Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
aus ihnen heraussickerte. Schließlich wurden sie schwarz, versteiften sich und zerbröselten dann zu kleinen Flöckchen, die wie ein feiner Ascheregen herabrieselten.
Im Innern der grünen Gefängnisse hatten die Teammitglieder jetzt aufgehört, sich zu bewegen, was es leichter machte, sie zu erkennen. Laril sah, wie Valeans Beine nachgaben. Ein Schmierstreifen aus grünem Licht folgte ihr auf den Boden. Für einen Moment verharrte ihr Körper dort auf Händen und Knien, bevor ein weiterer Lichtblitz sie in eine liegende Position hinunterzwang. Das grüne Leuchten verblasste zu einer fast unsichtbaren Hülle. Laril beobachtete, wie ihre sonderbare Haut sich schwärzte; dann erlosch ihr Schimmern, um eine lederartige Epidermis zum Vorschein zu bringen. Die Pelle zog sich noch enger um ihr Gerippe. Risse entstanden, platzten auf und zähflüssige Körpersäfte quollen heraus, die auf den Holzdielen zu schmutzigen Pfützen gerannen.
»Oh Ozzie!« Laril schlug sich die Hand vor den Mund, als sich ihm der Magen umdrehte, und wandte den Blick ab. Jeden aus dem Accelerator-Team hatte das gleiche Schicksal ereilt wie Valean. »Was war das?«
»Das Alter«, erwiderte Paul. »Erwischt uns am Ende alle mal - es sei denn, man trifft Vorkehrungen.« Er kletterte aus seinem Sessel und ging zu Valeans ausgetrocknetem Leichnam hinüber. Die grüne Färbung war inzwischen verschwunden und durch ein flimmerndes Kraftfeld ersetzt. »Ich hab sie in einer Exotischer-Effekt-Zone akzeleriert, so eine Art Miniaturwurmloch. Für gewöhnlich benutzt man so was, um den Temporalfluss zu verzögern, aber die gegenteilige Wirkung lässt sich genauso leicht erzeugen. Man braucht dafür lediglich einen größeren Energie-Input. Tatsächlich fast ein bisschen wie bei der Leere.«
Laril hatte fast Angst zu fragen. Der Gedanke, wie es für Valean und ihre Agenten gewesen sein musste, in einem winzigen Kerker aus exotischer Kraft gefangen zu sein und endlose Tage in völliger Abgeschiedenheit zu ertragen, während draußen die Welt stillstand, war das schiere Grauen. »Wie lange?«
»Ungefähr zwei Jahre. Ihre Biononics waren nicht von schlechten Eltern, aber selbst die konnten sie nicht unbegrenzt am Leben erhalten. Normalerweise speisen sich die biononischen Organellen von Zellprotein und dem ganzen anderen schleimigen Zeug, das unter der Haut so rumfließt und kontinuierlich vom Körper nachproduziert wird. Aber in dem Temporalfeld haben sie keine neuen Nährstoffe bekommen. Was zu guter Letzt dazu geführt hat, dass ihren Biononics die Zellmoleküle ausgegangen sind. Am Ende wurden sie wie von einem Superkrebs von innen her aufgefressen, was den Hunger und die Dehydration noch schlimmer gemacht hat.«
Laril erschauderte. »Aber ihr Kraftfeld ist noch immer in Funktion.«
»Nein, das wird von meinem Verteidigungssystem generiert. Wer weiß, was für nette kleine Fallen sie zum Schluss noch bei sich selbst programmiert hat. Nur weil sie tot ist, heißt das nicht, dass sie ungefährlich ist.«
Einmal mehr baute sich die T-Sphäre auf, und die Leichen wurden aus dem Wohnzimmer teleportiert. Laril wollte gar nicht wissen, wohin sie geschafft worden waren. »Und wie geht's jetzt weiter?«, fragte er.
Paul grinste ihn gutgelaunt an. »Sie sind Gast meines Hauses, bis Araminta Sie anruft, oder auch nicht anruft und dies alles vorbei ist.«
»Oh.«
»Kopf hoch. Das hier ist dimensional gesehen eigentlich ganz interessant. Oder glauben Sie etwa, ich hätte die letzten tausend Jahre wirklich in ein und demselben Bungalow gehaust?«
»Äh ... Nein, ich würde sagen, davon gehe ich mal nicht aus.«
»Na bestens. Also, haben Sie schon gefrühstückt?«
Kaum hatte Paul Cramley ihren Anruf weitergeleitet, da projizierte Paulas Kabinenportal ein bizarres Gebilde aus orangeroten und türkisfarbenen Sinuswellen, die auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt zu undulierten. »Ich hätte wissen müssen, dass du dich für die Sache interessierst«, sagte sie.
»Ich hab' mich immer für Angelegenheiten der Menschheit interessiert«, entgegnete die SI.
»Erste Frage: Ist es dir möglich, die Barriere zu durchdringen?«
»Tut mir leid, nein. Wenn ANA es nicht kann, welche Hoffnung sollte da etwas so Antiquiertes wie ich haben?«
»Versuchst du gerade, mein Mitleid zu erregen?«
»Hast du welches?«
»Das wäre bei dir fehl am Platze. Aber zufälligerweise hab' ich welches. Für meine eigene Spezies.«
»Paula, bist du böse auf mich?«
»Ich teile ANAs
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