftfeldsteuerung verbunden. Sobald er irgendeine Bedrohung oder unbekannte Aktivität ausmachte, würde das Kraftfeld augenblicklich auf die stärkste Stufe schalten. Eine höchst sinnreiche Methode, die Laril neben den anderen Sicherheitsvorkehrungen, die er getroffen hatte, mit einiger Gelassenheit erfüllte.
Er ging die oberste Sitzreihe entlang. Währenddessen hielt sein U-Shadow sichere Verbindungen zu den Notfalltaxis und dem städtischen Stadion-Sensornetz aufrecht. Man bestätigte ihm, dass alles ruhig war. Wie mit Asom vereinbart, traf er als Erster am verabredeten Ort ein. Nirgendwo wartete eine böse Überraschung auf ihn.
Ein abschüssiges Gleitband brachte ihn durch die Zuschauerränge hinab zum Arenafeld. Dabei ließ er seinen Blick unentwegt durch den riesigen Betonkrater schweifen und hielt Ausschau nach etwaigen Anzeichen einer Bewegung. Doch abgesehen von einigen Reinigungsbots, die sich langsam durch die Sitzreihen arbeiteten, war nirgendwo etwas zu sehen.
Als er unten war, dehnte er noch einmal seine Feldscanfunktion aus. Keine Unregelmäßigkeiten, keine ungewöhnlichen Technologien in einem Radius von fünfhundert Metern. Es sah ganz so aus, als würde Asom sich an seine Grundregeln halten. Laril lächelte zufrieden. Alles lief bestens.
In dem Moment erregte eine Bewegung auf der anderen Seite des Felds seine Aufmerksamkeit. Jemand kam aus dem gähnenden Kabinengang für Künstler und Akteure. Sie war nackt. Nicht, dass dies auch nur ansatzweise etwas Erotisches gehabt hätte, nicht bei ihr. Ihr Körper wirkte wie ein in den Dunstschleier eines Togaanzugs gehülltes Gerippe. Zielstrebig schritt sie über das Gras auf ihn zu; zwei lange rote Stoffbänder wanden sich schlangengleich in ihrem Kielwasser.
»Asom?«, fragte Laril zögernd. Mit einem Mal wollte Laril dieses Treffen gar nicht mehr als eine so gute Idee erscheinen. Und es kam noch schlimmer. Ohne jede Vorwarnung fiel seine Verbindung zur Unisphäre aus, was theoretisch eigentlich unmöglich war. In der gleichen Sekunde schnellte Larils Kraftfeld hoch auf maximale Leistungsstufe. Er machte ein paar unentschlossene Schritte rückwärts, wirbelte dann herum und rannte los. Files in seinen Speicherlakunen zeigten bereits Fluchtwege zu den Notfalltaxis an, die er im Vorfeld ausgearbeitet hatte. Nur fünfzehn Meter entfernt befand sich eine Wartungsluke, die in ein Labyrinth von Versorgungstunneln führte. Dort unten konnte dieses skelettartige Frauen-Ding seine Spur ganz bestimmt nicht verfolgen.
Plötzlich tauchten zwischen den Sitzrängen vor ihm drei Männer auf; wie aus dem Nichts flimmerten sie ins Sein, als ihre einteiligen Einsatzanzüge ihren Tarneffekt deaktivierten.
Laril erstarrte. »Ozzieverdammte Scheiße«, ächzte er. Sein Feldscan zeigte an, dass jeder von ihnen über hochentwickelte Waffenenrichments verfügte. Und ihre Kraftfelder waren um einiges stärker als seins. Langsam setzten sie sich in seine Richtung in Bewegung.
Vom einen Augenblick auf den nächsten waren Larils Exosicht-Displays mit unbegreiflichen Quantenfluktuationen gespickt. Er hatte nicht einmal Zeit, den Mund zu öffnen und zu schreien, bevor das ganze Universum in Schwärze versank.
Noch nie hatte es so geringer Anstrengung bedurft, jemanden in eine Falle zu locken. Valean schämte sich fast ein bisschen dafür, wie leicht es gewesen war. Noch bevor sie in Darklake City gelandet
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